Re: die Kirche kann weder lügen noch irren
Geschrieben von Muspillibrille am 25. Mai 2003 22:33:05:
Als Antwort auf: Re: die Kirche kann weder lügen noch irren geschrieben von Baldur am 25. Mai 2003 17:39:41:
>Lieber Hubert,
>wenn ich nicht annehmen könnte, ja, müßte, daß Du es wirklich so meinst, wie Du schreibst, dann würde auf mich Dein Text wie eine überspitzte sarkastische Verballhornung klingen, also, eine quasi kabarettistische Überspitzung, um die Sache ad absurdum zu führen.
>Aber Du meinst es ja so, wie Du schreibst.
>Nun, in meiner Ecke sind die letzten Opfer auf die Scheiterhaufen gebunden worden, einmal am Bodensee (Hus), einmal in Glarus.
>Da nimmt man das schon wahr, was die Inquisition im Namen Gottes verbrochen hat.
>Vom Thema Überbevölkerung und Empfängnisverhütung gar nicht zu sprechen, als sehr irdisches und gegenwärtiges Thema.
>Es ist immer wieder interessant (das meine ich ehrlich), wie kontrovers doch Sachverhalte gesehen werden können, wobei sich der eine vom anderen fragen mag, wieso der wohl derart mit Blindheit geschlagen sein soll.
>Und beide sind von der Richtigkeit ihrer Ansicht überzeugt.
>Ich will es mal so sagen, wer mit der Kirche glücklich werden möchte, soll diesen Weg gehen, und wenn die Wirklichkeit so wäre, wie die Kirche sagt (hl. Kommunion, Vergebung der Sünden, Unfehlbarkeit etc.), dann ziehe ich es vor, als freier Geist dieser Wirklichkeit zu entfliehen, statt mich dem unterzuordnen.
>Hier schreibe ich und kann nicht anders.
>Beste Grüße vom BaldurHallo Baldur!
Dein Wort ist ein Wort.
Aber zu Deinen Traenen ueber Jan Hus kann ich meine nicht hinzufuegen.Ich lebe in Tschechien und sehe Eigenaeugig was von diesem "bedauernswerten" Religionsstifter uebriggeblieben ist:
-Ein Staatsfeiertag, den sogar die Kommunisten nicht abgeschafft haben, denn
er dient der Rebellion als Prinzip.
Beim Abfeiern des Feiertags erscheinen mindestens 93% der Landesbevoelkerung
in Arbeitstracht und stehen dem Ereignis so hilflos gegenueber, dass sich ein
Gutteil in die naechste Schenke begibt, bis sich die unbewaeltigte Theologie
wieder um ein Jahr aufschiebt.- Nur 7% aller Tschechen gehoeren den Hussiten, oder Boehmischen Brueder an.
- Nach der Stadt Tabor, von Hussiten gegruendet, in Mittelboehmen ist eine
landesweite Kinderfreizeit
benannt, in der die Kindlein des Landes bei Lagerfeuerromantik erste unzarte
Liebeserfahrungen gewinnen und in Kuerze einen Eindruck, wieviel eine
Abtreibung kostet.-Geistliche dieser Glaubensrichtung verfuegen ueber keinen Terminkalender und
auch ueber kein Sendungsbewusstsein oder Missionsbeduerfnis, denn ich haette
so jemanden gerne einmal bei mir begruesst.
Ich schere jetz alle die "Boesen" ueber einen Kamm und verallgemeinere sehr
grob. Dessen bin ich mir bewusst.-Die Hussiten haben ein schoenes Wort im Tschechischen hinterlassen, naemlich
"kecat", gesprochen ketzat, was soviel heisst wie luegen oder sich sehr locker
unterhalten.
Ich bin nicht der Richter, aber ich habe das Gefuehl, dass die Hussiten der erste grosse Sargnagel fuer Boehmen waren.Den Glauben, den Franz Werfel noch vorfand, existiert nicht mehr. Ausgebrannt und listig lauernd harren sie der Dinge. Starrend vor Schmutz das Land.
Was ist ein toter Jan Hus gegen dieses lange Elend?
Aber ich bin nicht Richter.
Ty vis, ze ja jsem ten Nepomuk jihnde?
Muspillibrille