Re: Zusatz zum Zusatz

Geschrieben von BBouvier am 04. Oktober 2003 11:49:56:

Als Antwort auf: Zusatz zum Zusatz geschrieben von Andreas am 04. Oktober 2003 02:00:15:


Lieber Andreas!

So ist es.
Revolutionen entstehen durchweg nicht,
(wie man meinen möchte), wenn es den Leuten schon länger schlecht geht.
Sowas hält eine Bevölkerung locker aus.
In Frankreich z.B. über Jahrhunderte.
Oder nimm England.

Aber man hat sehr schnell böse Unruhen, wenn
Hoffnungen enttäuscht werden.
(Reformversuche Ludwig XVI.)
Und da ist es relativ gleich, wie es den Leuten vorher ging.
Revolutionär verdächtig sind solche Systeme, in denen sich
die Leute daran gewöhnt haben, alles wird besser,
oder wenn ein Reformprozess von oben einsetzt, und die Menschen,
die sich noch mehr versprochen hatten, sich enttäuscht fühlen.

BB


>>Was völlig unerwähnt blieb ist die innenpolitische Situation Chinas. Man hört oder liest immer wieder das politische System wäre eher früher denn später dem Untergang geweiht. Ich behaupte: Es ist nicht das primäre Problem, dass eine kommunistische Regierung an der Macht ist, das Problem ist von fundamentalerer Natur. China macht eine Phase des wirtschaftlichen Wachstums durch.
>P. S.: Auch Nordkorea wird von einem autoritären, kommunistischen Regime gelenkt. Doch angesichts der relativen wirtschaftlichen Stagnation herrscht dort niemals dasselbe Mass an sozialer Dynamik (Land-Stadt Bewegungen, soziale Mobilität), welche revolutionsartige Zustände heraufbeschwört bzw. ist die Wahrscheinlichkeit einer Revolution geringer.
>Ein Kandidat für eine Revolution dürfte mit Sicherheit eines schönen Tages Saudi Arabien sein. Viele der Menschen sind es fast schon gewohnt vom Staat versorgt zu werden (keine Steuern, belastungsarme Arbeit in der staatlichen Verwaltung, philipinische De-facto-Sklaven im Haus). Die rapide wachsende Bevölkerung hat in Verbindung mit der nicht vorhandenen industriellen Basis (die Erdölindustrie ist m. W. nicht sehr arbeitskräfteintensiv) zu einer drastischen Verringerung des Bruttoinlandprodukts pro Kopf geführt. Auch hier haben wir hohe Erwartungen, die enttäuscht werden. Zudem bietet sich eine alternative politische Ideologie an. Es könnte zu dem klassischen Revolutionsverlauf den Crane Brinton und Rex Hopper vor vielen Jahrzehnten beschrieben haben, bei dem zuerst die moderaten Kräfte das Ruder übernehmen um anschliessend von den Radikale (Islamisten) verdrängt zu werden.
>Gruss
>Andreas



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