Re: Zwei Möglichkeiten zum Umgang mit Terrorismus
Geschrieben von Swissman am 23. September 2001 22:24:03:
Als Antwort auf: Zwei Möglichkeiten zum Umgang mit Terrorismus geschrieben von Falke am 22. September 2001 22:10:40:
>Wie geht man mit diesen Irren um?
Psychologische Begriffe wie "Irrer", "Wahnsinniger", etc. helfen uns nicht im mindesten weiter: Diese Wortwahl sagt letztlich mehr über den aus, der sie benutzt - Das Weltbild eines Hitler, eines Stalin, oder eines Osama Bin Laden ist für "normale" Menschen nicht nachvollziehbar, und deshalb "wahnsinnig". Letztlich nützt es uns aber rein gar nichts, solche Leute in die Schublade "Wahnsinnig" einzuordnen, im Gegenteil: Dies ist reine Selbstberuhigung, was letztlich dazu verleitet, den Feind zu unterschätzen. Den Feind zu unterschätzen ist aber der erste Schritt zur Niederlage!
Ich halte es lieber mit Mao Tse Tung (einem weiteren "Irren", wenn man denn so will): "Lerne von allen, ganz besonders aber von deinen Feinden!">1. Möglichkeit: Kuschen, sich neutral verhalten. Man zittert, hofft darauf >nicht das nächste Opfer dieser Wahnsinnigen zu werden und tut alles um sie >möglichst gnädig zu stimmen.
>Dieser Weg führt dazu, dass diese Leute ihre Ziele immer weiter hochstecken und >sie mit der Androhung von Terrorakten durchsetzen werden. Das Resultat sind >dann Staaten wie Afghanistan in denen das Volk in seiner Mehrheit von einer >Hirnverbrannten Minderheit ( im christlichen Falle wäre das Ganze wohl mit >Scheiterhäufen etc. gewürzt ) in Angst, Schrecken und Mittelalterszenarien >versetzt wird.Zustimmung. Appeasement kann und wird für mich nie eine reale Alternative sein.
W. I. Lenin: "Verträge sind wie Brot: Beides muss gebrochen werden.">2. Möglichkeit: Man geht ab einem bestimmten Punkt gegen den Terror, seine Urheber und die ihn unterstützenden Staaten vor. Ich denke, dieser Punkt sollte mit der Zerstörung der kleinen Hundehütte ( WTC ) und den ( läbischen paar ) tausend Toten wohl erreicht sein.
Durchaus richtig. Aber: Zorn ist ein schlechter Ratgeber. Sun Tsu schrieb vor über 3000 Jahren mit seinem Buch "Die Kunst des Krieges" ein Meisterwerk von zeitloser Gültigkeit. Ich möchte gerne einige Sätze daraus zitieren: "Bewege dich nicht, wenn du keinen Vorteil erkennst, setze keine Truppen ein, wenn es nichts zu gewinnen gibt. (...) Kein General sollte eine Schlacht schlagen, nur weil er verärgert ist. Wenn es zu deinem Vorteil ist, mach einen Vormarsch. Wenn nicht, bleibe, wo du bist. Denn Zorn mag sich mit der zeit in Freude wandeln, aber ein Reich, das einmal zerstört wurde, wird sich nicht wieder aufrichten, noch können die Toten ins Leben zurückgerufen werden."
Umgekehrt empfiehlt Sun Tsu zu Recht, den Gegner bei seiner Ehre zu packen, ihn zu provozieren, auf dass er unüberlegterweise in die vorbereitete Falle geht.
Bin ich also dafür, die Urheber der Anschläge zu bestrafen? - Ja. Ist ein Feldzug gegen Afghanistan dazu das geeignete Mittel? - Ich denke nicht. Und zwar aus folgendem Grund: Die Streitkräfte sind ein Schwert, das ist so auch richtig. Die Al-Quaida-Zellen zu liquidieren ist aber eine Aufgabe, die zu vollbringen die Armee weder ausgebildet, noch ausgerüstet ist. Dafür braucht man, bildlich gesprochen, ein Skalpell. Dies ist eine Aufgabe, die man schwergewichtig den Geheimdiensten überlassen sollte. Selbstverständlich wird man im Einzelfall oft auf Spezialeinheiten (Navy SEAL's, Delta Force, etc.) zurückgreifen, mitunter auch ein paar Bomber oder Tomahawks losschicken.
Bevor ich freilich die US-Nachrichtendienste mit einer derart heiklen Mission betrauen würde, wäre es zuerst unumgänglich, diese einer rigorosen Säuberung zu unterziehen: Aldrich Ames und Hanson waren mit Sicherheit nur die Spitze des Eisberges - es darf als sicher gelten, dass noch einige Dutzend Judasse frei herumlaufen (mindestens!). Diese müssen aufgespürt und aus ihrer Position entfernt werden. Sodann muss die Wirtschaftsspionage gegen befreundete Staaten eingestellt werden. Die freiwerdenden Kräfte wird man teilweise für wirklich wichtige Aufgaben verwenden können, bei den Analytikern dürfte es sich jedoch zu einem erheblichen teil um "Fachidioten" handeln, "nationale Sicherheit" noch nicht einmal buchstabieren können... schade um das Geld, das in deren Ausbildung gebuttert wurde - man hätte besser daran getan, Sinologen, Slawisten und Arabisten heranzuziehen...
Sind die Geheimdienste erst einmal sauber, so kann man sich daran machen, die einzelnen Zellen aufzubrechen, und die Befehlskette zu rekonstruieren.Was hingegen die Taliban angeht, so bin ich durchaus der Meinung, dass es an der Zeit wäre, diese zu stürzen. Auch hierzu wäre es aber falsch, Bodentruppen zu entsenden, zumal ja die rechtmässige afghanische Regierung bereits über solche verfügt. So oder so wird man dieses Jahr sinnvollerweise nichts mehr unternehmen, da der Winter in Afghanistan bereits in etwa drei Wochen hereinbricht, und sämtliche Kampfhandlungen verunmöglicht.
Dies hat den grossen Vorteil, dass man einige Monate Zeit gewinnt, um die Regierungstruppen, die im Pandschir-Tal, sowie im Hazara-Gebirge zusammengedrängt sind, logistisch zu unterstützen, und die Pläne aufeinander abzustimmen. Genauso wichtig scheint es mir aber, dass Washington nach 20 Jahren endlich über seinen Schatten springt, und sich mit Teheran versöhnt.
Nächstes Jahr würde ich an Stelle der USA gegen die vorher sorgfältig ausgekundschafteten Stellungen einen wahrhaft vernichtenden Schlag führen, welcher es den Mudschaheddin ermöglicht, die Linien der Taliban auf breiter Front aufzureissen. Um die Wirkung der Luftangriffe zusätzlich zu erhöhen würde ich diese bereits VOR der Schneeschmelze führen: Die Taliban sind dann nämlich eingeschneit, und die Munition muss, um sie vor der Witterung zu schützen, in halbwegs trockenen Lagern konzentriert werden. Man darf zudem nicht vergessen, dass die Taliban, ganz im Gegensatz zu den Mudschaheddin, nie die erfahrung machen mussten, gegen einen Gegner zu kämpfen, der sich der totalen Luftherrschaft erfreut - man darf daher ähnliche Auswirkungen auf die Moral der Truppe erwarten, wie sie einst die Stukas hervorriefen: Massenpanik, und schliesslich der totale Zusammenbruch!
Es ist aber beileibe nicht damit getan, die Taliban zu vernichten: Der Westen hat das tapfere afghanische Volk schon einmal verraten. Dies darf sich niemals mehr wiederholen! Die Mudschaheddin haben in den 80-er Jahren ihr Blut auch für unsere Freiheit vergossen, das muss man insbesondere heute mal in aller Deutlichkeit festhalten. Es ist daher für mich eine Selbstverständlichkeit, dass das nahezu völlig zerstörte Afghanistan wieder aufgebaut werden muss (dann sind die Bauern auch nicht mehr gezwungen, Opium anzubauen, um zu überleben!).
- Re: Zwei Möglichkeiten zum Umgang mit Terrorismus Space_Man 23.9.2001 22:43 (1)
- Osama "Eisbrecher" Bin Laden/Nuklearer Vernichtungsschlag Swissman 24.9.2001 15:36 (0)