Re: Nachtrag

Geschrieben von Andreas am 25. Mai 2003 19:21:06:

Als Antwort auf: Nachtrag geschrieben von Bonnie am 25. Mai 2003 17:09:18:

>Viele Völker, vielleicht sogar die meisten, die je die Erde bevölkert haben, haben mehr oder weniger ohne großartige Veränderungen über Jahrhunderte gelebt. Sie haben die Erde nicht ausgebeutet, sie haben keine großen "Errungenschaften", wie wir sie kennen (Erfindungen, Industrien, Architektur etc.), aber sie haben gelebt, hatten soziale Regeln, die wohl auch noch ganz gut funktionierten, vielleicht gab es ein paar Scharmützel, aber keine großen Kriege, jedenfalls nichts, was es Aufschreibens "würdig" gewesen wäre.
>Vielleicht waren sie nicht so egozentriert wie unsere Kultur. Brauchten keine Könige, Revolutionen, Kriege ..
>Ich denke jetzt auch an die Ureinwohner von Australien.
>Was haben solche Kulturen für eine "Geschichtsschreibung" ? Jedenfalls eine ganz andere als unsere. Vielleicht hinterlassen sie Traumpfade und Kochrezepte. Diese "Geschichtsschreibung" wird doch von uns Westlern gar nicht als eine solche akzeptiert. Deswegen ist das noch lange kein "Dark Age", nur weil wir nicht wissen, was genau passiert ist. Es ist wahrscheinlich dasselbe passiert, was schon immer passiert ist: Man hat gewohnt, gegessen, gearbeitet, geliebt, Kinder gekriegt, gelernt, gelehrt, man ist gestorben.
>Und diese Völker haben NICHT um das nackte Überleben gekämpft. Die Natur hat reichlich zu bieten.
>Wir neigen dazu, zu denken, alle, die keinen Meister Propper zur Verfügung haben und keinen Fernseher, haben ein schweres Leben *gg*.
>Wie passen diese Überlegungen in die Dark-Age-Theorie ?
>Liebe Grüsse, Bonnie


Hallo Bonnie

Ich glaube nicht dass B & W die Lebensweise der sogenannten primitiven Völker mit einem Dark Age gleichsetzen. Es herrscht dort ein anderer "eigenmode", wie sie es nennen, andere soziale Institutionen vor, wobei sie oft die "foragers of the Kalahari" als Beispiel nennen. Leider habe ich noch nicht ihr gesamtes Werk (Onlineversion: http://website.lineone.net/~marc.widdowson/), insbesondere nicht ihre Ausführungen über die Dark-Age-Theorie gelesen, weshalb ich hierzu nicht viel sagen kann. Auf der anderen Internet-Seite bieten sie einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung verschiedenster Kulturen (http://www.darkage.fsnet.co.uk/PottedHistories.htm), man findet dort etwa auch etwas zu den südamerikanischen Indianern, den Maya, Inka und den Kulturen, die auf Hawai und im Pazifik lebten.

Ich habe schon ein wenig in ihrem "historischen Teil" der erstgenannten Onlineversion gelesen. Dort argumentieren sie, die Maya- und Inkareiche seien schon vom Zerfall erfasst worden, bevor die Europäer gekommen seien. Nur so sei es zu erklären, dass diese Hochkulturen von Cortez bzw. Pizarro mit nur wenigen Hundert Mann niedergeworfen werden konnten.

Ich denke B & W sind vorsichtig genung, um nicht eine völlig eurozentrische Sichtweise einzunehmen, aber Dein Hinweis auf die inexistente Geschichtsschreibung anderer Völker ist sicherlich berechtigt. Ich hoffe wirklich, dass das Buch bald erscheint. Dann werden sich nämlich auch kompetente Leute dazu äussern und die Schwachstellen der Theorie werden aufgedeckt.

Gruss
Andreas




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