Re: Nancy geht und alle an!

Geschrieben von Mabo am 13. Mai 2003 11:44:17:

Als Antwort auf: Nancy Log vom 10. Mai geschrieben von Mischel am 12. Mai 2003 12:18:18:

Hi Mischel, liebe Gemeinde!

Schön dass du es dir noch mal anders überlegt hast und erst mit uns gemeinsam die Vorstellung hier verlässt. Ja, ich meine deinen elektrischen beinahe Abgang. Du kannst schließlich nicht einfach kurz vor knapp den Schwanz einziehen. Das wird hier durchgezogen, bis zum Ende. Is das klar?! ;-)

In die Foren schaue ich ja nur noch recht sporadisch rein, aber jetzt wo laut Zetas das Finale ins Haus steht, klar, da muss man doch dabei sein. Niels hat Wochen, ja Monate damit zugebracht die deutschen Übersetzungen für Zetatalk zu erstellen, Frank hat sein Erspartes in ein Objekt in der Pampas investiert und ich kaufte mir damals extra ein Teleskop. Eigentlich dachte ich, dass es langsam ruhig um Nancy werden müsste, weil ja offensichtlich nichts auf ein baldiges eintreffen des ominösen Planeten hin deutet. Aber weit gefehlt!

>(NancyL) Folks, the date is STILL shortly after May 15
>for rotation stoppage, with the shift occuring before June 1.

In den letzten Tagen habe ich immer mal wieder die Zetaseiten besucht, in der Annahme, dass sie ja bald entweder vom Netz verschwinden oder mit einer genialen Ausrede aufwarten, warum der Polsprung nun doch nicht stattfände. Etwa, dass der intergalaktische Rat der Aliens in letzter Sekunde beschlossen habe, doch einzugreifen und die Menschen zu retten indem sie das Ding einfach weggepustet haben. Oder dass die Erde durch die lieben Aliens in die 5. Dichte gehoben worden sei, was man hier kaum mitbekommen habe (bzw. deswegen einige Erdbeben, Flutkatastrophen, SARS, Daniel K und und und, quasi alles die Nebenwirkungen unseres geistigen Polsprungs etc. bla sülz) und wir deswegen die Katastrophe nicht erleben mussten. Aber dass die immer noch darauf beharren, dass die Welt noch diese Woche ins Taumeln gerät, finde ich ein starkes Stück. Ich muss sagen, Nerven hat die Nancy! Oder sie ist, wie damals angenommen, schlicht vollkommen durchgeknallt und empfänglich für noch durchgeknalltere Entitäten anderer Sphären, die sich in unserer Einfältigkeit suhlen.

Von Niels habe ich schon fast ein Jahr nichts mehr gehört, ich weiß nur noch, dass er sich von Nancy und seiner eigenen Seite distanziert hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch er hier spätestens diese Woche vorbeischaut. Wir haben das gemeinsam hier begonnen, wir sollten es gemeinsam zu Ende bringen, gell?! ;-)

Und dann gab es da noch dieses Buch. Ein spannender Roman wäre es allemal geworden. Heute hielte ich es gerne in Händen, egal ob nun Polsprung oder nicht. Einfach als Dokument dieser Zeit, als Produkt dessen, was uns bewegte.

Aber machen wir uns bitte nichts vor. Nur weil die eine Scheiße ausbleibt, bleibt uns prinzipiell nicht jeder Mist erspart. Diese Deadline, der 15. Mai 2003, betrifft den Zetafake, so wie etliche andere Termine auch bereits verstrichen sind. Und es werden immer wieder Termine verstreichen, und immer wieder wird zwischendurch Scheiße passieren. Und eines Tages sicher auch mal so richtig üble Megascheiße.

Wir leben in einer Wendezeit, die durchaus für das eine oder andere Etablierte eine persönliche Endzeit darstellt. Je fester wir an alten und überholten Strukturen klammern, die eingerissen werden werden, umso größer ist die Chance, selbst mit in den Sog der Vernichtung gezogen zu werden.

Dass dieses junge Jahrhundert für die Menschheit wie wir sie heute kennen in den kommenden Jahren massive Veränderungen mit sich bringen wird, ist wirklich nur für Hirntote strittig. Aber es war immer so. Ein Mensch, der 1870 geboren wurde und 1903 das aufkommende Jahrhundert und all seine technischen Verheißungen sehen und erahnen konnte, der wird ähnliches Unbehagen und ähnliche Endzeitgefühle gehabt haben müssen – zumindest die, die aus dem selben Holz geschnitzt waren wie wir heute, die wir uns hier treffen. Und hatte er etwa unrecht? Was für schreckliche Sachen passierten nicht alles in diesem unheilvollen Jahrhundert, wovor er sich fürchtete und vor dem er seine Mitmenschen vielleicht eindringlich gewarnt hatte? Hatte er nicht Recht behalten? Gemessen an seiner Welt, die er zuvor kennen lernte, mochte er es sich kaum schlimmer ausmalen können. Und genau so verhält es sich mit uns! Auch wir werden Recht behalten. Das sind alles persönliche, subjektive Blickwinkel auf ein und den selben Verlauf, nur zu verschiedenen Zeitpunkten. Was aus seiner Perspektive das schreckliche Ziel des Verfalls darstellte, war unsere Ausgangsbasis. Und wir malen uns einen Horror aus, den zukünftige Generationen als "normal" empfinden werden und auch diese werden wiederum eine düstere Zukunft fürchten und sich in schrecklichen Bildern ausmalen. - Ich glaube, es war noch nie anders.

Und doch mag man dies nicht einfach so hinnehmen. Alle, die wir hier in den Foren über die Welt und die Entwicklungen sprechen und streiten, wir alle haben das Bedürfnis unser Interesse an dieser Welt zu artikulieren und irgendwie zum Erhalt dessen beizutragen, was wir individuell für gut und richtig erachten. Die Einsichten sind heute anders als vor Jahrhunderten, die Erfahrungen sind ja durch die Geschichte (zu der wir heutzutage einen besonders guten Zugang haben) entstanden, aber vom Prinzip her, handeln und reagieren wir auf die gleiche Weise! Wir definieren den Iststand als schützenswert und verhindern mit Passivität, Bequemlichkeit oder Gewalt den Fortgang der Entwicklungen. Dadurch kommt es zu Staus, Bögen werden überspannt, Eimer laufen über, Korrekturen werden zwingend und Sprünge, oft eben in die nicht gewollte Richtung, werden schließlich aus der Not vollzogen.

Dass die Menschheit eine Geisel des Kapitals ist, war und ist immer noch der entscheidende Faktor für all unsere irrwitzigen Entwicklungen. Aus finanziellen Gründen handelt der Mensch dem Verstand, der Umwelt und dem Leben als solchem zuwider, nicht weil er etwa von Natur aus „böse“ ist oder einen immanenten Webfehler in seinen Genen hat. Wir Menschen haben uns alle Normen nach denen wir leben und koexistieren selbst geschaffen, und erst daraus resultieren auch unsere Probleme. Aber in unserer Blindheit vor kausalen Zusammenhängen und Furcht vor dem unbekannten in der Zukunft, halten wir an allem fest, was wir für „normal“, für schützenswert halten. Wir halten aber nicht nur daran fest, dass wir irgendwann mal so was wie einen Ruhestand (Rente) haben wollen, dass die Enkel bitteschön auch noch so wie wir in großen Wäldern spielen können, dass überhaupt alles was schön ist in der Welt erhalten bleibt, nein, wir klammern auch an dem Finanzsystem, welches die Ungerechtigkeiten dieser Welt, und in Folge auch alle anderen zuvor genannten und schützenswerten Dinge maßgeblich bedingt! Hier wird also der instinktive Wunsch die Dinge zu belassen wie sie sind, zu eben dem Grund, warum sich dieser Wunsch nicht erfüllen kann! Denn auch das Finanzsystem, das ja aufgrund seiner Mechanismen die viel beschworene Schere zwischen Arm und Reich durch seine eingebauten „Fehler“ aufreißt, wird aufgrund einer primitiven Angst, der Furcht vor Veränderung, krampfhaft erhalten und als schützenswert betrachtet. Es stellt eine gewisse bekannte Umgebung dar, kalkulierbar und deswegen scheinbar nachvollziehbar.

Die Menschen, die dies einmal erkannt haben, werden aber feststellen, dass diese Systemfehler nur gegen massivsten Widerstand zu brechen wären. Und diese Menschen sind zudem die eher „lieben“, die „Guten“, die am liebsten keiner Fliege was zu Leide täten. Und so versuchen sie mit gewaltfreien Mitteln, mit sanftem Druck und kleinen Schritten zu wirken. Die Skrupellosen arrangieren sich eher mit den Mächtigen, ja suchen sie regelrecht wie die Motten das Licht, schüren die Ängste der Fruchtsamen und verstricken sie in Abhängigkeiten.

Ein Gewaltfreier Ausweg scheint heute nicht mehr in Sicht und in dieser Verzweiflung kommen dann Sehnsüchte auf, dass die Dinge sich irgendwie anders wie von selbst lösen möchten. Wie ein kleines Kind hofft man auf ein einschreiten der Mutter, oder der Fromme betet zu Gott, er möge endlich eingreifen. Wieder andere sehen die letzte Chance bei etwaigen Aliens oder einem unausweichlich kommenden Planeten. Denn dann sind sie weiterhin die „Lieben“, die keiner Fliege was zu Leide tun mussten, und doch wurde mit Gewalt alles vernichtet, um dem Irrsinn ein Ende zu bereiten und Grundlage für Neues zu werden. Aus dieser Verzweiflung wird der Weg bereitet für jeglichen Unfug, dass irgendetwas uns die Bürde abnehmen werde, dass wir unsere Probleme selbst zu lösen haben. Auf dieser Angst gedeiht auch Zetatalk.

Nun mögen wir über Nancy herzlich lachen oder auch stink sauer sein, weil wir uns von ihr haben verrückt machen lassen. Aber es befreit uns weiterhin nicht von unserer kollektiven Aufgabe! Wir werden in den nächsten Monaten erleben wie wir viele angestammte Dinge loslassen müssen, wie unsere Regierungen uns immer weiter das zu nehmen gezwungen sein werden, was wir als schützenswerte Errungenschaften begreifen, nur um doch nicht dort anzupacken, wo der massive Widerstand zu erwarten ist. Und dann wird der Tag da sein, an dem es Klick macht, an dem irgendwas passiert, was eine Nummer zu weit geht. Der Geduldsfaden reißt und der Mopp ergreift die Macht. Dann wird das was Not tut mit Gewalt versucht zu erreichen. Dann werden alle Vorsätze, alle Ethik und Moral und auch viele schützenswerte Errungenschaften für die Sache in die Wagschale bzw. über Bord geworfen. Zurück bleibt ein Mad-Max-Trümmerfeld und die wage Hoffnung, dass die Überlebenden es dann irgendwie besser machen werden.

Zetatalk ist somit eine von vielen Ablenkungen denen wir Menschen ausgesetzt sind und zudem eine solche, die nur eine Nische ansprechen will. Die weit größeren Ablenkungen nehmen wir noch weitaus schwieriger wahr, wir halten sie im besten Fall für die Realität oder gar das einzig Richtige. All diese Ablenkungen sollen unser Augenmerk auf alles mögliche richten, nur nicht auf die wahren Ursachen. Auch die hier diskutierten Prophezeiungen sind nur Ablenkungen. Was in ihnen offenbart wird, ist oft nicht intelligenter, wahrscheinlicher oder zielführender für Problemlösungen als das jetzt gescholtene Zetatalk. Es ist einfach hirnrissig Angst vor einem Russenangriff zu haben, denn man bräuchte es nicht soweit kommen lassen. Greifen die Russen oder irgendeine andere Nation uns eines Tages tatsächlich an, dann schlicht auch deswegen, weil wir nicht die Parameter verändert haben, die dies später zwingend werden lassen. Das Weltwirtschaftssystem ist heute so, dass es morgen zu Krieg führt. Also müssen wir im Jetzt anfangen und dieses System verändern. Würde es so sein, dass faire Existenzbedingungen für alle existierten, dann würden die Kriege der Zukunft sich auflösen können. Anstatt die Prophezeiungen als Warnungen zu begreifen, was passieren wird, wenn nichts geändert wird, werden sie wie ein Wetterbericht über Unabänderliches missbraucht und -verstanden.

Nun, wir dürfen und sollten jetzt erst mal das Finale des Zetatalks genießen. Und auch allen, die sich von dieser Nischenproblemlösung nicht ansprechen oder anstecken ließen, sei geraten, auch davon zu lernen, denn der eigene Endzeitwahn mag nach ganz ähnlichen Mustern gestrickt sein.

Euer Mabo

P.S. Mischel, auch von Pebo die besten Grüße! Mach son scheiß nicht nochmal!


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