Re: Friedlichere Welt nur durch Kontrolle möglich
Geschrieben von Johannes am 30. August 2003 15:29:00:
Als Antwort auf: Re: Friedlichere Welt nur durch Kontrolle möglich geschrieben von Zappa am 30. August 2003 14:48:53:
> Du bist ein Hotel ohne Fenster, selten so einen sch.... gelesen.
Hallo Zappa,so sehr ich dem ersten Teil zustimmen kann, möchte ich dem Rest doch zum Teil widersprechen.
> Soldaten sind ein chauvenistisches Produkt und von paranoiden Frauen die
> ihre Söhne in den Krieg und in die Armee schicken resp. darauf erziehenNein, das würde ich nicht so sehen, zumindest nicht grundsätzlich. Sondern, um bei Deinem Vergleich mit dem Katzen zu bleiben, auch die Katzenkinder bekommen das Töten beigebracht, damit sie (über)leben können.
> Tiere (Natur)töten damit sie Nahrung (Fleisch) zu sich nehmen können. Dieser
> Akt ist sehr kurz. Der viel länger Teil (Zeit) ist mit sozialen Verhaltens-
> weisen aufgefüllt meisstens sehr zärtlich und verspieltUnd ich sehe das Thema Militär vom Grundsatz her erst einmal wie die Feuerwehr: Hoffentlich braucht man sie nie, aber wenn es brennt, dann ist es wichtig, daß sie da sind.
> auf Befehl von schwachsinnigen, hab ich hier schon einmal erwähnt und weil
> sie das Denken anderen überlassen wollen (siehe Irakkrieg und den Schlamassel
> den die Deppen da erzeugen)Dies kann man aber nicht grundsätzlich auf den Beruf des Soldaten übertragen. Ein Soldat sollte das Töten dazu lernen, um möglichst niemals Töten zu müssen. Das heißt, obwohl Menschen und Tiere das Töten beigebracht bekommen, hat der Mensch die Chance, das Gelernte hoffentlich niemals einsetzen zu müssen. Und hier ist der eigentliche Unterschied, der Mensch kann über sich hinaus denken und hat entsprechend mehr Verantwortung.
Die Lösung des Problems kann also nicht daran liegen, die Schuld nun den Soldaten an sich bzw. ihrem Beruf zu geben. Das wäre genauso, als würde man die Feuerwehr verdammen, weil es immer wieder irgendwo brennt. Nein, die Lösung kann nur sein, das Denken zu ändern und die Soldaten richtig einzusetzen, d.h. zur reinen Verteidigung. Und wenn niemand angreift, dann hat somit das "Tötungshandwerk" beim Menschen einen geringeren Anteil als z.B. bei den Katzen.
Jetzt ausgerechnet den Soldaten die Schuld zu geben, würde übrigens auch davon ablenken, daß ja nicht der Soldatenberuf an sich das Problem ist, sondern eben das falsche Denken, sprich Sünde (auch wenn dieses Wort nicht so gern gehört wird). Soldaten haben lediglich andere Möglichkeiten als Du und ich, sind aber vom Grundsatz her erstmal nicht besser oder schlechter.
Kleiner Abstecher: Wieviel Existenzen sind wohl schon durch unfähige Beamte ruiniert wurden, die notwendige Hilfen verweigert haben? Durch Firmen, die schlechtere Qualität liefern, um im Wettbewerb überleben zu können? Durch Banken? Durch genmanipulierte Pflanzen, die hauptsächlich dem Hersteller Vorteile bringen? Aber auch durch Nachbarn, die schlecht über andere reden?
Diese Liste könnte ich unendlich fortsetzen. Klar, ich kann mir nun einen Punkt rauspicken und sagen, das ist DER Verantwortliche schlechthin. Aber ist er das wirklich? Ist die ganze Liste nicht nur ein Beweis dafür, daß der Mensch an sich immer wieder sündigt (= sein Ziel verfehlt)?
Und da wir (noch) nicht in einer idealen Welt leben, müssen wir mit der Natur des Menschen eben pragmatisch umgehen, z.B. durch Gesetze für Umwelt- oder Verbraucherschutz, durch Gerichte, die problematische Entscheidungen überprüfen können, usw.
"Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt". Oder, zum Thema Soldat/Krieg: Polen wäre auch dann von Deutschland angegriffen worden, wenn Polen zuvor alle Waffen vernichtet und keine Soldaten mehr ausgebildet hätte. Hitler wäre die Herrschaft lediglich leichter gefallen.
Wenn man es als mögliche Konsequenz akzeptiert, ggf. einem neuem neuen Hitler zu erleichtern, seine Herrschaft anzutreten, dann kann man natürlich locker leicht auf die Soldaten an sich schimpfen und die eigene Armee abschaffen. Aber dann kann man auch die Umweltschutzgesetze abschaffen, wenn man glaubt, die fehlende Gegenwehr würde den Täter schon zur Vernunft bringen, usw.
Die pragmatische Lösung (d.h. mit einem Menschen, der eben so ist, wie er ist), kann meiner Ansicht daher nur eine klare Verteidigung sein, und zwar auf Territorien bezogen, nicht auf beliebig interpretierbare Interessen. Diese Verteidigung ist in der realen Welt derzeit genauso notwendig wie die Feuerwehr, obwohl es schön ist, wenn beide niemals eingesetzt werden müssen. Darauf kann man hinarbeiten - aber eben nicht durch Abschaffung der Feuerwehr und der eigenen Verteidigungsmöglichkeiten.
Gruß
Johannes
- Re: Friedlichere Welt nur durch Kontrolle möglich Zappa 30.8.2003 18:21 (0)