Re: Dekadenz und Retardierung
Geschrieben von Bonnie am 07. Oktober 2003 17:53:34:
Als Antwort auf: Dekadenz und Retardierung geschrieben von HotelNoir am 07. Oktober 2003 15:20:55:
Hallo Hotel,
das ist sehr gut zusammengefaßt.
Was mich jetzt interessiert, ist diese "Entwicklung" in die höheren Sphären wirklich gut für die Gesellschaft ?
Vielleicht ja, wenn es eben nur solche "hochentwickelten dekadenten" Gesellschaften gäbe, wo sich jeder mit seinen Wahrträumen und seiner Psychoanalyse beschäftigt und die abgespaltenen Anteile integriert.Aber solange es eine Konkurrenz gibt mit Völkern, die nicht so dekadent sind, hat diese dekadente Gesellschaft Nachteile und wird erobert. Oder wie siehst du das ?
Liebe Grüsse, Bonnie
>Hi zusammen,
>Der Begriff Dekadenz ist das Ergebnis einer bereits moralisierten Schau, was den Blick auf die tatsächlichen Prozesse trübt. Es ist eigentlich die Verwöhntheit nicht mehr sosehr ums Überleben kämpfen zu müssen, die wir für Dekadenz halten. Wir modernen Westler sind verwöhnt, können uns deshalb grosse Gefühle wie Mitgefühl leisten, Haustiere zu unseren Begleitern machen usw. Wir müssen unsere "Weichheit" nicht mehr abspalten, um zu überleben, wir können sie integrieren. Im krassen Fall können wir es z.B. zulassen, das wir lieber im anderen Geschlecht geboren wären.
>Vivre n'est pas survivre! Wir haben den Luxus uns nicht mehr so sehr ums Überleben kümmern zu müssen, dafür umso mehr darum was wir wirklich sind (Selbsterkenntnis). Dass dies mit einer Retardierung wie sie BBouvier so schön beschreibt, einhergehen kann, ist nicht weiter verwunderlich. Ja gerade diese Retardierung ist ein Zeichen von Entwicklung, auch wenn es paradox scheint. Aus der Psychologie kennt man das gut: Regression zur Konfliktbewältigung/Integration von einstmals abgespalteten Gefühlen. Diese Prozesse sind also wichtig, sowohl in der individuellen als auch in der kollektiven Entwicklung.
>Grüsse HotelNoir
>
- Re: Dekadenz und Retardierung HotelNoir 07.10.2003 19:21 (0)