Re: Kreisel - Berichte oder Mythen?

Geschrieben von JeFra am 12. März 2003 00:25:56:

Als Antwort auf: Re: Kreisel - Berichte oder Mythen? geschrieben von BBouvier am 11. März 2003 23:03:03:


Ob Herodot(!) in Einzelheiten zu völlig anderen Themen(!!) Nonsens geschrieben hat, das ist doch zum Thema Sintflutimpakt nicht relevant, oder?

Es ging mir um die generelle Glaubwuerdigkeit der Behauptungen, die von den Aegyptern den Griechen gegenueber aufgestellt worden sind. Das ging noch nicht einmal gegen Herodot, der vermutlich getreulich wiedergegeben hat, was ihm die aegyptischen Fremdenfuehrer gesagt haben.


Ich wuerde immer noch annehmen, dass die Aegypter mehrere kleinere Katastrophen (also bessere Tunguska-Impaktoren) aus eigener Erfahrung kennengelernt haben, dieses Wissen dann in den Aegyptischen Ueberlieferungen verzerrt worden und an die Griechen nochmals in verzerrter Form weitergegeben worden ist.


D E R fachmann zu dem Thema ist Professor Tollmann, Ordinarius der Uni Wien, ein Mann mit internationalem Ruf. Buch: "Und die Sintflut gab es doch"

Ich habe nur sein zweites Buch, "Das Weltenjahr geht zur Neige."

Ovid gibts auch in jeder Bücherei.

Den hab ich vermutlich sogar selber, aber kann das kleine Reclam-Heft nicht in der Tiefe meines Buecherschrankes finden. Die griechische Quelle waere aber allemal interessenter, ebenso die Frage, woher die Griechen die Information haben. Eigene Ueberlieferung? Aegypten? Anatolien?

So vor 50 Jahren hielt man die kleine Überschwemmung am Euphrat vor ein paar tausend Jahren fälschlich für die Sintflut.

Schliesslich gibt es bemerkenswerte Aehnlichkeiten zwischen der sumerischen und der mosaischen Flutlegende, etwa den Bau der Arche. Noah baut eine Arche, und auch Ziusudra baut eine Arche. Das deutet, zusammen mit den anderen von mir hervorgehobenen Gemeinsamkeiten, darauf hin, dass die beiden Quellen ueber dasselbe Ereignis berichten oder voneinander abgeschrieben haben. Und uebrigens ist in der Gegend tatsaechlich einmal ein groesserer Brocken heruntergekommen, siehe hier. Die Quelle sagt aber nicht, wie gross der Meteor war und kann nur sehr ungenaue Angaben ueber den Zeit des Einschlages machen. Wenn es tatsaechlich um einen Impakt mit globalen Folgen in dieser Region ging, wird er sich wohl eher vor -3000 ereignet haben.

Aber es gibt Berichte von den Plains-Indianern, dass es rasende Erdbeben gab, es finster wurde, und dass anschliessend die Tsunamiwelle des Pazific zu denen über die Rocky-Mountains kam. Das ist schon was Solides!

Das weist schon auf einen soliden Brocken. Von wann stammen denn die Berichte? Gibt es auf chinesischer Seite analoge Ueberlieferungen?

Es handelte sich um ein weltumspannendes Geschehen, das in allen Völkern bei den wenigen Überlebenden Mythen hinterlassen hat.

Da waere ich mir eben nicht so sicher, einmal weil regionale Katastrophen anscheinend sehr viel haeufiger sind. Und dann gibt es natuerlich Unterschiede in den Details, oder behaupten die Indianer, von einem Mann mit einer Arche abzustammen, der den Grossteil des Tierreiches durch die Flut gerettet hat? Oder behaupten sie, dass die Leute vor der Flut 1000 Jahre gelebt haben? Flutberichte, die in den Details mit der Flut des AT uebereinstimmen, kenne ich eigentlich nur aus Babylon. Und da duerfte es sich wohl eher um eine direkte Abhaengigkeit handeln.

(Natürlich sind die Neger nicht schwarz wegen des Impakts, aber dieses Argument meinst Du doch nicht im Ernst als Beweis, gegen die Geschichte selbst, oder?)

Dass haengt davon ab. Wenn es darum geht, Schluesse aus der griechischen Flutgeschichte zu ziehen, die gaengigen physikalischen Theorien zuwiderlaufen (Polsprung!), meine ich das schon als einen ernsten Einwand. Wenn die Griechen (oder Aegypter) dieses Detail falsch interpretiert haben, warum dann nicht auch andere Details? Zuverlaessig ist dann nur die Aussage, dass die Aegypter wahrscheinlich Zeugen mehrerer Naturkatastrophen von wenigstens weltregionalem Ausmass geworden sind. Aber Schluesse dahingehend, dass die Erdkruste sich verschoben hat, wuerde ich dann nicht mehr ziehen. Die mangelnde Detailtreue meiner Quelle in einer anderen Angelegenheit waere mir ein zu ernsthaftes Gegenargument.


Tollmann selbst (in seinem 2. Buch jedenfalls) glaubt ja auch nicht an Krustenverschiebung & Polsprung, sondern fuehrt die Aussagen der Prophs, die von einer Erwaermung sprechen, auf den Treibhauseffekt zurueck. Nach dem es 1999 nichts geworden ist, scheint er freilich ueberhaupt nicht mehr an die Prophs zu glauben. Habe ich jedenfalls mal in diesem Forum so gelesen.


Bezeichnend ist doch, dass sich frühe Völker die physikalisch völlig korrekten Folgen eines Impakts nicht einfach haben ausdenken können, gell?

Die werden schon Anschauungsunterricht gehabt haben, aber ob das ein grosser Impaktor war oder statt dessen mehrere kleinere, von nur weltregionaler Bedeutung? Und ob es einen Zusammenhang zwischen Impaktoren und den Flutlegenden der Sumerer und des AT gibt? Gerade letzteres wuerde ich bezweifeln, weil die Ungereimtheiten in diesen Legenden zu gross sind & die Erklaerung als Reaktion auf gesellschaftliche Veraenderungen zu plausibel ist.

Da die Einschläge in den Ozeanen waren, waren diese Impakte lange unbekannt. Möglicherweise auch Dir?

Also wenigstens den 2. Tollmann habe ich schon gelesen. Nur: kann er wirklich einen Sintflut-Impaktor nachweisen. Also konkret einen Impaktor von > 700m Durchmesser und mit Einschlag nicht vor -10000 ? Ich habe bisher nichts von einem wirklich ueberzeugenden Nachweis gehoert. Durch die Presse geistern seit einigen Jahren auch Berichte, die die Entstehung des Schwarzen Meeres (ohne Impakt) mit den Flutlegenden in Verbindung bringen. Es hat eben in dieser Sache noch jeder Wissenschaftler seine Lieblingstheorie. Und solange die Dinge so stehen, ist mir das plausible gesellschaftswissenschaftliche Modell am sympathischsten.


Herzlich, Dein
JeFra



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