Re: Karl Marx im O-Ton / Die Kommunistische "Weibergemeinschaft"

Geschrieben von Bonnie am 22. April 2003 11:07:32:

Als Antwort auf: Re: Karl Marx im O-Ton / Die Kommunistische "Weibergemeinschaft" geschrieben von Swissman am 22. April 2003 01:03:04:

Hallo Swissman,
es ist Demagogie, den Kommunismus mit der weiblichen Genitalverstümmelung zu vergleichen und daraus den Schluß zu ziehen, weil weibliche Genitalverstümmelung schlecht ist, der Kommunismus auch schlecht sei. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Genausogut könntest du sagen, der Kommunismus ist schlecht, weil das Gras grün ist.
Über das eine (weibliche Genitalverstümmelung ist schlecht) herrscht ein großer Konsens, beim anderen (Kommunismus) stehen sich zwei Lager feindlich gegenüber. Es gibt also eine große Gruppe von Menschen, die den Kommunismus richtig finden. Deren Meinung einfach zu negieren, ist menschenverachtend.

Ich persönlich sage nur aus, daß der Marxismus den Blick auf das Elend des Proletariats gelenkt hat, was zu der Zeit auch notwendig war. (genauso notwendig ist es z.B. heutzutage, daß mal jemand kommt und den Blick auf das Elend der Tiere lenkt, ich rede jetzt von Massentierhaltung und Tierversuchen, immer noch in unserer Gesellschaft akzeptiert und normal und fast jeder ißt Eier und Putenbrust aus den Geflügelfolterkammern, nimmt Medikamente, die mit dem Leid der Tiere erkauft wurden etc.. ) Genau wie Freud den Blick auf die Seele des Menschen gelenkt hatte. Über die genauen Theorien kann man sich streiten, was ich jetzt gar nicht will. Und im übrigen ist es mir egal, was Marx tatsächlich beabsichtigte und ob er vor schwarzen Kerzen gebetet hatte. An den Früchten sollt ihr sie erkennen. Eine seiner "Früchte" war die soziale Marktwirtschaft und der Wohlstand für die breiten Massen. Ohne den Gegenpol des Kommunismus hätte der Kapitalismus nie was getan für die Arbeiter.

Das ist schon ein sehr kleines Positivum des Marxismus, das ich da vertrete!

Liebe Grüsse, Bonnie

PS. Ich bleibe dabei, wer niemals am Sozialismus / Kommunismus ein gutes Haar finden konnte, hat kein Herz. Du kannst jetzt überlegen, ob dir der Schuh paßt.


>Hallo Bonnie,
>>Die Dinge sind nicht nur eindeutig weiß oder schwarz.
>Selbstverständlich gibt sind manche Dinge von Grund auf schlecht, während andere per se gut sind. Dass es dazwischen auch noch alle Abstufungen gibt, das bestreite ich ja gar nicht.
>Der Kommunismus aber ist, ebenso wie Nationalsozialismus, Wahhabismus oder Satanismus von Grund auf schlecht, böse und verabscheuenswert. In dieselbe Kategorie gehört z. B. auch der von manchen primitiven Völkerschaften immer noch geübte Brauch der weiblichen Genitalverstümmelung - Es ist sinnlose Zeitverschwendung, in diesen Irrlehren etwas gutes zu suchen oder sie gar noch in Schutz nehmen zu wollen: Vielmehr darf und muss man sie vorbehaltlos auszumerzen versuchen.
>>Wer weiß, wie die Welt sich ohne die Idee des Marxismus entwickelt hätte.
>Zweifelsohne wäre die Welt auch ohne die Marx'schen Irrlehren kein Paradies auf Erden. Mit Sicherheit aber wäre sie von vielen Übeln, die Marx und seine Schüler über sie gebracht haben, verschont worden. Angefangen mit, nach vorsichtigen Schätzungen, zumindest 100 Mio von den kommunistischen Tschekisten Ermordeten, deren Leben gerettet worden wäre!
>>Vielleicht wollte man Revolutionen vermeiden.
>Im Gegenteil: Marx und Engels freuten sich, wie sich anhand ihrer Korrespondenz gleichfalls belegen lässt (soll ich?) über jede Revolution und jeden Krieg, deren Ausbruch sie ständig herbeisehnten.
>>Marx selbst lebte in Armut und ließ sich von seinem Freund Engels aushalten. Die Idee, er hätte die Weltherrschaft angestrebt, läßt mich irgendwie kichern.
>Und trotzdem sah sich Karl Marx in dieser Rolle!
>>Du möchtest ihn eindeutig schwarz sehen, stimmt´s ?
>Was ich will oder nicht will ist in diesem Zusammenhang völlig irrelevant: Ich sehe die Tatsachen und ziehe daraus meine Schlüsse. Im Falle des Karl Marx können diese freilich gar nicht anders als negativ ausfallen.
>>Hat er mal vor schwarzen Kerzen gebetet ? *kicher* Vielleicht waren die schwarzen Kerzen im Sonderangebot gewesen ?
>Die Verwendung schwarzer Kerzen gehört erwiesenermassen bei den meisten Satanssekten zum Ritual dazu. Da ich niemanden auf dumme Gedanken bringen möchte, sehe ich davon ab, weiter ins Detail zu gehen (obwohl mir diese natürlich durchaus bekannt sind).
>>So, jetzt zu den Weibern. Wo, bitte, steht, daß die Frauen verstaatlicht werden sollten ? In dieser ominösen privaten Korrespondenz ?
>Die Privatkorrespondenz der beiden "Menschenfreunde" ist alles andere als "ominös", sondern kann selbsverständlich nachgelesen werden: In deutscher Sprache erschien sie in der DDR als Teil der "Marx und Engels Werke" (MEW) sowie der "Marx und Engels Gesamtausgabe" (MEGA), wo sie für Studenten des Faches "Marxismus-Leninismus" als Lehrmittel verwendet wurden.
>Verdankenswerterweise hat sich zudem Konrad Löw die Mühe gemacht, die Werke zu sichten und die Highlights unter dem Titel "Das Rotbuch der kommunistischen Ideologie. Marx und Engels. Die Väter des Terrors." (ISBN 3784427545) zu veröffentlichen. Das Buch verfügt über ein ausgezeichnetes Register. Ich kann die Anschaffung dieses Buches jedem empfehlen, der sich mit dem Kommunismus kritisch auseindersetzt.
>Um aber auf Deine Frage zurückzukommen: Neben dem zitierten Brief greift Marx den Gedanken beispielsweise in seinem Manuskript "Privateigentum und Kommunismus" wieder auf ("...die Weibergemeinschaft, wo also das Weib zu einem gemeinschaftlichen und gemeinen Eigentum wird.").
>Selbst die DKP Rheinland-Westfalen gibt dies auf ihrer Homepage zu, wenn sie Marx wie folgt zitiert: "Man könnte höchstens den Kommunisten vorwerfen, dass sie an der Stelle einer heuchlerisch versteckten eine offizielle, offenherzige Weibergemeinschaft einführen wollten." (Liebe DKP-ler: Es wäre gänzlich sinnlos, die Homepage zu löschen, da ich selbstverständlich eine Kopie auf Festplatte und CD-ROM gezogen habe)
>Die andere, von mir aus dem Gedächtnis zitierte, Stelle finde momentan leider immer noch nicht. Ich weiss aber mit absoluter Sicherheit, dass sie existiert. Erstmals auf den marxistischen Begriff der "Weibergemeinschaft" gestossen bin ich übrigens in einem der Bücher von Viktor Suworow, einem hohen Überläufer des Geheimdienstes des sowjetischen Generalstabs, GRU, der sich heute als Historiker betätigt. Er zitierte in diesem Zusammenhang eine weiter Stelle aus dem Marxschen Machwerk, die ebenfalls ins Detail ging.
>>Gibt es das Gedankengut (Frauen als Mittel der Menschenprodutkion und Verstaatlichung) nicht auch als Idee aus der rechten Ecke und hat es da nicht tatsächlich auch Verwirklichungsversuche gegeben (Lager in Norwegen, in denen reinrassige Menschen gezüchtet wurden oder so) ?
>Vorausgesetzt, Du spielst mit "rechts" auf den Nationalsozialismus und verwandte Ideologien, wie die Ariosophie, an, so ist die Antwort: Ja. Solche Bestrebungen gab es tatsächlich, wobei selbst Hitler diese Ideen ablehnte. Trotzdem experimentierte Heinrich Himmler in diese Richtung.
>Im übrigen war aber auch der NationalSOZIALISMUS nicht frei von marxistischen Ideen: So schrieb etwa Josef Goebbels noch wenige Tage vor seinem Selbstmord in sein Tagebuch, dass er im Herzen stets Sozialist geblieben sei.
>>Übrigens ist es absurd, daß ausgerechnet ich hier Marx und den Marxismus verteidige :-)
>Dann lass es doch einfach bleiben! ;-)
>>Genau wie Freud hat Marx der Menschheit ganz entscheidende Impulse gegeben.
>Habe ich gar nicht bestritten - nur waren die von ihm ausgehenden Impulse eben ausschliesslich destruktiver Natur.
>mfG,
>Swissman



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