Analyse: Portugals Kampf gegen die Waldbrände

Geschrieben von Napoleon am 04. August 2003 17:06:42:

Als Antwort auf: NACHRICHTEN (o.T.) geschrieben von Napoleon am 04. August 2003 08:00:55:

Von Hubert Kahl, dpa

Lissabon/Madrid (dpa) - Ganz Mação ist in dichte Rauchwolken gehüllt. Bewohner laufen wie in Panik durch die Straßen der Kleinstadt in Mittelportugal. Zum Schutz vor dem Qualm halten sie sich Taschentücher vor den Mund. Mehrere Häuser und Gärten stehen in Flammen. «Wenn keine Hilfe kommt, verbrennt unsere ganze Stadt», sagt Bürgermeister José Saldanha Rocha mit Tränen in den Augen.

Er musste hilflos mitansehen, wie eine mächtige Feuerwalze aus den umliegenden Wäldern auf das Städtchen mit seinen 8000 Einwohnern übergriff. Die Flammen waren schneller als die Feuerwehr. Sie machten nicht einmal vor dem Gericht, dem Altenheim und der Schule im alten Ortszentrum halt. Die Bewohner verteidigten mit Wassereimern und Schläuchen ihre Häuser. Erst nach mehreren Stunden kamen Löschflugzeuge und verhinderten Schlimmeres.

Auch die Städte Guarda und Oleiros waren von Waldbränden förmlich eingeschlossen. «Unser gesamter Bezirk droht zu einer Wüste zu werden», beklagt das Stadtoberhaupt von Oleiros, José Marques. 30 Dörfer in der Umgebung der Stadt mussten wegen der vorrückenden Waldbrände evakuiert werden.

Ganz Portugal scheint in Flammen zu stehen. Kaum eine Gegend blieb von den Feuersbrünsten verschont. Mehr als 15 000 Hektar Wald- und Buschland wurden vernichtet, Dutzende von Dörfer brannten teilweise nieder, zahlreiche Portugiesen verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Die Löschmannschaften sind nach ihrem einwöchigen Einsatz erschöpft und verzweifelt. Sie kommen sich vor, als müssten sie gegen eine Hydra ankämpfen, der ständig neue Köpfe wachsen. Kaum war ein Feuer gelöscht, brachen zwei oder drei neue aus. So breiteten sich die Waldbrände, die zunächst nur Mittelportugal heimsuchten, über das ganze Land aus.

«Diese Brände kann niemand löschen», sagt der Pilot eines Löschflugzeugs. «Das Einzige, was helfen könnte, wäre ein Eingriff Gottes - ein Wetterumschwung.» Die Portugiesen haben die Hoffnung aufgegeben, die Feuer aus eigener Kraft löschen zu können. Sie riefen Verstärkung aus anderen Staaten der Europäischen Union herbei.

Die Waldbrände haben verschiedene Ursachen. Einige wurden mit ziemlicher Sicherheit durch Brandstifter - Pyromanen oder Grundstücksspekulanten - ausgelöst. Andere Feuer brachen infolge von Unachtsamkeit oder bei Trockengewittern aus, die sich über Portugal entluden. Da es im Winter viel geregnet hatte, finden die Flammen in der üppigen Vegetation reichlich Nahrung. Sie machen auch nicht vor politischen Grenzen halt. Eine Feuerwalze breitete sich von Portugal nach Spanien aus und kehrte, nachdem der Wind sich gedreht hatte, an anderer Stelle nach Portugal zurück.

In der Öffentlichkeit verstärkt sich derweil die Kritik an der Regierung. Diese muss sich vorhalten lassen, die Brände anfangs, als sie noch kleiner waren, unterschätzt zu haben. Staatspräsident Jorge Sampaio forderte eine bessere Prävention. «Es reicht nicht aus, im Hochsommer die Wälder zu überwachen. Die Vorbeuge ist eine Aufgabe, die das ganze Jahr erledigt werden muss.»



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