Re: Noch ein paar Fragen an Pius

Geschrieben von Johannes am 26. November 2000 00:26:32:

Als Antwort auf: Noch ein paar Fragen an Pius geschrieben von Stefan am 25. November 2000 12:38:28:

> Wenn sogar ein erklärter Gutmensch wie Frank Zintl mir in dieser Frage
> punktuell zustimmt, dann hat das schon etwas zu bedeuten. Wenn mir dagegen
> vorgeworfen wird ich wolle neue KZs errichten, dann ist dies eine bösartige
> Mißinterpretation dessen was ich geschrieben habe.

Hallo Stefan,

nun, falls Du mich meinst, ich habe ausdrücklich gesagt, daß Du das NICHT schreibst. Ich habe aber gefragt, was denn die logischen Konsequenzen Deiner Forderungen sind.

Wenn Du schreibst:

> Sogenannte "volksbefreite Zonen" müssen von Rechten befreit werden,
> notfalls bis sie menschenleer sind. Durch Ausschluß von allen Infrastruktur-
> maßnahmen und Schikanen auf allen Ebenen müssen diese Gegenden ausgeblutet
> werden.

dann ist mir durch Deine Fortsetzung

> Wer in solch einer Gegend lebt ist entweder selber ein Rechtsradikaler,
> ein rückgratloser Opportunist, oder krank, oder auch alles zusammen.

die Folgerichtigkeit dessen aufgefallen, was Du da forderst.

Es sollen bewußt und geplant "Schikanen auf allen Ebenen" eingesetzt werden, um Menschen zu treffen, die als "brauner Dreck" bezeichnet und stigmatisiert werden. Du hast nicht die Verhaftung und Verurteilung konkreter Gewalttäter gefordert, sondern das Ausbluten ganzer Gegenden, wenn dort "brauner Dreck" wohnt.

Ausbluten von ganzen Gegenden! Schikanen auf allen Ebenen! Und ich habe vielleicht das Pech, in so einer Gegend zu leben und meinen Nachbarn als Mensch und nicht nur als "braunen Dreck" zu sehen? Pech für mich, wenn ich mich nicht als Blockwart betätigen will und gegen meine Nachbarn bin, dann bin ich selbst schuld, wenn ich darunter leiden muß, ich zitiere wieder:

> Wer in solch einer Gegend lebt ist entweder selber ein Rechtsradikaler,
> ein rückgratloser Opportunist, oder krank, oder auch alles zusammen.

Warum denn das?

> Sonst wäre er/sie längst weggezogen

Diese Äußerung ist so, so ...., mir fehlen die Worte, ich kann sie nur zur Verdeutlichung noch einmal wiederholen:

> Wer in solch einer Gegend lebt ist entweder selber ein Rechtsradikaler,
> ein rückgratloser Opportunist, oder krank, oder auch alles zusammen.
> Sonst wäre er/sie längst weggezogen


Schön, damit kann man nun auch mit mir alles machen ("Schikanen auf allen Ebenen" zum "ausbluten" meiner Gegend), und zwar bereits deswegen, weil ich nicht Haus und Hof verlasse, wenn meine Gegend bei Stefans Freunden in Ungnade fällt. Nicht Täter werden festgenommen und verurteilt, nein, die Gegend wird schikaniert und ausgeblutet. Wenn es Unschuldige trifft, dann können sie ja nicht unschuldig sein, sie sind zumindest krank.

So grausam das ist - es hat etwas folgerichtiges an sich, deswegen wehre ich mich ja auch so sehr dagegen, so lange wir noch Freiheit haben. Wie sieht es aber, Deine Säuberungsgedanken mal fortgeführt, weiter aus? Ergeben sich da nicht weitere geradezu zwangsweise Folgen?

Ausbluten ganzer Gegenden durch gezielte Schikanen, aber wohin mit den Menschen, die "ausgeblutet" werden? Nachdem Du schon andeutest, daß es notwendig werden könnte, die staatliche Autorität zu mißachten und das Recht in die eigene Hand (Faust) zu nehmen, kann ich mir nicht vorstellen, daß Du diese Menschen, die von Dir als "brauner Dreck" bezeichnet werden, einfach ins Ausland vertreiben möchtest, weil sich das Ausland dagegen wohl, wenn sie so schlimm sind wie von Dir gesagt, dagegen wehren würde.

Ausbluten von Berlin nach München? Ausbluten dann von München nach Hamburg und weiter quer durch Deutschland? Wohl kaum. Aber was dann? Es geht ja nicht um Verurteilung und Inhaftierung einzelner, konkreter Täter, sondern Du forderst das "Ausbluten" ganzer Gegenden durch "Schikanen auf allen Ebenen".

Ich hoffe ja inständig, daß ich mit der Folgerichtigkeit dieser Gedanken zu weit gegriffen habe, aber was soll mit den Vertriebenen geschehen? Dazu sagst Du nichts, darüber kann ich nur spekulieren. Und eben die praktischen Folgen aufzeigen, zu denen solche Gedanken nahezu von selbst führen können.

Ich sehe, im Gegensatz zur Stigmatisierung bestimmter Gruppen, ganz andere Ansätze, um die Probleme zu bekämpfen:

- Keine Vorverurteilung von Tätern und Schuldzuweisungen an Gruppen. Es muß weder Ausländerfeindlichkeit sein, wenn Deutsche einen Ausländer überfallen, noch Deutschfeindlichkeit, wenn Ausländer Deutsche überfallen.

- Solche Pauschalierungen führen zu Haß und Gruppendenken und sind, wenn sie medienwirksam dargestellt werden, leicht selbsterfüllende Prophezeihungen.

- Die Ursache für zunehmende Gewalt (zumindest, soweit es den Westen angeht), liegt tiefer: Stichwort 68. Gott ist tot, Autoritäten darf es nicht mehr geben. Die antiautoritäre Erziehung ist zwar schon wieder out, der "Marsch durch die Institutionen" war aber erfolgreich.

Alles, was traditionelle Werte darstellt und Halt gibt, wird bewußt in Frage gestellt. Ungeborene haben schon lange ihr unbedingtes Recht auf Leben verloren, die Gen- und Menschenmanipulation läuft zur Zeit an, die Euthanasie (dann bezeichnet als das Recht zum Sterben) wird der nächste Schritt sein. Nicht alles wird von jedem gewünscht, aber dies ist die Zielrichtung.

In einer Gesellschaft, wo es normal es, daß sich die (christliche) Religion verhöhnen und zutiefst in den Schmutz ziehen lassen muß (---> Jesus und seine Jünger als Schwule dargestellt etc.), wo diese Verhöhnung Gottes und bewußte Auflehnung gegen Seine Gebote sogar als "Freiheit" dargestellt wird, braucht man sich nicht zu wundern, wenn es Jugendlichen an Halt fehlt und sie in Gruppen Stärke und Geborgenheit suchen.

Das ganze geht einher mit einer anti-deutschen Haltung. Jede Form von Multi-Kulti ist gut, nur Deutschland darf es nicht als Deutschland geben. In der Auflehnung gegen die quasi verordnete Wertelosigkeit bietet sich das Thema Deutschland, deutsch, Ausländer gerade als Gegenpol an. Statt daß sie ein positives Verhältnis zu ihrem Land und ihrer Nation entwickeln können, wird jede pro-deutsch-Haltung verurteilt. Es wird nicht (mehr) gesehen, daß gerade eine positive Haltung zum eigenen Land, zur eigenen Nation, dazu führen wird, daß man stolz darauf ist, dieses Land auch Ausländern positiv präsentieren zu können. Nicht zufällig sind Nationen mit einem gewissen Nationalstolz oder - bewußtsein auch besonders gastfreundlich gegenüber Fremden, denn man will ja sein Land, seine Heimat, positiv präsentieren. Durch den Versuch, diese positive Haltung zu Deutschland (eine Haltung, wie sie für jeden Türken oder Spanier gegenüber seinem Land völlig normal ist)zu verhindern, ergeben sich weitere negative Gegenreaktionen.

- Ich fordere also ein Umdenken in der Erziehung. Es darf in der Schule nicht in erster Linie darum gehen, Wissen zu vermitteln, sondern Werte. Daß es gut ist, FÜR etwas zu sein, mich für meine Familie einzusetzen, meine Freunde, meine Stadt, mein Land. Sich einsetzen FÜR etwas, nicht in erster Linie der Kampf um (eigene) Rechte (ist schon mal jemand aufgefallen, daß viel mehr Bürgerinitiativen gegen etwas als für etwas sind?).

- Eine wirkliche Veränderung der Gesellschaft kann es nur geben, wenn wir uns Gott zuwenden und Ihm die Herrschaft in unserem Leben geben. Es möchte nicht jeder Christ sein, aber die Achtung vor den Werten der Religionen und auch unserer christlich geprägten Kultur sollte für jeden selbstverständlich sein. Vielleicht kann man diese allgemeinen Werte, die ich auch außerhalb des Glaubens sehe/fordere, auch als Pfadfindertugenden bezeichnen.

Dies nur mal als Anregung, wobei ich das Thema in diesem Forum wohl nicht weiter fortsetzen werde. Es gibt jedenfalls Alternativen gegenüber der Verteufelung ganzer Gruppen. Wer Gewalt ausübt, soll verurteilt werden. Aber eben nicht, weil er es als links-autonomer Anarchist oder als "Rechter" getan hat, sondern weil es Gewalt ist. Durch die (falsche!) Gleichsetzung von Gewalt und politischer Überzeugung gibt es "Märtyrer" und wieder Gegenpole, obwohl diese (falsche!) Gleichsetzung hauptsächlich dazu dient, einen unbequemen politischen Gegner auszuschalten.

Nur mal so angedacht: Volksabstimmungen zu bestimmten Themen darf es nicht geben, z.B. Euro oder EU-Osterweiterung, wir sollen das nur über Parteien entscheiden dürfen - die aber alle in diesem Punkten das wollen, was die Mehrheit der Deutschen nicht will. Da ist doch der Anschlag in Düsseldorf mit seinen völlig unklaren Hintergründen geradezu "ideal", um zur Treibjagd auf die einzige Partei mit ernsthaften Wahlchancen zu blasen, die gegen das Meinungsmonopol ist. Wenn ich mir jetzt also Gedanken mache über die Osterweiterung und sie ablehne, dann bin ich rechts. Und rechts ist böse, ist NPD, ist Gewalt. Und ich bin böse. Wenn ich nicht mit dazu gehören will, dann darf ich so etwas eigentlich gar nicht fordern. Es gibt nur noch ein Ziel, gegen Rechts zu sein. Und dabei, ohne es zu bemerken, einige sehr sinnvolle Alternativen gar nicht mehr durchzudenken. Solange der Kampf gegen Gewalt nur als Kampf gegen Rechts gesehen wird, solange spielen da wohl auch völlig andere Gründe eine Rolle als die Ablehnung von Gewalt.

Einige recht gute Gedanken zum Kampf gegen gewalt hat eine der gerade verteufelten rechten Gruppen gebracht, ich setze daher nochmal einen Link auf mein Zitat. DAS könnte ein Lösungsansatz sein, nicht die Stigmatisierung bestimmter Gruppen (wobei die sog. "Glatzen" in der Regel wohl keine größere Ahnung von Politik und Zusammenhängen haben, und nur gern als "Rechte" bezeichnet werden. Richtiger wäre "Krawallos" oder ein ähnlicher Begriff - Aber dann würde man ja wirklich nur gegen Gewalt kämpfen und nicht auch gegen eine verteufelte politische Meinung).

Viele Grüße

Johannes


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