Eine Hopi-Prophezeiung kurz vor der Erfüllung? (viel Text)
Geschrieben von IT Oma am 03. August 2003 01:37:03:
Hallo Foris,
die Hopi-Prophezeiung, auf die ich mich hier beziehe, hat nichts mit dem zu tun, was gemeinhin so bezeichnet wird. Es handelt sich um eine Geschichte, die als Legende aus der mythischen Vergangeheit, aber ausdrücklich auch als Prophezeiung der Zukunft gelesen werden kann.
Ich bringe sie deshalb hier, weil ich heute im Spiegel den Artikel Schatzkarte für Terroristen gelesen habe, der in geradezu beunruhigender Weise zu dieser Prophezeiung paßt.Da es diese Geschichte nicht im Internet gibt, zitiere ich sie hier aus dem Buch "Hopi-Stimmen eines Volkes", herausgegeben von Harold Courlander und Stephan Dömpke, Köln 1986, ISBN 3-424-00831-1. Ziffern in Klammern beziehen sich auf die Fußnoten, die ich ebenfalls wiedergebe.
Laßt Euch von dem märchenhaften Erzählton nicht irreführen, da steckt mehr dahinter!
Die Pöqangs (Kriegsgott-Zwillinge) und das menschenfressende Ungeheuer(14)Vor sehr langer Zeit lebte irgendwo im Westen ein großes Ungeheuer, das unsere Vorväter Shita nannten, und das immer nach Oraibi kam. Wo immer es Kinder finden konnte verschlang es sie, Und oft wurden auch Erwachsene von dem Ungeheuer gefressen. Die Leute waren sehr in Ängsten, und besonders der Dorfhäuptling war sehr besorgt. Schließlich beschloß er, die Pöqangs um Hilfe zu bitten. Diese beiden, Pöqanghoya und sein jüngerer Bruder Palöngahoya, lebten im Norden nahe bei Oraibi. Als der Dorfhäuptling sie bat, ihnen das Ungeheuer vom Halse zu schaffen, trugen sie ihm auf, für jeden von ihnen einen Pfeil herzustellen. Das tat er, und für die Schaftfedern, nahm er Flügelfedern des Blauvogels. Diese Pfeile brachte er den kleinen Kriegsgöttern.
Sie sagten zueinander: "Gehen wir also los und sehen wir, ob ein solches Ungeheuer existiert, und ob wir es finden können." So gingen sie zuerst nach Oraibi und hielten um das Dorf herum Ausschau. Einmal, als sie auf der Ostseite des Dorfes am Rand der Mesa standen, bemerkten sie etwas, das sich von der Westseite her näherte. Sie liefen sofort dorthin und sahen, daß es das Ungeheuer war, das sie vernichten sollten. Als das Ungeheuer den beiden entgegenkamm, sagte es zu ihnen "Shita (Ich fresse euch)". Beide Brüder protestierten(15), aber sofort verschlang das Ungeheuer erst den älteren und dann den jüngeren.
Sie bemerkten, daß es im Inneren des Ungeheuers nicht dunkel war, und in der Tat befanden sie sich auf einem Weg, auf dem der jüngere Bruder, der als zweiter verschlungen worden war, seinen älteren Bruder bald einholte. Die beiden lachten und sagten zueinander: "So ist es hier also. Wir sterben hier gar nicht." Sie fanden heraus, daß der Weg, auf dem sie liefen, die Speiseröhre des Ungeheuers war, die in seinen Magen führte. Dort trafen sie auf eine große Zahl von Menschen unterschiedlicher Nationalität, die das Ungeheuer an verschiedenen Stellen der Erde verschlungen hatte; tatsächlich stellte sie fest, daß der Magen eine kleine Welt für sich war, mit Gras, Bäumen, Felsen und anderen Dingen.
Bevor die beiden Brüder von zuhause ausgezogen waren, um nach Möglichkeit das Ungeheuer zu töten, hatte die Großmutter ihnen gesagt, daß sie, wenn das Ungeheuer sie verschlänge, nach seinem Herzen suchen sollten. Wenn es ihnen gelänge, mit einem Pfeil sein Herz zu treffen, würde es sterben.So beschlossen sie, sich auf die Suche nach dem Herzen des Ungeheuers zu begeben. Schließlich fanden sie den Weg, der aus dem Magen des Ungeheuers herausführte, und nachdem sie diesem Weg eine Weile gefolgt waren, sahen sie weit über sich etwas hängen, von dem sie sofort annahmen, daß es das Herz sei. Pöqanghoya schoß augenblicklich einen Pfeil darauf ab, verfehlte es aber, und der Pfeil fiel zurück. Nun versuchte es sein jüngerer Bruder, und sein Pfeil durchbohrte das Herz. Da wurde es dunkel, und alle merkten, daß das Ungeheuer starb.
Die beiden Brüder riefen die Leute zusammen und sagten zu ihnen: "Nun laßt uns hinausgehen." Sie führten sie auf dem Weg zum Rachen des Ungeheuers, aber dort stellten sie fest, daß sie nicht hinauskommen konnten, weil das Ungeheuer im Sterben die Zähne fest zusammengebissen hatte. Sie versuchten vergebens, den Mund zu öffnen, aber schließlich entdeckten sie einen Durchgang, der zur Nase hinaufführte. Durch diesen gelangten sie dann ins Freie.
Im Dorf bemerkte man, daß sich eine große Zahl Menschen dort im Norden versammelt hatte. Der Dorfhäuptling rief aus, daß eine große Menschenmenge im Norden des Dorfes eingetroffen sei, und forderte seine Leute auf, sich ebenfalls dort zu versammeln. Dies taten sie, und viele fanden ihre vom Ungeheuer verschlungenen Kinder und Verwandten wieder und waren sehr froh darüber. Die beiden Brüder sagten nun zu den anderen, daß sie jetzt weiterziehen, und ihre Heimat suchen sollten, aus der sie gekommen seien - und das taten sie auch. Sie siedelten zeitweise an verschiedenen Stellen, was die vielen kleinen über das Land verstreuten Ruinen erklärt.
Die Alten sagen, daß dieses Ungeheuer in Wirklichkeit eine Welt oder ein Land war, wie es einige nennen, ähnlich der Welt, in der wir leben.(16)Erzähler: Qöyawaima, Oraibi
Anmerkungen:
(14)aus Voth, S. 82 f.
(15)Ein Entkommen war wohl deshalb unmöglich, weil die Pöqangs dem Ungeheuer in die Augen geschaut hatten, so daß es sie mit seinem Blick in Bann ziehen konnte. ...
(16)Die Geschichte enthält eine Prophezeiung und eine Botschaft für die heutige Zeit. Als solche erlaubt sie zugleich einen Einblick in das Geschichtsverständnis und in das politische Bewußtsein der Hopi. Als im Herbst 1983 eine von der Gesellschaft für bedrohte Völker eingeladene indianische Delegation eine Friedensreise durch Westdeutschland unternahm, warnte der Lakota-Medizinmann Wallace Black Elk verschiedene deutsche Politiker vor einem großen Ungeheuer, das im Begriff sei, die ganze Welt zu verschlingen. Aber mit der Welt verschlinge es auch das Feuer, und daher werde es von innen heraus explodieren und in Stücke gerissen werden. Das Ungeheuer seien die multinationalen Konzerne, erklärte Black Elk, und das Feuer die Energiepotentiale der Erde. - Im Zusammenhang mit der Hopi-Überlieferung stellen sich dann Fragen wie: Wie ist das Herz des Ungeheuers beschaffen? Wer könnten heute die Pöqangs sein? Und welches ist die Kraft des Blauvogels, der ihre Pfeile lenkt?Das Herz: die Information, die Computer, die Adern: das Netz aus Glasfaserkabeln?
Der eine Pöqang: ein Student der Geographie? Oder die Terroristen, die sich seine Erkenntnisse zunutze machen und an den Schwachstellen angreifen?Übrigens: Traditionell hat die Kraft des Blauvogels mit Magie zu tun.
Gruß
ITOma
- mMn. komplette Falschdeutung! KyroxX 03.8.2003 12:50 (0)
- Re: Eine Hopi-Prophezeiung kurz vor der Erfüllung? Fredrik 03.8.2003 12:08 (2)
- NYSE o.ä. IT Oma 03.8.2003 12:37 (0)
- Re: Eine Hopi-Prophezeiung kurz vor der Erfüllung? KyroxX 03.8.2003 12:33 (0)
- Re: Eine Hopi-Prophezeiung kurz vor der Erfüllung? (viel Text) Bonnie 03.8.2003 10:15 (2)
- Re: Eine Hopi-Prophezeiung kurz vor der Erfüllung? (viel Text) IT Oma 03.8.2003 11:31 (1)
- Re: Eine Hopi-Prophezeiung kurz vor der Erfüllung? (viel Text) Dunkelelbin 03.8.2003 21:17 (0)