Re: Ernste Zweifel, Swissmann!

Geschrieben von Swissman am 23. März 2003 03:27:28:

Als Antwort auf: Ernste Zweifel, Swissmann! geschrieben von Arkomedt am 19. März 2003 04:51:53:

Hallo Arkomedt,

Wusste ich doch, dass ich mir mit der monierten Anmerkung Schwulitäten (=Schwierigkeiten) einhandeln würde...

>Welche Situationen mag dieser Schweizer denn nun gemeint haben?

Zunächst einmal sind, Atom- und Chemiewaffen, wie jede Waffe, ja überhaupt jede technische Vorrichtung, per se wertfrei, d. h., man kann sie zum Guten wie zum Schlechten verwenden. Welche Möglichkeit im Einzelfall gewählt wird, hängt ganz allein vom Nutzer ab.

Massenvernichtungswaffen nun sind der grosse Gleichmacher: Die zahlenmässige Überlegenheit der einen Partei wird nahezu bedeutungslos, wenn die Gegenseite über Massenvernichtungswaffen verfügt. Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe von Szenarien, in welchen der Einsatz derartiger Waffen militärisch sinnvoll und auch gerechtfertigt ist.

So ist es die sinnvollste Alternative, erkannte feindliche Truppenbereitstellungen, die für offensichtlich für einen Angriff massiert werden, kurz vor Beginn der Offensive präventiv mittels Massenvernichtungswaffen zu zerschlagen (ob man dazu taktische Kernwaffen oder Nervengase verwendet hängt allein von den konkreten Umständen ab): Ja, ich stehe dazu, ich würde die Rote Armee, wenn ich am Tag X der verantwortliche Entscheidungsträger wäre, bereits in Weissrussland und der Ukraine mittels Neutronenbomben ausschalten, anstatt zuerst abzuwarten, um den Krieg schliesslich im eigenen Land dennoch (aber unter dementsprechend schlechteren Bedingungen) führen zu müssen.

Diese Möglichkeit habe ich übrigens bereits zu einem früheren Zeitpunkt ausführlichst erläutert. Wie man hier nachlesen kann, fanden meine Darlegungen damals Deine Zustimmung (Zitat: "sicherlich auch sehr sinnvoll"). Man fragt sich, woher der plötzliche Gesinnungswandel kommen mag... (meine Diagnose tendiert zu einer Überdosis "politisch korrektem" Zeitgeist)

Doch kommen wir zurück zum Thema: Gesetz den Fall, dass die Gelegenheit zum Präventivschlag von zögerlichen Politikern verplempert wurde, so sind taktische Atomwaffen, insbesondere Neutronenbomben, die ideale Waffe, um einen angreifenden Panzerkeil zu stoppen und die Sturmspitzen der Roten Armee zu zerschlagen. - Was wäre denn die Alternative dazu? Panzernahbekämpfung!

Es gibt erfahrungsgemäss kaum etwas (für beide Seiten) verlustreicheres, als Häuserkämpfe und Panzernahbekämpfung. Zudem hat der Westen, dank jahrelanger Abrüstung und Volksverdummung ja momentan auch gar nicht mehr die Mittel und die entsprechende Anzahl motivierter Männer, die notwendig wären, um angreifende Stossarmeen nach alter Väter Sitte auf konventionelle Weise innert nützlicher Frist zu stoppen. Dass auch die entstehenden Kollateralschäden in diesem Fall ungleich grösser wären, muss ebenfalls bedacht werden.

Das nächste Szenario: Wenn die Frontlinie sich stabilisiert hat und der Kampf zum Stellungskrieg erstarrt ist, bietet es sich an, mittels taktischer Nuklearwaffen oder Kampfgase eine Bresche ins feindliche Stellungssystem zu schlagen und anschliessend mit Panzern nachzustossen.

Wenn es im 1. Weltkrieg schon A-Waffen gegeben hätte, hätte man die blutigen Stellungskämpfe weitgehend vermeiden und recht schnell eine Entscheidung herbeiführen können, was unter dem Strich wohl einige Millionen Leben gerettet hätte. (Wenig bekannt ist, dass die Rote Armee ihre Gegenoffensive bei Stalingrad durch den Einsatz eines biologischen Kampfstoffes (Tularämie) vorbereitete)

Nicht zuletzt gibt es auch manche schwer geschütze Ziele (ICBM-Silos, C3I-Anlagen, etc), die man mit konventionellen Mitteln kaum oder gar nicht knacken kann! Dieser Kategorie eng verwandt sind Depots, in denen B- und/oder C-Waffen lagern: Wenn Du hier mit konventionellen Mittel rangehst, wird so gut wie immer ein mehr oder weniger grosser Prozentsatz der Kampfstoffe, mit entsprechenden Folgeschäden, in die Umwelt gelangen. Der Einsatz einer kleinen Atomwaffe garantiert demgegenüber die vollständige Vernichtung derselben: Durch die gleichmässige Abgabe von Hitze und Primärstrahlung werden innerhalb des Wirkungsbereiches sämtliche Mikroorganismen abgetötet, chemische Verbindungen gecrackt und in ionisierte Gase umgewandelt.

Der entstehende Fallout ist bei Verwendung einer Bombe mit geringer Sprengkraft minimal - im Idealfall wird er (bei unterirdischen Depots und Verwendung sogenannter "Micro-Nukes") an Ort und Stelle eingeschlossen. In diesem Fall wird erst gar kein Fallout freigesetzt.

>Oder meinte er den Einsatz der ersten - und gottlob letzten - A-Bomben in Japan, die das Kriegsende um einige Tage vorverlegte, einigen hundert wackeren US-Boys das Leben rettete auf Kosten hunderttausender japanischer Zivilisten?

Nein, genau diesen Fall hatte ich nicht gemeint, was aber eigentlich aus meinem Text auch klar hervorgeht (wenn man ihn denn ganz gelesen hat): Absichtliche Gewaltanwendung gegen Zivilisten, ich wiederhole es Dir zuliebe nochmals, ist niemals akzeptabel.

>Meint er vielleicht gar nicht den Einsatz solcher Waffen, sondern nur den abschreckenden Besitz derselben?

Warum konnte der WK3 wohl bislang vermieden werden? - Weil Abschreckung funktioniert!

Dass die arabischen Staaten nach dem Yom-Kippur-Krieg (der Libanon-Krieg ist ein Spezialfall, da dort die Initiative von Israel ausging) keinen Grossangriff gegen Israel mehr versucht haben, liegt ebenfalls in erster Linie daran, dass im Anschluss an diesen Waffengang durchsickerte, dass Zahal über Nuklearwaffen verfügt und im Falle einer entscheidenden Niederlage die "Samson-Option" zum Zuge käme. - Auch hier funktioniert die Anschreckung, wenngleich einstweilen nur in eine Richtung.

>Und bei A-, B- und C-Waffen von Kollateralschäden zu sprechen, ist ja wohl ein Witz, den sich nur gut gesicherte Militärs einfallen lassen konnten.

Du gehst offensichtlich von einem völig falschen, realitätsfernen Szenario aus: Massenvernichtungswaffen sind, im Gegensatz zur roten Propaganda, nicht nur dazu da, Städte "auszuradieren" - Vergiss die "City Busters"! Wenn ich über den Einsatz von Atomwaffen spreche, meine ich im Normalfall, wenn nicht anders angegeben, taktische Atomwaffen für den Einsatz auf dem Schlachtfeld.


Abschliessend sei festgehalten, dass mein Beitrag rein sachlich war. - Es gibt überhaupt keinen Grund, beleidigend zu werden! Mit Sätzen wie den folgenden desavouierst Du Dich in Wahrheit selbst:

>Ne, so dumm ist wohl selbst ein Schweizer nicht...

>Ach ja, jetzt hab ichs, der wackere Schweizer meinte wohl den Einsatz solcher Waffen gegen Bedrohungen aus dem Weltall! Gegen garstige, schleimige Monster, denen partout nicht anders beizukommen ist. Und auch da nur ganz fein säuberlich. Die Aliens werden mit Hilfe einer List in die menschenleere Antarktis gelockt und dort mit A- und C-Waffen bis zum letzten Tentakel niedergemacht! Toll, Swissman

>Jetzt kann ich beruhigt schlafen gehen. So hat sich denn doch noch alles aufgeklärt. Wie gut, daß wir A-, B- und C-Waffen haben. Sollen sie nur kommen, die gräßlichen Monster, das Militär ist weltweit gut gerüstet.

Und wenn ich schon dabei bin, "Fitzen" zu verteilen, dann lass Dir gesagt sein, dass es von mangelndem Respekt zeugt, die religiösen Überzeugungen seiner Mitmenschen mit Ausdrücken aus der Fäkalsprache zu belegen. Ich hätte Dir eigentlich bedeutend mehr Niveau zugetraut...

Was Du glaubst oder nicht glaubst ist ja im Grunde genommen Deine Sache - ich erlaube mir, in manchen Punkten anderer Meinung zu sein. Im Übrigen könnte ich Deinem neuentdeckten moralischen Abscheu vor Massenvernichtungswaffen erheblich mehr Glaubwürdigkeit zugestehen, wenn Du nicht gleichzeitig den Massenmord an ungeborenen Kindern rechtfertigen würdest. - Im Grunde hast Du eine ziemlich eigenartige Moral...

Wenn man ein Kind ermordet, das zufälligerweise noch nicht geboren ist, billigst Du das als ein "Recht erwachsener Menschen". Wenn aber Soldaten andere Soldaten im Kampf töten, verurteilst Du dies neuerdings als "Mord"... Tut mir leid, aber da komme ich nicht mehr mit - dies übersteigt meinen geistigen Horizont bei weitem! Dasselbe trifft allerdings auch Personen zu, die aus ethischen Gründen kein Fleisch essen, sich aber gleichzeitig für die Abtreibung einsetzen.

Als gebildeter Mensch schreibe ich Dir ein lateinisches Sprichwort ins Stammbuch:

"Si tacuisses, philosophus mansisses. - Wenn Du geschwiegen hättest, wärest Du ein Philosoph geblieben."

Dies musste einmal gesagt werden. In Zukunft werde ich mir allerdings die Zeit und Nerven sparen und Beiträge (egal von wem), die es an Anstand und Respekt mangeln lassen, nicht mehr beantworten!

mfG,

Swissman


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