Re: Menschenrechte und medizinische Hilfeleistung

Geschrieben von Bine am 06. Juni 2003 18:17:38:

Als Antwort auf: Menschenrechte und medizinische Hilfeleistung geschrieben von franke43 am 06. Juni 2003 09:51:36:

Hallöle Franke43 :-))

>Hallo Bine und alle
>Ich weiss, dass 95 % der Menschheit unter Verhältnissen
>dahinvegetieren müssen, die weit von dem entfernt sind,
>was Organisationen wie die UNO, die UNESCO, die WHO
>und andere mehr als menschenwürdig und den Menschenrechten
>entsprechend ansehen. Wir leben diesbezüglich in den
>meisten westeuropäischen Ländern auf einer Insel der
>Seligen. Aber wenn wir nicht sehr aufpassen, dann haben
>nicht bald die anderen 95 % der Menschheit ähnlich gute
>Verhältnisse wie wir (was allen zu wünschen wäre),
>sondern dann haben wir bald ebenso miese Verhältnisse
>wir die (wovon gar niemand etwas hat).

Ja, das sehe ich auch so.

>Ich weiss, dass die Schreckbeispiele, die Du zitierst,
>nicht nur existieren, sondern sogar der "Regelfall"
>sind. Da wird nicht in erster Linie nach der erhaltung
>menschlichen Lebens gefragt - mag es die lebensrettenden
>Leistungen nun zahlen können oder nicht - sondern da
>hat klar der Gott Mammon Vorrang vor dem Menschenleben.

Und zwar noch um ein Viefaches mehr, als bei uns hier. Auch die Hemmschwelle bei Delikten, die wegen Geld ausgeführt werden liegt hier sehr viel niedriger. Ein Grund ist sicherlich die Verarmung in diesen Ländern, an der sicherlich der Westen nicht ganz unshuldig ist. (Mit Westen meine ich jetzt nicht den Einzelbürger, obwohl auch der mithelfen kann, daß das Elend besser wird, indem er z.B. in dritte Welt Läden einkauft)

>In 95 % der Welt ist es so, und das ist nicht richtig
>und gut so, weil es auf 95 % der Erde so ist, sondern
>es ist dennoch falsch und kriminell.

Ganz genau !

>Das deutsche StGB stellt die Verweigerung von Hilfe-
>leistung aus gutem Grund unter Strafe. Das Menschenrecht
>auf Leben und körperliche Unversehrtheit bedeutet auch
>den unmittelbaren Anspruch auf lebensrettende und
>lebenserhaltende Massnahmen, egal wer wann und wie
>für die Kosten aufkommt. Jemandem nötige medizinische
>Hilfe aus "Kostengründen" (kann nicht zahlen) zu
>verweigern ist nicht nur eine "Sauerei" oder "grausam",
>es ist ein Verbrechen und eine eklatante Verletzung
>des elementarsten aller Menschenrechte. Strafrechtlich
>wäre das zumindest unterlassene Hilfeleistung mit
>Todesfolge, wenn nicht mehr.

Ganz genau ! Da haperts nämlich schon an der moralischen Intergität der Leute, die sich in solchen Länder "Arzt" schimpfen, anscheinend ist denen so etwas wie der hypokratische Eid unbekannt (das war jetzt ein Zitat eines guten Freundes von unten, der selber Gynäkologieprof ist, der sich darüber schon seit Jahrzehten echauffiert, wie geldgeil viele liebe Kollegen sind)

>Ich weiss nicht genau die Dokumente, ob die Menschen-
>rechtserklärung der Vereinten Nationen oder irgendwelche
>Chartas der WHO, aber irgendwo steht bestimmt dokumentiert,
>dass JEDER Mensch unabhängig von seinen/ihren finanziellen
>Verhältnissen einen unmittelbaren und sofortigen Anspruch
>auf alle notwendigen (lebenserhaltenden) medizinischen
>Leistungen hat.

Steht auch im Eid des Hypokrates, den JEDER Mediziner auf der ganzen Welt leistet. Es wäre doch anzunehmen, daß ein Mensch, der sich selber und sein Können in den Dienst der Menschheit stellt es als eine Selbsverständlichkeit ansieht Hilfe zu leisten, auch wenn mal nix rüberkommt.

>Da will ich das Ganze gar nicht auf die beliebte Schiene
>Schulmedizin kontra Alternativmedizin abschieben. Beide,
>die Schulmedizin UND die Alternativmedizin, leisten
>jedes am rechten Ort Hervorragendes.

Beide sollten Hand in Hand arbeiten um eine optimale und kostengünstige Versorgung der Patienten zu garantieren.

>Das Problem ist: WO klagt man die Änsprüche ein, WO
>ist die Instanz, die schnell und vor Ort eingreift,
>wenn z.B. die Aufnahmestation eines Krankenhauses
>aus niedrigen Motiven heraus die medizinische Hilfe
>verweigert und sich also einer Menschenrechtsverletzung
>schuldig machen will ?

Was "Recht" anbetrifft, so ist respektive in solchen Ländern Papier verdammt geduldig und der Patient am kürzeren Hebel. Auf gut Deutsch: In der Regel fehlt für teure Gerichtsverfahren das Geld, die wenigsten unternehmen was.

>DAS sollte z.B. bei Aufnahmeverhandlungen für die
>EU-Mitgliedschaft fest mit verankert werden.

Richtig !

>Menschenrechte - das ist nicht nur der passive Schutz
>vor politischer, ethnischer oder religiöser Verfolgung,
>das ist auch der Anspruch darauf, nicht aus finanziellen
>Gründen dem vorzeitigen Tod durch Verhungern, Erfrieren
>oder lebensbedrohende, aber behandelbare Krankheiten
>ausgeliefert zu werden.

Ganz genau. Ich habe bereits in einem anderen Posting die Be (miss) handlung der Tiere angedeutet, daran läßt sich sehr gut erkennen, wie weit ein Staat moralisch gediehen ist. So wie der Tierschutz gehandhabt wird, so siehts in der Regel auch beim Menschenschutz aus. In den meisten dieser Länder kann man eine Zweiklassengesellschaft sehen und eine gaaaanz geringe Mittelschichtminderheit. Die untere Schicht ist der oberen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

>Und was Du aus der Türkei berichtest, wie die Alten
>von ihren eigenen Kindern und Kindeskindern behandelt
>werden, die sie vor langer Zeit mal aus der Sch....
>geholt und an der Brust genährt haben, das steht aber
>nicht im Einklang mit dem Islam, oder ? Im Einklang
>mit unserem Vierten Gebot steht es jedenfalls nicht.

Es steht sicherlich nicht im Einklan g mit dem Islam. Auch die offizielle Auslegung bedeutet Anderes. Nah außen hin eobachtet man die Großfamilie. Mir fehlt es nun an Vergleichen, ob bei uns früher auch so ein Saustall abging, wenn ja, dann ist die Kleinfamilie besser, finde ich jedenfalls. Wobei ich zu Kleinfamilie allerdings die Sorge um die Eltern dazuzähle und zwar in menschenwürdiger Form. Ist das nicht möglich, so finde ich die Alternative Altersheim wesentlich menschlicher als das, was in den Großsippen gehandhabt wird, die mir nun prsönlich oder vom Hörensagen bekannt sind. In diesen Familien herrschen unwahrscheinkliche Aggressionen vor, die natürlich an den schwächsten Mitgliedern ausgelebt werden, schrecklich !

>Ich weiss: die Türkei ist lange nicht das einzige
>Land mit solchen Missständen, aber SO ist man nicht
>reif für die Aufnahme in die EU, mag man nun rein
>geographisch zu Europa zählen oder nicht.

Ich habe nun die Türkei deshalb genannt, weil ich sie am besten kenne. Wie es in anderen Ländern diesbezüglich aussieht, das kann ich nicht sagen, weiß nur von vereinzelten Beispielen aus anderen südlichen Ländern, wo es wohl ähnlich abläuft, allerdings nicht ganz so extrem, was sich wohl auch durch die islamiscche Tradition erklären ließe.

>Das musste ich mal loswerden und der Diskussion
>stellen. Habe das anlässlich des "Gutachtens" des
>"katholischen Sozialethikers" Prof. Wiemeyer in
>ähnlicher Form auch schon angedeutet.

DAnke für Dein Statement, das ich uin allen Punkten gerne unterschreibe. Natürlich sollte sich auch bei uns was tun, jedoch sollte man nicht in Bezug auf andere Länder die rosa Brille aufsetzen, nur weil es eben hier Mißstände vor der eigenen Türe gibt und in diesen Ländern die Sonne scheint, alle lächeln und sehr laut über Liebe und Menschlichkeit reden. Was dahinter ist, davon möge sich jeder rechtzeitig selber ein Bild machen, möglichst bevor er in eins dieser Länder auswandert. Aber das ist jedermanns eigene Sache.

liebe Grüße

Bine
>Gruss
>Franke



Antworten: