Waffen & Gewalt

Geschrieben von wikking am 08. Juli 2003 15:43:56:

Als Antwort auf: 1. Antwort an Mabo geschrieben von Badland Warrior am 07. Juli 2003 21:55:37:

Waffen & Gewalt

Hallo, zusammen...,

das breite Thema Waffen, Gewalt, Gewaltverzicht etc. zumal unter religiösem Vorzeichen, kann eigentlich gar nicht diskutiert werden, weil jeder zu diesen Themen gänzlich andere persönliche Erfahrungswerte hat.

Ohne auf BWs oder Mabos Argumente einzugehen, hier ein paar zusätzliche Gedanken dazu.

Zunächst mein persönlicher Hintergrund: Eine Waffe ist für mich zuallererst einmal ein Sportgerät zum bewußten Konzentrations-Training, in zweiter Linie Selbstverteidigung (nicht gegen Menschen), in dritter Linie "Fleischbeschaffungs-Möglichkeit", was für mich, trotz Jagdschein, eine geringe Rolle spielt, da wir im Schwerpunkt Vegetarier sind.

Wie hier ja bereits gelegentlich geäußert, halte ich von der Pseudo-Gewaltlosigkeit der Pseudo-Kirchen absolut NICHTS, weil diese Lebenshaltung destruktiv, widergöttlich und völlig gegen die Evolution gerichtet ist. Kampfeskraft und Bereitschaft zum Kampf (jedoch zuallererst einmal in sich selbst ... und gegen Schwächlichkeiten, Unehrlichkeiten und Trägheiten in sich vorzugehen, wie BW zur Zeit in seiner Suchtbewältigung !!!) ist für ein spirituelles Wachstum unabdingbar. So ist Kampfsport ein wesentlicher Teil der östlichen Geistes-Erziehung, und die große französische Mystikerin Mirra Alfassa empfohl für ihre Schüler ausdrücklich Sportschießen als ausgezeichnete Konzentrations-Übung !
"KÄMPFEN LERNEN, um möglichst nie kämpfen zu müssen..." - dies wurde mir bereits in den ersten Teak Won Do Stunden vermittelt, als ich damit begann. Denn wer mit absoluter Selbstsicherheit durch's Leben schreiten kann, dem begegnen auch wesentlich weniger Situationen, in denen er wirklich kämpfen muß oder in denen er (innerlich oder äußerlich) zertreten wird, weil er keinen Mut hat, sich zu verteidigen.

Die meiste sogenannte Gewaltlosigkeit entsteht heutzutage NICHT aus Religiosität (diese ist dann nur nur ein angenehmer Deckmantel für die eigene Schwäche), sondern aus Angst, Mutlosigkeit, Persönlichkeits-Schwäche etc.
Und dies hat mit einem seelischen Bewußtsein, das sich in uns Menschen offenbaren soll, absolut nichts zu tun!
Geht einmal tief nach innen, Leute, und versucht zumindest ein EINSsein mit der Gottheit zu empfinden. Und ihr werdet sehen, daß es nicht nur "erlaubt" ist, sondern sogar eine menschliche "Pflicht", beständig diejenigen Bedingungen zu verteidigen, unter denen ein spirituelles menschliches Wachstum optimal möglich ist. Das hat nichts damit zu tun, für ein Land oder einen "Besitz" zu kämpfen oder "gegen Feinde" zu kämpfen. Es geht letztlich um den Kampf für die menschliche Evolution. Ein Angriffskrieg und alle damit verbundenen Folgeerscheinungen ist immer eine absolut destruktive Angelegenheit. WENN also wirklich in Westeuropa eine eines Tages eine fremde Macht einfallen sollte, die eine Diktatur errichten will, dann ist es nicht nur "erlaubt", sondern im höchsten Maße Eure Pflicht, dies mit aller Kraft zu verhindern. Auch mit Waffen, auch durch Töten von denjenigen, die Euch unterjochen wollen.
Auch im deutschen Grundgesetz ist dies im Notstandsrecht verankert: "RECHT braucht dem UNRECHT nicht zu weichen..." heißt es da ausdrücklich.

Mabo erwähnt den inneren Schweinehund, der zum Vorschein kommen könnte, wenn man an der Waffe steht. Nun, wenn Du regelmäßig Umgang mit Waffen hast, Jäger oder Sportschütze bist, dann sind das "Gewohnheiten" für Dich ... und Du bist Dir der Verantwortung auch völlig bewußt. Der Schweinehund, das bestialische Tier erwacht eher, wenn man völlig in die Enge getrieben wird. Das passiert zur Zeit mit dem gesamten deutschen Volk. Jemand, dem jede Verteidigungsmöglichkeit genommen wurde, der wird entweder zur Bestie oder er gibt völlig auf.

Mal zu einem schönen Gleichnis aus dem Yoga:
Zwei indische Yogis gingen durch eine enge Straße. Plötzlich kam ein wildgewordener Elefant durch die Straße gerannt. Der eine Yogi versteckte sich in einem Hauswinkel und sagte zu anderen: "Schnell, komm weg von der Straße, du wirst sonst niedergetrampelt..." Das andere prahlte überheblich: "Nein, die Gottheit steckt doch auch in dem Elefanten. Er wird mir nichts tun ... er muß doch meine Ergbenheit spüren..."
Der Elefant trampelte ihn jedoch nieder und er wurde verletzt.
Da kan der andere Yogi aus seinem Versteck und sagte: "Zweifellos ist die höchste Gottheit auch in einem Elefanten anwesend, doch bei weitem nicht so bewußt, wie in einem Menschen. Gott ist auch in Dir und mir. Wieso hast Du also nicht auf mich gehört? Ich habe Dir geraten, zur Seite zu gehen..."

Das hat jetzt zwar nichts mit Waffen zu tun, zeigt aber klar, wie irreführend ein falsches Vertrauen "Gott wird mich schützen..." sein kann. Natürlich haben wir einen Schutz, natürlich gibt es die allgegenwärtige "Gnade", doch der Schutz kommt nicht, wenn Du nicht hart dafür in Dir arbeitest, dich also wirklich aktiv (und nicht nur durch Worte) an das Höchste wendest, und die Gnade mußt Du so sehnlichst erflehen, daß es zweifelhaft ist, ob Du dazu in einer akuten Kriegs-Situation in Lebensgefahr in der Lage bist, wenn Du es nicht lange zuvor getan hast.

Doch wenn Du regelmäßig die göttliche Gnade erfrehst, dann wird Dir auch mitgeteilt, daß Du zuallererst einmal selbst für Dich verantwortlich bist und dich nicht auf Scheinheiligkeiten verlassen darfst, am wenigsten in Dir selbst.

Anderes Beispiel zu Selbstverteidigung:
Meine Frau und ich trekken gelegentlich im hohen Norden, auch auf der arktischen Insel Spitzbergen, wo es Pflicht ist, eine großkalibrige Waffe dabei zu haben (wegen der Gefahr eines Eisbär-Angriffs). Ich schrieb in Z-Forum schon mal drüber. Dabei geht es absolut nicht darum, einen Eisbären zu erschießen, die stehen nämlich unter Naturschutz, sondern, um durch eine Waffe so viel Sicherheit dabei zu haben, um einen angreifenden Eisbär effektiv durch Warnschüsse vertreiben zu können.
Letztes Jahr kamen mal 2 holländische Forscher nach Spitzbergen. Wie Niederländer nun mal sind, lehnten sie Waffen ab und gingen nur mit Messer auf Forschungs-Tour. Sie wollten ja niemand umbringen, der Eisbär sei eher da gewesen, als die Menschen, meinten sie. Wie's der "Zufall" so will, griff sie aber ein Eisbär an, beide wurden schwerst verletzt und konnten gerade noch mit Sat-Telefon Hilfe per Hubschrauber herbeirufen. Der Ranger mußten den wildgewordenen Eisbär dann doch erschießen - die Rettungskosten mußten die Holländer selbst tragen. Wenn sie eine Waffe dabei gehabt hätten, würde der Bär noch leben (Warmschüsse hätten ihn wahrscheinlich vertrieben) und es wäre ungleich billiger gekommen.
Das kommt also davon, wenn man sogenannte Gewaltlosigkeit zum "Prinzip" macht. Es ist meist nichts anderes als Dummheit. Leidtragender ist man stets selbst.

Ich selbst nehme mir täglich (!) ca. 2 Stunden Zeit, auch wenn ich total in Zeitnot bin, für allerlei Sport-Training, darunter auch Kampfsport und Schießen. Hier in Norwegen dürfen wir auf dem eigenen Grundstück ja ganz legal üben, wenn es draußen in der Wildnis liegt, was in Deutschland undenkbar wäre.
Und dies mache ich ganz gewiß nicht, um mich auf irgendwelche Kämpfe vorzubereiten, denn meine grundsätzliche Lebenshaltung ist "aktiver Frieden" ( den ich aber sehr wohl bereit bin, massiv zu verteidigen !), noch weniger ziehe ich durch Gedanken irgendwelche Kriegs-Szenarien an, ganz im Gegenteil: mein gesamtes Leben ist ein Einsatz FÜR eine erbaulichere Welt (liegt an meinem Beruf). Man muß also wahrlich nicht in kriegstreibende Gedanken verfallen, um sich selbst beständig fit zu halten und seine Konzentrations-Kraft und Selbst-Sicherheit durch entsprechendes Training zu intensivieren.

Man sollte Kampfsport treiben, um FRIEDEN in sich selbst zu erhalten und um sich herum zu verbreiten!!

Ich hatte vor Monaten, als ich neu ins Forum kam, auch meine Schwierigkeiten mit BW's ausgemalten Szenarien und hatte so manchen scharfen Disput mit ihm. Damals kannte ich ihn aber noch nicht. Inzwischen kenne ich ihn - und muß sagen, daß es einer derjenigen ist, die sehr intensiv an sich arbeiten (hoffe, ich darf das hier öffentlich so sagen Baddy...). Er ist wahrlich keiner der "Psychos", die in Krisenzeiten wild um sich ballern oder eine kriminalle Gang gründen würden, er ist ein echter Kämpfer für WANDLUNG !
Leben ist WANDLUNG, Leute, siehe:
http://f23.parsimony.net/forum53379/messages/74840.htm
Deshalb ist mir seine deutliche und kämpferische Lebensart wesentlich lieber, als ein "Herrgott-mach-mal-für-mich-Gehabe", das in den allermeisten Fällen nur ein lieblich-süßer EGO-Trip ist (ach, was bin ich doch so guuuuuut), als wirkliche Spiritualität.
Wir alle dürfen niemals vergessen, daß WIR MENSCHEN hier auf Erden der Tempel des Herrn sein sollten. Und dieser Tempel (wenn man sich denn wirklich so empfindet...) muß auch definitiv gegen das Destruktive und Widergöttliche verteidigt werden. Widergöttlich ist aber nicht das böse, leidbringende Teufelchen mit den Hörnern, denn das treibt uns letztlich dazu an, das Leid zu verlassen (von oben ziehen die Götter, von unten schieben die Teufel...), sondern die Trägheit und das Habenwollen.
Jedesmal, wenn wir uns auf den eigenen 4 Buchstaben "ausruhen" wollen und uns weigern, einen Entwicklings-Schritt zu tun, der IMMER erkämpft werden muß, stellen wir uns auf die Seite des Widergöttlichen.
Bleiben wir mal biblisch: Wie sagte Jesus: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Er bezeichnete sich selbst auch als "Die Liebe", gleichzeitig sagte er, er sei gekommen, um "das Schwert" zu bringen.
Das Schwert der inneren Scheidung und des Kampfes gegen den "alten Adam" in sich selbst, wie Martin Luther es auslegte.
Göttliche Liebe ist also wahrlich keine lieblich-süße Emotionale Liebe oder Pseudo-Gewaltlosigkeit nach dem Motto: Mach du mal für mich, liebes Christkindchen...
Göttliche Liebe kann so stark sein, daß sie verbrennt.
Und zu dieser Liebe muß ganz klar Stellung bezogen werden (wer nicht für mich ist, ist gegen mich...).
Alle alten Strukturen auf dieser Erde krachen zur Zeit zusammen.
Und wehe, wer nicht dazu bereit ist, neue Strukturen in sich zu erkämpfen, gegen alle Trägheiten und Schein-Sicherheiten, die die sogenannte Zivilisation uns jahrzehntelang eingeimpft hat.

Eine wunderschöne Symbolik zu dieser Kampfbereitschaft hat der Film "Herr-der Ringe 2" gezeigt: als in Helms Klamm die Lage aussichtslos war und die MEnschen von den Orks fast schon erdrückt wurden, da gab Aragorn dem König Theodem den Rat, gerade jetzt zu kämpfen, hinauszureiten und alles auf eine Karte zu setzen. Sich niemals zu ergeben oder einfach zu fliehen, was den sicheren Tod bedeutet hätte.
Und tatsächlich wurde dieser Heldenmut durch Sieg belohnt.
Tolkien hat viele, viele wahre Symbole in seinen großartigen Roman gepackt. Und viele sind in der heutigen Zeit hochaktuell...

"YOU MUST FIGHT!!" riet Gandalf dem König, als dieser lieber klein beigeben bzw. die Bedrohung nicht wahrhaben wollte.

Alle wirklich spirituellen Lehrer betonen ausdrücklich diesen unabdingbaren kämpferischen Aspekt, der für eine höhere Entwicklung des Menschen unumgänglich ist. Weigert man sich, diesen Aspekt zu üben und auch zu leben, wird man von den eigenen Trägheiten verschluckt - wird zum Zombie der Zivilisation.
Gut, dann braucht man auch nichts mehr verteidigen ... es gibt ja keine Freiheit mehr, die verteidigt werden könnte. Für manch einen mag das angenehmer sein ...

Bei der ganzen Thematik "Gewalt" geht es eigentlich nur zweitrangig um Waffen.
Es geht darum, ein klares Lebensziel zu haben (wer hat das heute noch ???) und dieses auch verteidigen zu können. Jede persönliche Selbstsicherheit, um dem Leben die Stirn bieten zu können, ist also wichtiger als der gefüllte Waffenschrank.

Man könnte zu der Thematik noch viel schreiben, doch ersetzen die Worte nicht die innere Bereitschaft eines jeden, seine eigenen Entwicklungs-Möglichkeiten zu erkämpfen bzw. einen aktiven Verteidigungsfall auch gedanklich zu untersstützen.
Hierzu auch ein Beispiel: Wie ich schon öfters hier schrieb, schätze ich den indischen Yogi Sri Aurobindo außerordentlich. Er war vor seiner Zeit als Yogi ja Freiheits-Kämpfer in Indien, zusammen mit Ghandi. Wurde dann verhaftet und sollte von den Engländern hingerichtet werden, was aber dann doch nicht geschah. Er setzte sich also massiv gegen das britische Imperium zur Wehr. Als er dann in den 30er Jahren in Indien in seinem Askram lehrte kam Hitler an die Macht, später brach der 2. WK aus. Sri Aurobindo spendete zusammen mit seinem gesamten Ashram damals an die indischen Kriegskasse, die den Kampf gegen die Deutschen unterstützte. Als ein erboster Schüler meinte, daß er damit ja die Engländer unterstütze, die doch auch seine "Feinde" wären, sagte Sri Aurobindo sinngemäß, daß man jeden Tag von neuem überprüfen müsse, auf welcher der vielen "Seiten" im Leben sich das Göttliche mehr offenbare. Wenn die Deutschen den Krieg gewinnen würden, würde das für lange Zeit das AUS für das spirituelle Wachstum der Menschheit bedeuten, denn die Force "hinter" Hitler sei absolut destruktiv und asurisch.
So unterstützte der ehemalige Widerstandskämpfer dann aktiv den Krieg auf seiten der Engländer.

Er lehnte aggressive Gewalt im Menschen als völlig destruktiven tierischen Trieb völlig ab, beschwor aber gleichzeitig die wichtige Bereitschaft, sein Leben und seine Freiheit zu verteidigen, wenn nötig, auch mit Gewalt.

Ich würde mich freuen, ein paar nachdenkliche Gedanken angeregt zu haben...

Von Herzen alles Liebe
aus einem sonnigen Norge
von wikking





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