Nachdenken! Und danach vordenken!

Geschrieben von Arkomedt am 12. März 2003 02:40:15:

Nachdenken! Und danach vordenken!

Gestern abend war mal wieder ein Themenabend im arte, das Thema war „Irak“.
Fast alles, was dort an Fakten in den verschiedenen Beiträgen zusammengetragen wurde, war mir bekannt, allerdings überraschten mich verschiedene Schlussfolgerungen genauso wie einzelne Detailanalysen.

Quintessenz des Themenabends war, dass maßgebliche Teile der US-Administration ganz bewusst die Weltöffentlichkeit belügen und betrügen, um nicht nur von ihren eigenen jahrzehntelangen Verbrechen an der Menschlichkeit abzulenken, sondern sowohl die eigenen Staatsbürger als auch die Regierungen und die Bürger anderer Staaten zu Helfern und Duldern dieser Verbrechen zu machen.

Wenn der Vorwurf des Antiamerikanismus auch nur irgendeinen Sinn haben soll, muß er vorrangig diesen Teilen der US-Administration gemacht werden, denn sie pervertieren durch ihre Lügen und verbrecherischen Machenschaften in erster Linie das eigene amerikanische Volk. Machen es bewusst zu einem Volk von Menschheitsfeinden.
Wie sonst sollte die Tatsache gewertet werden, dass in den USA zwar nur 5% der Weltbevölkerung leben, diese aber 25% der Welterdölvorräte verbrauchen? Daß dieses Volk bankrott ist, aber seine militärische Macht dazu benutzt, andere Völker zu erpressen, auszubeuten und, wenn es gar nicht anders geht, sie zu überfallen und danach auszurauben?
Irgendwann im Laufe ihrer Geschichte waren die USA tatsächlich mal ein Hort der Freiheit, ein Sammelpunkt der freiheitssuchenden aus allen Ländern und Erdteilen der Welt. Frankreich schenkte diesem Land die Freiheitsstatue, heute wird dieses Land von den Enkeln der Beschenkten massivst unter Druck gesetzt. Dafür, dass es sich eben nicht zum willfährigen Lakaien degradieren lässt.

Saddam Hussein ist ein grausamer Tyrann, der sein eigenes Volk unterjocht, Teile dieses eigenen Volkes sogar ermordete. Er wäre aber bereits seit etlichen Jahren von der Weltbühne verschwunden, wenn ihn die (Un-)Verantwortlichen in den US-Regierungen und –Geheimdiensten nicht immer wieder unterstützt hätten. Er ist eben ein notwendiger Feind. Ohne ihn wären die US-Militärs nicht in Saudi-Arabien, ohne ihn gäbe es heute keinen Grund, über einen Krieg gegen den Irak auch nur nachzudenken.
Also sollte man diesen Saddam Hussein vor ein internationales Gericht stellen, ihn aburteilen und danach zur Tagesordnung übergehen.
Wohlgemerkt, Hussein aburteilen und bestrafen, nicht aber sein von ihm unterdrücktes Volk! Dieses Volk hätte ihn ja bereits am Ende des Golfkriegs Eins zum Teufel gejagt, wenn ihn die US-Militärs nicht ganz massiv unterstützt hätten! Sie haben unmittelbar nach dem Waffenstillstand erlaubt, dass seine Garden gegen die Aufständischen vorgingen, haben dieses Vorgehen sogar mit Waffen und Gerät unterstützt! Schließlich brauchten sie ihren Lieblingsschurken noch.

Ja, Saddam Hussein ist ein Verbrecher, ein Völkermörder, ein Tyrann. Er ist nicht der erste und sicherlich nicht der Schlimmste. Mit vielen anderen, schlimmeren, haben die US-Administrationen lange und gut kooperiert. Ich erinnere nur an Stalin, PolPot, den Menschenfresser von Uganda. Warum wird dieser Saddam jetzt mit einemmal zum Weltverbrecher Nr. 1 hochstilisiert, der sogar Osama bin Laden in Vergessenheit geraten lässt? Warum wohl entblödet sich die Bush-Clique nicht im krampfhaften Versuch, Beweise gegen diesen Mann vorzulegen, indem sie CIA-Berichte nicht nur ignoriert, sondern sogar ins Gegenteil umkehrt?
Der CIA spricht in seinen Berichten von mindestens 10 Jahren, die der Irak brauchen würde, um zu einer funktionierenden Nuklearwaffe zu kommen.
Bush sagt Stunden nach dem Erhalt dieses Berichtes öffentlich, dass der Irak entweder diese Waffen schon habe oder in kürzester Frist darüber verfügen wird.
Der CIA hält die Bedrohung durch biologische und chemische Massenvernichtungswaffen zur Zeit für relativ gering, der klügste Präsident der USA aller Zeiten sagt unmittelbar nach der Kenntnisnahme dieses Berichts in einer öffentlichen Ansprache, diese Gefahr wäre immens hoch.

Im Zeitalter der unbegrenzten Informationen kann sich niemand mehr darauf herausreden, er hätte davon nichts gewusst. Die ganze Weltöffentlichkeit kann und muß wissen, dass der Präsident der USA wissentlich lügt. Die gesamte Weltbevölkerung kann und muß wissen, was dieser Präsident mit seinen Lügen bezweckt.
Die gesamte Weltbevölkerung müsste diesen Präsidenten, der an der Spitze der mächtigsten Militärmacht dieser Welt steht, als Lügner und Betrüger bezeichnen und der Administration, der er vorsteht, jedes Recht auf weitere Beeinflussung der Geschicke dieser Welt absprechen.
Dieser Mann und die Kräfte, die ihn in diese Position brachten, bedrohen den Weltfrieden! Er gehört vor den internationalen Strafgerichtshof, dessen Legitimation er wohlweislich nicht anerkennt!

Was tut aber diese Weltöffentlichkeit? Sie debattiert in den Gremien der UNO. Das ist gut. Warum aber ist der Sitz dieser Weltorganisation noch in New York? In dem Land, welches ihre Legitimation nicht nur nicht anerkennt, sondern sie sogar zu pervertieren versucht? Warum wird der UNO-Hauptsitz nicht verlegt, zum Beispiel nach Schweden oder in die Schweiz? Womöglich sogar in den Irak, der Wiege der Menschheit?

Gestern habe ich etwas sehr lustiges gehört. Die Parteien in Deutschland nähern sich in der Irak-Frage einander an. Man wolle nun Wege gehen, die es den USA ermöglichen würde, ihr Gesicht zu wahren.
Es ist wirklich zum Kotzen! Wenn schon die SPD so verantwortungslos clever war, die Irak-Krieg-Frage zum Wahlkampf zu missbrauchen, wenn schon die CDU/CSU so verantwortungslos konservativ war, an überlebten Bündnisparolen festzuhalten, warum gleichen sie sich ausgerechnet jetzt aneinander an? Um entlarvten Lügnern und Betrügern „das Gesicht wahren“ zu helfen? Oder um im bevorstehenden Kriegsfall auf der Seite der Sieger marschieren zu dürfen? An der Beute partizipieren zu können?

Es dürfte doch selbst den engstirnigsten Politikern dieser unserer Republik auch neben ihren unablässigen Machterhaltungskämpfen nicht entgangen sein, dass es in dieser Welt zu einem Wendepunkt gekommen ist. Dieser Wendepunkt gebietet ein Umdenken.
So, wie es bisher war, kann und darf es nicht weitergehen. Die USA stehen in dem kommenden Kampf auf der konservativen Seite. Ausnutzung aller Ressourcen zugunsten der Privilegierten. Weiter“wirtschaften“, bis alles in Scherben fällt. Wir werden überleben, koste es, was es wolle! Und wenn es das Leben unserer Nachkommen ist!

Wer aber steht auf der anderen Seite?

Arkomedt.



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