ZDF-History: der dritte Weltkrieg... erschreckende Parallellen

Geschrieben von Micha aus dem Süden am 14. Juli 2003 11:06:24:

Hi Foris,
wer hat gestern abend ZDF-History gesehen?
War ein "Planspiel": was wäre gewesen, wenn es im Herbst 1989 einen Putsch der roten Armee gegen Gorbi in Moskau gegeben hätte?
Anhand von "geheimen Dokumenten" aus der untergegangenen DDR wurde der mögliche Verlauf der Geschichte rekonstruiert (und wer die Prophs kennt, bei dem müsste es im Kopfe richtig hämmern):

Nach seinem berühmten Satz "Wer zu spät kommt..." reist Gorbi vom DDR-Geburtstag zurück und wir in Moskau verhaftet, wahrscheinlich ermordet. Ein Armeegeneral übernimmt die Macht. In den folgenden Wochen werden die Freiheitsbewegungen in Osteuropa mithilfe einheimischer Truppen und der roten Armee gewaltig niedergekämpft: Straßenschlachten, Erschießungen, Verhaftungswellen... die "chinesische Lösung" (wie weiland auf dem "Platz des himmlischen Friedens").
Auch in der DDR kommt es zur blutigen Niederschlagung der Befreiungsbewegung: die Montagsdemo in Leipzig wird von der NVA und den Russen zusammengeschossen.

Wütende Westberliner stürmen die Mauer und fordern "Die Mauer muss weg", vereinigen sich mit Ostberliner Demonstranten. Die VOPOS schießen auf die Demonstration und treiben sie zurück, schießen bis nach Westberlin hinein. Moskau wirft den Westmächten und Deutschland vor, die Aufstände in Osteuropa initiiert zu haben, um den Sozialismus zu schwächen.
Die Lage schaukelt sich hoch, am Ende wird Westberlin von den Russen völlig blockiert, auch die Luftwege werden unterbrochen. Die Nato verlegt massiv Truppen nach Westdeutschland. Die Russen und alle osteuropäischen Armeen machen mobil. Die Aufschaukel-Spirale dreht sich weiter (Alarmierung der Pershing-Basen; Bombenanschlag auf einen russischen General in der DDR...)

Die Truppenverlegungen nach Westdeutschland machen Moskau nervös. Die russsiche Nordmeerflotte zieht eine Blockade in den Nordatlantik, um den Seeverkehrzwischen Amrika und Europa zu unterbinden. Die US-Marine greift die Blockade an und durchbricht sie, das erste Gefecht des dritten Weltkriegs.

Die Truppenaufmärsche am eisernen Vorhang gehen weiter. Letzte diplomatische Bemühungen scheitern. Aus Angst vor einem Vorstoß der Nato durch die DDR nach Berlin greifen die Russen zuerst an: am 12. März 1990 dringen sie über die Ostsee nach Schleswig Holstein ein. In wenigen Tagen erreichen sie große Geländegewinne. Die Nato verlegt ihre Truppen nach Norden, um die Angreifer zu stoppen. Dann folgt der Hauptvorstoß der Russen im Süden Deutschlands über Fulda Richtung Rhein. Sie können tief in die Bundesrepublik eindringen. Plan der russischen Generalität ist die Besetzung bis zum Rhein und dann über einen Frieden zu verhandeln. Wegen der Geländeverluste erwägen die Nato-Generäle den Einsatz von atomaren Gefechstfeldwaffen. Als letzten Versuch vor dem Nuklearschlag versuchen sie die Zerstörung des russischen Hauptquartiers in Polen mit einem Luftschlag - und das gelingt. Der russische Vormarsch gerät ins Stocken. Nachschub bleibt aus, die Nato gewinnt die Luftüberlegenheit. Bald befinden sich NVA und Rote Armee auf einem chaotischen Rückzug. In der DDR bricht ein blutiger Volksaufstand gegen Russen und das SED-Regime aus. Auch in den russischen Teilrepubliken brechen Aufstände gegen das Moskauer Regime aus. Die Nato-Truppen erreichen das Gebiet der DDR und stoßen rasch bis Berlin vor, um die eingekesselte Stadt zu befreien. Die Moskauer Militärregierung befürchtet Schlimmeres und spielt die atomare Karte: gewissermaßen als Warnschuss wird eine Atombombe mit einer Megatonne Sprengkraft (!) in der Nordsee (!) gezündet.

Im Planspiel sind die Politiker unfähig, die Eskalation hier zu stoppen. Panisch arlarmieren beide Seiten die nuklearen Overkill-Kapazitäten aus Angst, vom Gegner in einem Erstschlag ausgelöscht zu werden. Die Spirale dreht sich weiter und der atomare Schlagabtausch mit zigtausenden von einprogrammierten Zielen für Raketen und Bomben beginnt. Schnitt.

"Warum zeigen die sowas jetzt?" fragte meine Liebste in ihrer unnachahmlichen, weisen Intuition.

Wenn das Szenario wirklich auf Dokumenten des Warschauer Paktes beruht, dass sind die Parallelen zu den Prophezeiungen erschreckend.
Das wirft die Frage auf: haben die sich vielleicht erledigt? Hat die Geschichte eine mysteriöse Wendung genommen, die nicht prophezeit wurde?

Oder wäre das Drehbuch auch in 2004 oder 2008 das gleiche, einfach weil Gelände, Taktik, militärische Maschinerie das so erfordern?

Wäre dann die Nato nicht im Vorteil, weil sie das Drehbuch schon kennt - und würde das angreifende Russen nicht dazu anhalten, das Drehbuch zu ändern?

Etwas verwirrt und um Klärung durch Experten bittend

Micha aus dem Süden


Antworten: