Re: Danke, Mr. President
Geschrieben von Zappa am 12. April 2003 11:23:22:
Als Antwort auf: Danke, Mr. President geschrieben von bonihopi am 11. April 2003 21:48:47:
Hallo
eine gute Ergänzung zu diesem schönen tiefsinnigen Gedicht ist das Buch von Michael Moor "stupid white Men", köstlich zu lesen
schönes Wochenende
zappa
>
> Ein Brief an George W. Bush / Von Paulo Coelho
>
>Danke, großer Staatsmann George W. Bush. Danke, daß Sie jedem gezeigt
>
>haben, welche Gefahr Saddam Hussein darstellt. Viele von uns hätten sonst
>
>womöglich vergessen, daß er chemische Waffen gegen sein eigenes Volk,
>
>gegen die Kurden und die Iraner eingesetzt hat.
>
>Hussein ist ein blutrünstiger Diktator und eine der augenfälligsten
>
>Verkörperungen des Bösen in der heutigen Welt.
>
> Aber nicht allein dafür wollte ich Ihnen danken. Während der ersten zwei
>
> Monate dieses Jahres 2003 haben Sie der Welt eine Reihe anderer,
>
> wichtiger Dinge gezeigt.
>
>Ich möchte mich daher in Anlehnung an ein Gedicht, das ich als Kind
>
> gelernt habe, bei Ihnen bedanken:
>
>Danke, daß Sie allen gezeigt haben, daß das türkische Volk und sein
>
>Parlament nicht käuflich sind, auch nicht für 26 Milliarden Dollar.
>
> Danke, daß Sie der Welt gezeigt haben, welch tiefe Kluft zwischen den
>
>Entscheidungen der Machthaber und den Wünschen des Volkes liegt.
>
>Danke, daß Sie uns vor Augen führen, daß weder José María Aznar noch Tony
>
>Blair ihren Wählern die geringste Achtung und Wertschätzung zeigen. Aznar
>
> bringt es fertig, darüber hinwegzusehen, daß neunzig Prozent der Spanier
>
>gegen den Krieg sind, und Blair ist die größte Demonstration der
>
> vergangenen dreißig Jahre in England schlichtweg egal.
>
>Danke, daß Sie Tony Blair dazu gebracht haben, mit einem Dossier, das ein
>
>Plagiat einer Arbeit war, die ein Student zehn Jahre zuvor geschrieben
>
>hatte, vor das britische Parlament zu treten und es als "vom
>
>britischen Geheimdienst erbrachten schlagenden Beweis"
>
>vorzustellen.
>
>Danke, daß Sie Colin Powell gestatten, sich selbst zum Narren zu machen,
>
> indem er dem UN-Sicherheitsrat Fotos vorlegt, die eine Woche später von
>
>Hans Blix, dem Chef der UN-Rüstungskontrollkommission zur Entwaffnung des
>
>Iraks, öffentlich angefochten werden.
>
> Danke, daß Sie mit Ihrer Haltung dafür gesorgt haben, daß bei der
>
>UN-Vollversammlung der französische Außenminister, Dominique de Villepin,
>
>mit seiner Antikriegsrede Applaus geerntet hat, was meines Wissens vorher
>
> nur einmal in der Geschichte der UN, im Anschluß an eine Rede Nelson
>
>Mandelas, geschehen ist.
>
>Danke, daß Sie mit all ihren Bemühungen, den Krieg voranzutreiben, dazu
>
> beigetragen haben, daß die sonst untereinander zerstrittenen arabischen
>
> Nationen sich bei ihrem Treffen in Kairo in der letzten Februarwoche
>
> erstmals einstimmig gegen jedwede Invasion ausgesprochen haben.
>
> Danke, daß Sie mit Ihrer rhetorischen Behauptung, die UN habe nun die
>
> Chance, ihre wahre Bedeutung zu zeigen, sogar die zögerlichsten Länder
>
> dazu gebracht haben, sich gegen jede Art von Angriff gegen den Irak
>
>auszusprechen.
>
> Danke, daß Sie mit Ihrer Außenpolitik den britischen Außenminister Jack
>
> Straw zu der Erklärung verleitet haben, im 21. Jahrhundert könne es
>
>Kriege geben, die sich moralisch rechtfertigen ließen, wodurch Straw
>
>seine ganze Glaubwürdigkeit verlor.
>
> Danke, daß Sie versucht haben, ein Europa auseinanderzudividieren, das
>
>für seine Vereinigung kämpft - es wird ihm als Warnung dienen.
>
> Danke, daß Sie geschafft haben, was nur wenigen in diesem Jahrhundert
>
>gelungen ist: Millionen Menschen auf allen Kontinenten im Kampf für
>
> dieselbe Idee zu vereinen, auch wenn diese Idee nicht Ihre ist.
>
>Danke, daß Sie uns wieder fühlen lassen, daß unsere Worte, wenn sie
>
>vielleicht nicht gehört, so zumindest ausgesprochen wurden - das wird uns
>
> in Zukunft noch mehr Kraft geben.
>
>Danke, daß Sie uns mißachten, daß Sie alle marginalisieren, die sich
>
>gegen Ihre Entscheidung stellen, denn die Zukunft der Erde gehört den
>
>Ausgeschlossenen.
>
>Danke, denn ohne Sie hätten wir nicht erkannt, daß wir fähig sind, uns zu
>
>mobilisieren. Möglicherweise wird es uns diesmal nichts nützen, aber ganz
>
>sicher später einmal. Nun, da es keinen Weg zu geben scheint, die
>
>Trommeln des Krieges zum Schweigen zu bringen, möchte ich wie ein
>
>europäischer König einst zu seinem Invasoren sagen: "Möge dein
>
>Morgen schön sein, möge die Sonne auf den Rüstungen deiner Soldaten
>
>strahlen, denn noch am Nachmittag werde ich dich besiegen.";
>
>Danke, daß Sie uns - einer Armee anonymer Menschen, die wir die Straßen
>
>füllen, um einen Prozeß aufzuhalten, der bereits im Gange ist - erlauben
>
>zu erfahren, wie man sich fühlt, wenn man machtlos ist, und aus diesem
>
>Gefühl zu lernen und es zu verwandeln. Also, genießen Sie Ihren Morgen
>
>und welchen Ruhm er Ihnen auch immer bringen mag.
>
>Danke, daß Sie uns nicht zugehört und uns nicht ernst genommen haben.
>
>Doch Sie sollten wissen, daß wir Ihnen sehr wohl zugehört haben und Ihre
>
>Worte niemals vergessen werden.
>
>Danke, großer Staatsmann George W. Bush.
>
>Herzlichen Dank.
>
>Aus dem Brasilianischen von Maralde Meyer-Minnemann.