N - Balkan + Moskau

Geschrieben von Freiwild am 03. Mai 2003 03:57:30:

Als Antwort auf: N - Balkan geschrieben von Freiwild am 03. Mai 2003 03:51:45:

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Moskau sitzt in der Zwickmühle

Die einst guten Beziehungen zwischen Belgrad und Moskau sind längst abgekühlt. Der Mord an Serbiens Premier Zoran Djindjic und die Flucht von Mira Markovic nach Russland könnten sie noch weiter verschlechtern.

Moskau - Die Diplomaten in Belgrad waren unzufrieden mit ihren russischen Kollegen. Nachdem am 12. März Serbiens Premierminister Zoran Djindjic ermordet worden war, schickte Moskau nur einen Vize-Außenminister zur Beerdigung - zu wenig angesichts der früher warmen Beziehungen zwischen den slawischen Bruderstaaten. Ende März bestellte das Belgrader Außenministerium den russischen Botschafter ein. Belgrad beschwerte sich nicht nur wegen der angeblichen Geringschätzung, sondern protestierte auch gegen eine Äußerung des führenden russischen Politikers Dmitrij Rogosin (Bild).

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Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses der Duma, der unteren Parlamentskammer, hatte den Mord an Djindjic am 13. März so kommentiert: "Es ist nicht einmal wichtig, wer geschossen hat. Die Schüsse waren durch die Politik provoziert, die Premier Djindjic in Serbien durchgeführt hat." Mit seiner Kosovo-Politik, der Kooperation mit dem UN-Tribunal zu Jugoslawien und der Auslieferung Slobodan Milosevics habe Djindjic "einen krachenden Fehler begangen und gegen die Serben im ausländischen Interesse gehandelt". Rogosin brachte eine in Moskau unter Nationalisten verbreitete Unzufriedenheit zum Ausdruck, nach der Serbiens westfreundlicher Kurs unter Djindjic an Verrat grenzte.

Bald könnten die abgekühlten Beziehungen auf Tiefkühlschrank-Niveau sinken. Denn vermutlich muss Moskau bald entscheiden, ob es die Frau seines langjährigen Verbündeten Slobodan Milosevic festnimmt und an Belgrad ausliefert. Serbische Behörden hatten Mira Markovic Ende März beschuldigt, an der Ermordung des serbischen Ex- Präsidenten Ivan Stambolic beteiligt gewesen zu sein. Milosevic-Tochter Maria bestätigte, ihre Mutter sei am 23. März nach Moskau geflogen. Hier hält sie sich bei ihrem Sohn Marko in einem Privathaus im Moskauer Nobelvorort Barwicha auf, berichtete der Kommersant. Marko Milosevic war Ende 2000 mit seiner Familie aus Belgrad nach Moskau geflohen, dem Kommersant zufolge unter falschem Namen. In Moskau habe er versucht, sich nach China abzusetzen, doch in Peking sei er zurückgeschickt worden.

Theoretisch kann Mira Markovic in Moskau alte Fäden wieder aufnehmen. 1997 ernannte die Moskauer Lomonossow-Universität, Russlands angesehenste Hochschule, sie zur Ehrenprofessorin und außerordentlichen Professorin für Soziologie. "Mira Markovic ist bis heute unsere außerordentliche Professorin", sagte Wladimir Dobrenkow, Dekan der soziologischen Fakultät, der FR. "Sie hat einige Vorlesungen gehalten, das letzte Mal vor Beginn des Kosovo-Krieges."

Sollte Belgrad einen internationalen Haftbefehl ausstellen, sitzt Moskaus Diplomatie in der Zwickmühle. Denn Belgrad hat bereits klar gemacht, dass es eine Auslieferung als Prüfstein für die weitere Entwicklung der Beziehungen ansieht. Doch mit einer Auslieferung brächte Moskau die Nationalisten im eigenen Land auf, die schon wegen der Debatte über das Tschetschenien-Tribunal jede Kooperation ablehnen. (Quelle – fr- aktuell.de)



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