Re: Die KUNST DER FUGE @franz_liszt
Geschrieben von Chile-Klaus am 04. April 2003 11:45:10:
Als Antwort auf: Die KUNST DER FUGE @franz_liszt geschrieben von Kober am 04. April 2003 09:04:08:
Servus Kober,
Die Kunst der Fuge ist sicher ein interessantes Thema, der Aufbau ist von Bach mathematisch durchaus durchdacht.
Nur ebendiese Vorliebe Bachs hat, meiner Einschätzung nach, in dieser Zeit auch eine gefährliche Veränderung in der Musik eingeläutet welche von da an kritiklos von allen übernommen wurde, mit Auswirkungen, die näher betrachtet, in die Destruktion führen.
Es geht dabei darum, daß Bach bei seiner "Temperierten Tonreihe" (erstmals beim Wohltemperierten Klavier verwendet) den jeweiligen Ausgangston "mathematisch" so geteilt hat, daß bei der temperierten Tonreihe eine "irrationale Zahl" als Verhältnis der Töne untereinander als Ergebnis herauskommt. Der Bezug der Töne untereinander ist damit irrational!
Das Verhältnis der Töne untereinander, welche durch die Teilung des GANZEN AUSGANGSTONS entstehen, sollte aber in Übereinstimmung mit der Natur sein, so wie dies in der Naturtonreihe (z.B. von Pythagoras) der Fall ist. Gegen ein System mit 12 Tönen ist im Prinzip auch noch nichts einzuwenden. So verwendet z.B. auch die arabische Musik ein anderes Ton-System indem sie die 1/4 Töne miteinbezieht. Aber diese sind allesamt als ganze BRÜCHE, als BRUCH von einem GANZEN, darstellbar!!! Jetzt kommt aber der feine "philosophische" Unterschied, der, sofern man folgen kann, Pytagoras recht gibt: Die Naturtonreihe steht im Verhältnis zum Bezugspunkt (GANZE Saite, Ausgangston, Urton, das ist auch geometrisch belegbar). Die Temperierte Tonreihe ist aber nur mehr im Verhältnis zwölfte Wurzel aus 2 zum Bezugspunkt (zum Ganzen)!!! Damit kommt die Irrationalität ins Spiel. Damit findet eine Zerstörung der Einheit statt, ein Abgleiten in die Irrationalität, in die Irre, die Irre der Ratio ist die Folge (geistige Kernspaltung), damit wird sozusagen Gott (die hl. Einheit) zerstört. Der göttliche Empfindungsraum verkleinert, kaputtgemacht. Man könnte vom religiösen Standpunkt aus betrachtet sogar so weit gehen, Bach deshalb als den größten Verbrecher der letzten Jahrhunderte zu bezeichnen weil Musik ja einen großen Einfluß auf unseren Emotionalkörper hat, welcher unter solchen Einflüssen eher verarmt als gestärkt wird.
Oder um es vereinfacht in andere Worte zu kleiden: Jeder Stoff =Medium (in unserem Fall der GANZE AUSGANGSTON) hat zwar sein eigenes Spektrum (siehe: Wilhelm Bunsen und Robert Kirchhoff die Entdeckung der Spektralanalyse), aber das Spektrum steht immer in ganzen Verhältnissen (Bruch) untereinander sowie zum Bezugspunkt, zum vollständigen, ganzen Stoff (jeder Stoff ist ein Medium welches ein für ihn spezielles Spektrum hervorbringt). Ansonsten könnte man aus den Teilen der Spektralanalyse nicht mehr das Ganze, den Ausgangsstoff, ableiten (nur Aufgrund der Spektralanalyse weiß man heute z.B. daß die Sonne Hellium verbrennt). Der Rückweg zur Ganzheit des Spektrums und damit zum Bezugspunkt, der Umkehrschluß wäre zerstört.
Liebe Grüße
chile-klaus