Re: Beliebt ist gar kein Ausdruck

Geschrieben von JeFra am 12. September 2003 02:53:11:

Als Antwort auf: Re: Beliebt ist gar kein Ausdruck geschrieben von Waldmeister am 11. September 2003 22:29:11:


Sie wissen ja gar nicht, ob diese Tat in Zusammenhang mit der politischen Tätigkeit und wenn, dann mit dem Votum für Europa ausgeführt wurde.

Das wollte ich auch gar nicht behaupten. Ich wollte nur das `Beliebt ist gar kein Ausdruck' anzweifeln.

Genauso kann es ein Psychopath gewesen sein, der auch mal in der Zeitung stehen wollte.

Das könnte stimmen, zumal sich anscheinend mehrere schwedische Politiker über die Belästigung durch Verrückte beklagt haben. Wobei ich gestehen muß, daß ich das Schwedisch der Quelle dazu nur diffus verstehe. Allerdings scheint (soweit mein Schwedisch reicht) ein sehr erfahrener Politiker zu behaupten, daß das Problem nie so stark gewesen ist wie jetzt während der Euro-Kampagne: Alf Svensson, som har den längsta erfarenheten av politiska kampanjer i partiledarkretsen, tycker att detta problem aldrig har varit större än just i den nu avbrutna eurovalrörelsen. Wenn es wirklich um Verrückte (psykiskt störda personer) geht, verstehe ich nicht, warum die Irrenanstalten gerade zum Eurowahlkampf einen Tag der offenen Tür gemacht haben. Aber ich verstehe den Text, wie gesagt, ohnehin nur diffus.

Ich bin auch kein Fan von Politikern und wünsche auch den Euro dahin wo der Pfeffer wächst, aber einen Mord so süffisant abzutun, liegt irgendwo doch etwas neben den (wenn in unserer Zeit überhaupt noch vorhanden) gängigen Moralvorstellungen.

Also europaweit ist es doch so, daß die Richtung von Frau Lindh tun und lassen kann, was sie will. Wenn jemand wirklich mal mit einiger Aussicht auf Erfolg so etwas wie Opposition dagegen organisieren kann (so wie Fortuyn in den Niederlanden), wird der Betreffende abgemurkst. In D. im Mordfall Kaindl hat man die Täter mit der Untersuchungshaft davonkommen lassen. Das hat man sich im Fall Fortuyn dann doch nicht getraut, obwohl es möglicherweise so etwas wie Ansätze dazu gab (schon mal was von Morbus Asperger gehört?). Wenn diesen Leuten das Ergebnis eines Referendums nicht passt, wird das Referendum eben solange wiederholt, bis das gewünschte Ergebnis da ist. Eine Linke, die so vorgeht, stellt sich dadurch außerhalb des Schutzes der `gängigen Moralvorstellungen', an deren Auflösung sie übrigens die Hauptschuld trägt.


Man muß diese Bemerkungen nun noch stärker differenzieren, da die Verhältnisse nicht in allen europäischen Staaten gleich sind. Wenn es um die Niederlande ginge und um einen der Reporter, die Fortuyn een buitengewoon minderwaardig mens genannt haben, hätte ich mich weitaus drastischer ausgedrückt und geschrieben, daß diese Leute es eben nicht kapieren, bis sie mal eine Dosis ihrer eigenen Medizin zu schlucken bekommen. In Schweden haben die Linken noch nie eine rechte Partei durch politischen Mord liquidiert, und es scheint, verglichen mit Deutschland, noch mehr Meinungsfreiheit für Rechte zu geben. Dazu muß ich sagen, daß ich die schwedischen Verhältnisse nicht gut kenne, weil ich z. B. schwedische Texte sehr viel schlechter verstehe als niederländische. Wenn ausgerechnet Frau Lindh sich für die Meinungsfreiheit der politischen Rechten stark gemacht haben solte, würde ich sehr bedauern, was ich geschrieben habe. Ich glaube aber nicht, daß das der Fall ist. Die ganze Art und Weise der Euro-Einführing in Skandinavien, wo notfalls mehrmals abgestimmt wird (was die Euro-Gegner ja ihrerseits nicht tun können), ist von vornherein unfair. Glauben Sie, daß ein Politiker, der sich daran beteiligt, in anderer Hinsicht fair zu seinen Gegnern ist? Soll man dazu schweigen, nur weil die betreffende Person einen gewaltsamen Tod findet?


MfG
JeFra


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