Qualis mutatio rerum

Geschrieben von franke43 am 10. April 2003 15:55:43:

Als Antwort auf: Re: Frankreich im Schatten von Amerikas Sieg geschrieben von Burgwart am 10. April 2003 15:35:17:

Hallo Burgwart

>vielen Dank für den Artikel, den ich mit großem Gewinn gelesen habe. Er >bestätigt mich in meiner Vermutung, dass sich unser "Friedenstrio" gehörig >vertan hat.

Falsch: vertan haben sich die USA und GB. Nämlich bei ihrer
freizügigen Deutung des Völkerrechts.

>Frankreich merkt nun, dass es sich ins Abseits manövriert hat. Deutschland >steht ebenso blamiert da

Frankreich und Deutschland stehen nicht blamiert da,
sondern im Vollbesitz der höheren moralischen Position,
die ausserdem vom Heiligen Vater geteilt wird. Letzteres
scheinst Du (obwohl Katholik) ständig zu übersehen.

>und merkt, dass es bei der Neuordnung des Nahen Ostens rein gar nichts mehr zu >sagen hat

Bezeichnend ist erst mal, wie wenig die "Befreiten"
in ihrem eigenen Land zu sagen haben. Nämlich praktisch
ebensowenig wie zu Saddams Zeiten.

>und die Russen haben Angst, dass ihre Rüstungsverträge, welche sie noch mit >dem Despotensystem im Irak schlossen, nur noch dazu gut sind, in den Ofen >geschoben zu werden. Dazu kommt, dass sie ihr teuer gefördertes Erdöl nun >selbst behalten können.

Dann behalten sie es eben.

>Ich vermute folgendes: Frankreich und Russland werden sich irgendwie aus der >Situation retten und mit den Amis wieder ins Geschäft kommen, woran auch den >Amis gelegen ist.

Komisch: etliche fragen immer nur, woran den Amis gelegen ist
und woran nicht, als ob alle anderen (wir eingeschlossen) nur
der Dreck unter deren Fingernägeln wären.

>Und unsere Super-Truppe in Berlin, die bekommt den Schwarzen Peter. Und, wie >ich finde, auch zurecht.

Wer hat denn den Krieg vom Zaun gebrochen ? Deutschland wie
1939?

>Denn wer Weltpolitik in Goslar aufm Marktplatz betreibt, sollte dort in >Zukunft einen Obst- und Gemüsestand unterhalten und sich von geopolitischen >Überlegungen fernhalten.

"Geopolitische Überlegungen" sind ein feinerer Ausdruck für
Dominanz über fremde Weltgegenden = Neokolonialismus.

>Als Politiker muss ich wissen, dass man für andere Staaten keine Sackgassen >und Fallen konstruiert, die eben diese anderen im Extremfall zu einem >Völkerrechtsbruch treiben können.

Moment mal: einen Krieg beginnt man immer selber. Die
Alternative heisst immer: den Krieg unterlassen. Dazu hat
noch in den frühen Morgenstunden des 20. März die volle
Möglichkeit bestanden. Oder um Wilhelm Busch zu zitieren:

"Das Gute, dieser Satz steht fest,
ist stets das Böse, das man - lässt"

>Ich bin mir sicher, dass eine völkerrechtliche Absicherung des Krieges möglich >gewesen wäre.

Ich bin mir sicher, dass es besser gewesen wäre, auf einen
Krieg ohne völkerrechtliche Absicherung einfach zu verzichten.
Zugegeben: die Iraker würden etwas länger auf ihre "Befreiung"
warten. Aber dafür wär es dann wenigstens eine wirkliche
Befreiung, wenn sie dann kommt.

>Was der Artikel noch sagt: Schröder, mit seiner sauertöpfischen Mine, kann >sich den Antikriegsgipfel in St. Petersburg an den Hut stecken, denn >Frankreich und Russland haben längst andere Akzente gesetzt.

Die normative Kraft des Faktischen ist keine moralische
und auch keine rechtliche Kategorie.

Und nicht vergessen, was der Heilige Vater gesagt hat.
Das ist für alle Katholiken verbindlich.

>Gruß
>Burgwart

Gruss

Franke



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