Re: Frage zu 'Dark Age' Beiträgen
Geschrieben von Andreas am 01. Oktober 2003 13:32:46:
Als Antwort auf: Re: Frage zu 'Dark Age' Beiträgen geschrieben von Bonnie am 01. Oktober 2003 12:45:25:
Hallo Bonnie
Es stimmt, dass die drei Begriffe nicht zum Wortschatz des Alltags zählen. Durch die Nennung von Beispielen sollen diese abstrakten Begriffe - die komplexe Vorgänge sprachlich abbilden - mit Lebendigkeit erfüllt und anschaulicher werden.
Wenn man über grosse Entwicklungen und Prozesse diskutieren will, muss man in einem gewissen Masse bereit sein, sich mit abstrakteren Formulierungen auseinanderzusetzen. Wenn man von unserem politischen System spricht, dann kommt man auch nicht umhin, den Begriff der "Demokratie" zu verwenden. Wenn man wiederum die Bedeutung dieses Wort beleuchtet, dann kommt man vielleicht einmal auf Wort "Partizipation" zu sprechen.
Die Sprache Beesleys und Widdowsons ist im Vergleich zu dem was andere bieten (etwa die Systemtheoretiker) absolut unproblematisch. Jeder der drei Begriffe bezieht sich analytisch auf einen bestimmten Bereich:Integration-Disintegration bezieht sich auf die Fähigkeit eines Kollektivs, Rechtssicherheit (nicht: Gerechtigkeit[!]) und Ordnung durchzusetzen.
Organisation-Disorganisation bezieht sich auf die Fähigkeit eines Gemeinwesens, den Wohlstand zu mehren.
Cohesion-Dischohesion umschreibt die Tatsache, ob die Regeln und Wertsysteme einer Gemeinschaft anerkannt oder allmählich obsolet werden, z. B. weil sie durch andere Wertsysteme verdrängt werden.
B & W selbst vertreten eine klare Begriffsbildung und wehren sich gegen eine elitäre Verschleierung bzw. zusätzliche Komplizierung der Angelegenheit durch die Wahl einer extrem "wissenschaftlichen" Sprache.
Fazit: Ich verstehe Deinen Einwand, kann jedoch m. E. nicht viel anderes tun als ich bis jetzt schon getan habe.
Gruss
Andreas
>Hallo Andreas, ich fürchte, du hast das "Wissenschaftlichkeits"-Problem mit den Texten von B & W. An sich paßt das Thema hier gut rein, daran sollte es nicht liegen. Aber die Aufbereitung ist wirklich sehr trocken.. Da müßte sich mal jemand finden, der das Ganze "amerikanisch" umschreibt. Dann wäre es wahrscheinlich hochspannend.. Mit "amerikanisch" meine ich die Gabe vieler amerikanischer Autoren, wissenschaftliche Themen leicht verständlich aufzubereiten und auch etwas reißerisch zu vermarkten (Fit for Life z.B.)
>Bei Begrifflichkeiten wie "Disintegration", "Discohesion" und "Disorganisation" neigt das menschliche Gehirn schnell dazu, abzuschalten. Ich auch und ich stehe dazu. Es ist keine mangelnde Wissenschaftlichkeit (hab studiert *gg*), sondern eine Abneigung gegen wissenschaftliche Sprache, die bewußt andere ausschließt. Wenn ein Gedanke gut ist, sollte er leicht verständlich formuliert werden, gerade damit ihn wirklich jeder versteht.
>Liebe Grüsse, Bonnie