Re: Das Klagelied des Ipuwer

Geschrieben von JeFra am 10. April 2003 07:00:15:

Als Antwort auf: Das Klagelied des Ipuwer geschrieben von Georg am 09. April 2003 20:59:39:


Worauf bezieht er sich?

Der Papyrus wird sich wohl auf den Zusammenbruch des Alten Reiches oder auf eine der anderen Zwischenzeiten in der aegyptischen Geschichte beziehen. Insofern handelt es sich nicht um Vorhersagen, sondern um die Beschreibung eines Zustandes. Aehnliche Klagelieder gibt es ja auch aus anderen Weltgegenden, etwa die zum Teil sehr beruehmten Klagelieder ueber den Zusammenbruch Sumers nach dem Ende der III. Dynastie von Ur oder, 1000 Jahre spaeter, ueber den Feldzug Schutruk-Nahuntes von Elam gegen den letzten Kassitenkoenig in Babylon.


Es ist uebrigens ziemlich schwierig, die Aegypten-Geschichten der Buecher Genesis und Exodus mit den Ergebnissen der modernen Altertumsforschung in Einklang zu brinen. Legt man den Exodus in die Zeit der 18. Dynastie, so muss man erklaeren, warum die Schlacht von Kadesch (zwischen Ramses II. und dem Hethiter Muwatalli) und die daraus resultierenden Machtverhaeltnisse in der Region nicht im Buch der Richter erwaehnt sind. Derselbe Einwand spricht natuerlich auch gegen jede noch fruehere Datierung des Exodus. Identifiziert man den Pharao des Exodus mit Merenptah, so hat man nicht mehr genug Platz fuer die ziemlich lange Richterzeit. Ich nehme stark an, dass die meisten evangelischen ATler dieses Problem loesen, indem sie kurzerhand die Buecher Moses als Geschichtsquelle verwerfen. Eine Alternative ist es, die herkoemmlichen Vorstellungen zur Chronologie umzustuerzen, wie es Velikovski ja versucht. Velikovski will in der Tat die Plagen des Papyrus Ipuwer mit den biblischen Plagen identifizieren. Ich gehe mal davon aus, dass die katholische Theologie zu einem so weitgehenden Bruch mit der modernen Forschung nicht bereit ist, weiss aber nicht, was die RKK in dieser Frage als verbindlichen Glaubensinhalt festlegt.


liebe Grüße
JeFra



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