Re: Ich sorge mich um Deutschlands Zukunft!

Geschrieben von Mabo am 04. Juni 2003 23:36:18:

Als Antwort auf: Ich sorge mich um Deutschlands Zukunft! geschrieben von Niels am 03. Juni 2003 20:31:09:

Hallo Niels, liebe Gemeinde!

Ich hatte dich etwas eher hier zum ZetaEndspurt erwartet. Kurz vor dem ursprünglich anberaumtem Termin, hatte ich mich mal wieder blicken lassen:

Nancy geht uns alle an

Kannst du dich noch erinnern, damals, als gerade ein gewisser XSurvivor dieses Forum (genaugenommen eines der zahlreichen Vorgängerforen) erstmalig aufsuchte und von seiner Zinseszinsproblematik anfing? Genau in dieser Zeit kamst du mit der »Antwort auf all unsere Fragen«, ZetaTalk nämlich. Ja, so fing es für mich an, nachdem ich gerade dabei war die angeblich genau auf unsere Zeit passenden Prophezeiungen des Nostradamus auf Jens Seite zu studieren, wenn ich mich recht entsinne.

Ich frage mich genauso wie Franke43, was diese Nancy über die ganze Zeit nur getrieben haben mochte. Und ich mag mich immer noch nicht festlegen, ob sie nur schlicht durchgeknallt ist oder in betrügerischer Absicht gehandelt hat. Wir haben ja damals nachts um vier Uhr diese Radiosendung via Internetstreaming live mitverfolgt und ich war wirklich erstaunt über ihre prompten Antworten, egal zu welchem Thema man sie befragte, ihre coolness überhaupt, in anbetracht der Lächerlichkeit der sie sich spätestens jetzt aussetzt...

Aber was mich am meisten abgestoßen hat, das war das krasse Szenario, was sie zeichnete. Als mir gewahr wurde, dass es demnach zu derart massiven Katastrophen kommen soll, dass mit mehr als zwanzig Jahren nuklearem Winter zu rechnen sei, während dem man sich nur von Algen ernähren kann... nee, da verging mir die Lust daran dermaßen, dass ich lieber den big surf erlebt hätte und gleich in den ersten Stunden hätte sterben wollen. Auf so eine Megakacke lohnt es sich nicht einmal sich vorzubereiten.

Das war gut so, denn so ähnlich wie du heute, machte ich mir dann lieber Sorgen um etwas überschaubareres. Gestern hast du dir noch Sorgen um unseren ganzen Planeten gemacht, und anstatt heute ein Fest zu geben, sorgst du dich nun um unser kleines Deutschland. Ich konnte mich nachdem sich unsere Wege damals trennten dem Thema von XSurvivor wieder zuwenden. Es war also ganz ähnlich. Wir machen uns scheinbar gerne Sorgen, bringen nicht genügend Gelassenheit auf, um die Dinge einfach geschehen zu lassen. Und es gibt immer was, worum man sich sorgen könnte!

Aber! Wie ich in meinem oben noch einmal verlinkten Beitrag schon versucht habe zu sagen, haben diese scheinbar so verschiedenen Katastrophen, die ach so verschiedenen Ängste irgendwo doch einen gemeinsamen Boden. Sie rühren aus unserer Unfähigkeit etwas zu verändern! Damit meine ich nicht nur, dass Leute wie du und ich in der Weltpolitik nichts verändern können, sondern dass die, die da oben sitzen, an den Hebeln der Weltpolitik, im grunde auch nichts mehr aufhalten können. Zwar fummeln sie hier, verstellen dort, regeln dies und nehmen das, aber am Grundprinzip packt keiner an. Und sie wissen warum!

Diese Ohnmacht ist es, die alle treibt - auf allen Seiten. Sowohl uns, die ach so "Guten", bei denen es quasi das letzte Aufbäumen vor der totalen Resignation ist, als auch die vermeintlich "Bösen", die auf ihre Weise mit dem abgeschlossen haben was ist. Denn es sei doch eh schon zu spät, um noch was retten zu können... Es stimmt, was Sandokan sagt: Der Schlange muss der Kopf abgeschlagen werden!

Jetzt verzettelst du dich in der Geburtenrate, andere blicken auf die Umweltgifte, wieder andere fürchten die Russen oder Chinesen, oder... egal! Nur warum setzt jemand kein Kind in die Welt? Warum vergiften wir unsere Erde? Warum müssen wir andere Völker fürchten? Wer beantwortet mir die Frage, wie ich einerseits Konsum steigern und andererseits Resourcen sparen soll? Wieso kapiert keiner, dass all diesem Irrsinn tatsächlich das Finanzsystem zugrunde liegt und dass uns die Kravattengeier... ja schon wieder ein Feindbild: die Illuminaten sind an allem Schuld! Hurra, jetzt haben wir es!

Nein, nicht dass das jetzt einer wörtlich nimmt. :-) Bitte nicht! Es gibt keine Illuminaten im Sinne einer im Hintergrund geheim agierenden Bande Eingeweihter, und doch gibt es im Hintergrund geheim agierende Banden Eingeweihter! Und wir alle sind mehr oder minder mit eingeweiht und mehr oder minder Teil dieses kollektiven Egoismus, der alles Übel auf der Welt bedingt.

Aus Angst vor dem Verlust des Berufs oder Ansehens, aus Bequemlichkeit oder Gelichgültigkeit spielen wir das miese Spiel mit, bis zu dem Punkt, an dem es uns selbst zu sehr tangiert. Eben bis die pers. "Schmerzgrenze" erreicht ist. Bei jedem liegt diese jedoch woanders. Wir regen uns auf, dass die und die Reichen dies und jenes tun oder eben nicht tun, was wir meinen, das sie tun müssten, weil sie überhaupt zu viel verdienen. Immer gemessen an uns selber, versteht sich! Denn dabei interessiert uns weniger, dass wir, zumindest die, die noch verdienen, aber auch die, die irgendwelche Stützen erhalten, ein vielfaches von dem zur Verfügung haben, als die meisten Menschen jemals im Leben erwirtschaften können. Und wir beklagen den Verlust von Rechten, die für wieder die meisten Menschen der Weltbevölkerung niemals gegolten haben oder je gelten werden. Auch heute sind angeblich wieder mehr als 30.000 Kinder (hey, wer kann sich soo viele Kinder überhaupt nur vorstellen?) verhungert oder sonst wie an den Folgen ihrer Armut umgekommen.

Der Mensch verursacht die Probleme, weil er ein Problem mit seiner Wahrnehmung hat! Die Welt ist zu komplex um die Kausalität der Dinge zu überschauen. Wir nehemen alles nur sehr subjektiv und vor allem auch selektiv wahr (sowohl was Ort, Zeit als auch Gerechtigkeitsinn angeht) und egal wo wir uns dann drauf stürzen mögen, es kann zu keiner Gesamtlösung führen.

Deswegen stimme ich ausdrücklich zu: Der Schlange muss der Kopf abgeschlagen werden!! Aber auch ich mag dem nur begegnen, das Schwert aber, welches dies vollbringt, werde ich nicht führen. Denn wenn der Schlange der Kopf abgeschlagen wird, so richtig es auch sein mag, dies endlich zu tun, eine Menge Blut wird dabei fließen! Und so wenig wie wir kleinen Leute auf unsere kleinen angestammten Rechte und Eigentümer verzichten wollen, so wenig werden es die großen Mächtigen, die Superreichen, die, die das große Geld über die Mechanismen des Zinskapitalismus gesammelt haben, darauf freiwillig verzichten. Und das mit der selben Selbstverständlichkeit wie wir Kleinen unser "bisschen" Hab und Gut schützen.

Wollte die Politik etwas ändern, dann reichten auch nicht die Fragen, die Funktionsdelta aufgeführt hat. Auch sie betreffen allesamt nur die Symthome eines kranken Systems. Es ist auch kein Systemfehler, denn dann müsste es schon verwundern, warum er immer wieder gemacht wird. Jeder von uns ließ sich doch mal damit beeindrucken, wie rasant das Geld bei einer Lebensversicherung dann plöätzlich "von alleine" anwächst... Wer eine Lebensversicherung abschließt ist aber kein "Böser" der andere abzockt. Für den Sechzehn- oder Achtzehnjährigen, der damit konfrontiert wird, ist es das normalste von der Welt. Es machen doch alle. So ist das nunmal. Und doch profitiert er von dem Irrsinn dieses Systemfehlers - des Systems. Und er macht sich somit mit schuldig am Dilemma der Welt.

Entweder wir werden in Zukunft alle durch einen totalitären Apparat dazu gezwungen nach irgendwelchen irrsinnigen, menschenverachtenden Regeln mitzuspielen, oder es wird vorher wieder so richtig krachen. Der liebe Gott wird uns den Gefallen wohl nicht tun und persönlich eingreifen. Wohl weder mit einem Planeten, noch mit einem Kreuz am Himmelszelt. Wunschdenken der Verzweiflung, heute wie zu Zeiten der Propheten. Sicher darf man weiter Hoffen, dass eine späte Einsicht uns ereile, dass der große Knall durch unser Einlenken ausbliebe und sich der Welt und allen Menschen eine friedliche Alternative eröffnen werde sich wirklich frei und liebevoll zu entfalten. Aber dies hielte ich für ein Wunder! Aber es wäre zumindest eines, was wir als Menschheit selbst vollbringen könnten, ohne dass ein Gott persönlich eingreift. Den bei weitem realistischsten Ansatz für die Voraussetzungen zur Rettung der Welt sehe ich im Sturz des Finanzwesens, da es als Ursache zumindest vielen unserer Probleme zu grunde liegt. Was da immer noch für normal erachtet wird ist kein Naturgesetz, welches wir nicht wegwischen könnten. Es ist ein von Menschen gemachtes, künstliches Monstrum. Entweder es wird fallen, oder wir alle werden fallen - früher oder später auch wir im sog. Westen. Egal wieviele Kinder wir zeugen, egal mit welchem Alter wir in Rente gehen, egal ob Christen oder Moslems.

Niels, ich hoffe du stürz dich nicht von einer aussichtslosen Schlacht in die nächste. Denn anstatt etwas zu verändern und zu retten zerstörst du nur den letzten Hauch der Hoffnung in dir und somit auch einen Teil der gesamten Hoffnung. Der ganze Irrsinn wie ZetaTalk und anderen Hypes, über Schumi und BigBrother bis hin zur Koalitionskrise in NRW, all dieser Mist ist ein riesiger Haufen blödsinniger Ablenkungen, der über den miesen Machenschaften einiger weniger ausgeschüttet wurde und ständig erweitert wird. Jeder der wirklich etwas verändern will sollte nicht gleich in Aktivismus verfallen, sondern erst einmal ein Bewusstsein über diese Zusammenhänge aufbauen.

Grüße
Mabo



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