Religiöser Infantilismus - 3. Teil
Geschrieben von Epidophekles am 21. April 2003 18:08:09:
Als Antwort auf: Religiöser Infantilismus - 2. Teil geschrieben von Epidophekles am 19. April 2003 18:15:04:
DIE RELIGION DER EHRE oder GELEBTER INFANTILISMUS
3. Teil
Ihr seid jetzt im Bilde: Wer Religion im Gesetz der Ehre betreiben will, hat nur die Möglichkeit, durch Religion infantil oder zum Pharisäer zu werden. Die Spannung von Gut und Böse, die für das Gesetz der Ehre wesensbestimmend ist, kann einzig und allein durch meine Liebe überwunden werden. Der Mensch ist zur Transzendenz seiner selbst nur fähig durch die Liebe. Sucht er die Transzendenz, das Über-sich-hinaus-Kommen, im Gesetz der Ehre, so bleibt ihm lediglich die Alternative, entweder von der Transzendenz zu reden (das besorgen die Pharisäer) oder in die Stufe des Kindseins zurückzufallen (das besorgen die frommen Seelen). Die Geistlichkeit will infantil sein. Die Gläubigen sind infantil. Und die Ungläubigen werden mit dem Infantilismus nicht fertig, weil sie ihm auch nur Ideologien und keine Transzendenz zur gelebten Humanität entgegenhalten können. Die Liebe aber steht immer noch in der Wüste, wenn sie predigt; draussen vor dem Tor; sie darf nur rufen, wenn sie vor der Türe stehen bleibt. "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an." Hörst du mein Klopfen? Warum hörst du es nicht?
Dabei bist du doch schon auf dem Wege, mein Freund, und das heisst, ein Freund Gottes zu werden. Warum zögerst du noch, diesen Weg konsequent bis zum Ziel der ewigen Gottesfreundschaft in der grossen Freiheit meiner Liebe zu durchlaufen?
Ich halte dir noch einmal die Entscheidung vor. Für dich, der du von Natur aus dem Gesetz der Ehre unterworfen bis, gibt es nur zwei Möglichkeiten, der Spannung von Gut und Böse zu entrinnen:
Entweder greifst du zurück auf das Kindsein, weil du daran die ersehnte Unschuld zu erkennen vermeinst, und lässt dich in eine ewige Gotteskindschaft fallen (was entzückende, aber herrlich infantile Engelsputten gibt); oder du überschreitest die Spannung von Gut und Böse, indem du das Reich betrittst, in dessen Grenzen das Gesetz meiner Liebe seine unumschränkte Macht ausübt und du mein ewiger Freund bist.
Eine andere Wahl habt ihr heute nicht mehr.Ich weiss, dass eure blinden Blindenführer sich auf Worte ihres Herrn Jesus Christus abstützen, wenn sie die Kindschaft, das Kindsein und Kindwerden und Kindbleiben als das Kennzeichen eines frommen und in ihren Augen erlösten Menschseins preisen und hoch loben und fordern. Keiner dieser Apologeten aber hat bemerkt, dass Christus seine Worte über die Kinder mit der Frage verband, wie denn jemand in mein Reich hineinkomme (Mark. 10, 15). Es gibt kein Wort, das Christus über das Kind gesprochen hat, welches die Behauptung enthält, mit dem Kindessinn könne ein Platz im Himmelreich gehalten werden. Alles Kindsein ist der Beginn des Lebens. Wer aber das Leben ausschöpfen und seinen Sinn erfüllen will, der muss erwachsen werden. Oder könnt ihr nicht einmal den Lauf der Natur als das grosse Gleichnis meiner Wahrheiten sehen?
Erwachsen zu werden, das hat die Christenheit versäumt. Sie ist selber schuld: denn sie hat den Infantilismus zur Religion erhoben.
Jetzt werden die Stirnen gerunzelt. Empörte Stimmen klingen auf, die tausend Beispiele für das Gegenteil meiner Aussagen beibringen. Während sie alle durcheinanderschreien, frage ich dich, der du mir ein solches Beispiel entgegenhältst: wie steht es denn mit dir? Ja, ich meine jetzt dich persönlich und niemand anderen. Also schaue dich nicht um, ob ich einen anderen meine. Ich meine jetzt dich und nur dich. Bist du aus dem religiösen Kindsein, aus der Gotteskindschaft herausgewachsen? Bist du ein Mann Gottes geworden? Bist du eine reife Frau in der göttlichen Liebe? Warum schlägst du die Augen nieder? Warum senkst du dein Haupt? Warum kehrst du dich um und gehst davon? Ist denn diese Rechthaberei, die darauf pocht, etwas getan zu haben, nicht gerade das Zeichen dafür, dass du persönlich über das Kindsein noch nicht hinausgekommen bist? Wäre es anders, du hättest dich weder geärgert noch die Stirn gerunzelt, noch mit Empörung reagiert. So bleibt meine Aufforderung: zeige mir an dir, nur an dir und ganz persönlich im Bekenntnis mir gegenüber, dass du erwachsen und mündig geworden bist im Gesetz meiner Liebe! Du behauptest, es zu sein. Wohlan, wo ist dann deine Fruchtbarkeit? Deine Fruchtbarkeit? Wer auf die Fruchtbarkeit von Institutionen verweist, der hat sich schon der Verantwortung, die er als Person für sich vor mir trägt, entzogen. Aber gemach, mein Freund, es gibt keine Schlange, die ich nicht fangen und zum Kampf stellen könnte.
Ich frage dich weiter: Hast du das Gesetz der Kindheit voll ausgelebt? Hast du es in einem turbulenten seelischen Kampf, den du in Anlehnung an die natürliche Entwicklung des Menschen deine geistliche Pubertät nennen könntest, aufgegeben und dafür das Gesetz der Liebe, das Gesetz meiner Liebe bewusst als dein neues Wesense- und Daseinsgesetz angenommen? Ich frage dich im Angesicht des Gerichts zur Ewigkeit: Kannst du aus meiner Liebe zeugen und gebären? Wo, mein geliebter Mensch, sind denn deine Werke der göttlich-ewigen Liebe?
Ich frage dich noch härter: Wo, mein geliebter Mensch, sind deine schöpferischen Werke aus meiner Liebe? Wo, mein Freund, hast du ewige Werke geschaffen?
Ich rate dir: Antworte, aber antworte nicht vorschnell! Wer mit dem bekannten "haben wir nicht die und jene Taten getan?" vor mich hintritt, der soll wissen, dass ich das Herz wäge und nicht äussere Taten oder asketische Unterlassungen. Die Religion der Ehre misst solches Tun und achtet darauf, was euch gelingt und nicht gelingt. Sie sammelt Taten und Rekorde. Ich aber suche die Liebe. Denn das Tun in der Liebe - ich sage es noch genauer: nur dieses Tun aus meiner Liebe steht jenseits von Gut und Böse und hat nichts Infantiles mehr an sich. Zu diesem Tun ist einzig und allein der Erwachsene in meinem Reich, der humane Mensch in der grossen Freiheit meiner Liebe, befähigt.Du wartest auf ein Wunder. Du bist krank und bittest darum, gesund zu werden. Wie oft hat euch die Kunst eurer Ärzte schon geheilt! Für euren Infantilismus aber, der euch dazu verführt, euer Glauben gegen die Wahrheit der Wirklichkeit blind zu machen, bedeutet die ärztliche Heilung das erwartete Wunder. So gehen Dankgebete gen Himmel für etwas, woran ich gar nicht beteiligt war. So retten Kinder ihr Kindsein.
Du wartest auf ein Wunder. Der Mensch hat jüngst den Mond betreten. Für den infantil Gläubigen war das ebenfalls ein Wunder. Wiederum hat es tausende von Gebeten gegeben, in denen mir für diese Grosstat eurer Wissenschaftler, Techniker und Abenteurer gedankt wurde. Und wieder hat der Infantilismus sich selber beweihräuchert.
Der Infantilismus mit seiner Wundergläubigkeit macht euch blind für die wirklichen Zusammenhänge, so wie er jenen Fanatismus des Festhaltens am Buchstaben geschaffen hat, der jedes Wachstum verhindert und alle notwendige bessere Erkenntnis und bessere Gerechtigkeit blockiert. Wenn ein Kind so etwas tu, dann nennt ihr es trotzig und unbelehrbar. Warum seid ihr denn so trotzig und unbelehrbar mir gegenüber? Ihr kennt die Antwort: weil ihr infantil geblieben seid in eurem Glauben.Der Infantile verteidigt hartnäckig das einmal Erlernte. Darin unterscheidet er sich vom Kind und vom Naiven. Als die verantwortlichen Seelenhirten dies erkannten, haben sie wesentliche Stücke der Religionsausübung, die zum Stand des Menschen in der eigenen Verantwortung, zum Erwachsensein gehören, in das Stadium des Menschen in der Fremdverantwortung verlegt. Aus der Bekenntnistaufe wurde die Kindertaufe. Aus der Aufnahme in die Gemeinde der Heiligen wurde die Kinderkommunion. Aus der personalbewussten Entscheidung für das Evangelium wurde die gesellschaftliche Pression der Konfirmation genau in der Mitte des natürlichen puberalen Geschehens. Alle diese Manipulationen haben dem Infantilismus Vorschub geleistet. Der religiöse Infantilismus, die gepflegte Gotteskindschaft war dem Hirten schliesslich sehr angenehm, weil er erfahrungsgemäss die Garantie für eine demütige, gläubige, leithammelfaszinierte Herde darstellte.
Das Bemerkenswerte an eurer Epoche aber ist dies: Die Herde ist unruhig geworden, weil ihr Hunger nicht gestillt, ihr Durst nicht mehr gelöscht wird. Die Herde ist ihres Infantilismus überdrüssig geworden. Noch weiss sie nicht, wohin sie drängen soll. Sie weiss nur, dass die alten Weiden verdorrt, die alten Brunnen vollends erschöpft sind. Aber die Herde will nicht sterben. Ich sage euch: Sie wird nicht sterben. Denn jetzt ist der Tag angebrochen, an dem ich persönlich um jeden annehme, der sich persönlich von mir beraten und zu seines Herzens Seligkeit hinführen lassen will.
Wahrlich, ich sage euch: An euch liegt es, wenn ihr frei werden wollt. Die Freiheit, die ich meine, findet ihr nicht mehr in der Herde. Ihr findet sie nur im persönlichen Liebesumgang mit mir.
Ich sage nicht, dass ihr die Herde verlassen sollt. Wer ausbricht, ohne sich auf mich zu verlassen, de4 stirbt. Wer aber nicht nach mir ruft, damit ich ihm persönlich helfe, der bleibt in seiner tödlichen Krankheit gefangen und wird in seinem Infantilismus untergehen.(4.Teil
Mein lieber Mensch, der du nicht nachgelassen hast, auf meine Worte zu achten und sie in dich aufzunehmen, ich sage dir: ehe du nicht des Schadens innewirst, den du dir durch dein infantiles religiöses Leben zugeführt hast, eher ist für dich keine Aussicht vorhanden, ein humaner Mensch zu werden. Ehe du nicht erzitterst vor dem Abgrund, in dem du mit deinem Infantilismus stecken geblieben bist, eher bleibt jedes Wort von mir, deinem Gott, ein leerer Schall in deinen Ohren, unverständliches Gerede oder "billiger Quatsch"......)