Re: Irak-krieg und seher vom waldviertel

Geschrieben von Hubert am 09. März 2003 12:03:11:

Als Antwort auf: Re: Irak-krieg und seher vom waldviertel geschrieben von Arkomedt am 09. März 2003 03:32:38:

Hallo Arkomedt,

Nimm mir als eingefleischtem Bankengegner bitte die folgende Frage nicht übel.

Ich habe ebenfalls ein gespaltenes Verhältnis zur Macht der Banken.

Die katholische Kirche IST ja wohl eine der maßgeblichsten Kräfte im internationalen Finanzmonopoly. Und offenbar lebt sie in dieser Eigenschaft in den letzten Jahrzehnten eine friedliche Koexistenz mit der anderen Großmacht Saudi-Arabien aus. Zum gegenseitigen Wohlgefallen.

Ich denke, man muß zwischen Sachanlagevermögen und liquiden Mitteln unterscheiden. Die große Kugel kannst du nur schieben, wenn du flüssig bist. Und in dieser Hinsicht sieht es bei der Kirche mehr als bescheiden aus. Natürlich wird in der Kirche auch Geld bewegt, aber nur für karitative und apostolische Anliegen. Außerdem werden die Zahlen veröffentlicht und sind für jeden nachvollziehbar. So besehen, kann man die Finanzkraft der Kirche und die Saudi-Arabiens nicht mal im Traum miteinander vergleichen.

Buchtipp:
Hartmut Benz
Finanzen und Finanzpolitik des Heiligen Stuhls
Franz Steiner Verlag Stuttgart
ISBN 3-515-06204-1

Könnte jetzt der große weiße Vater in Rom nicht ganz einfach dem kleinen schwarzen Schaf in Washington befehlen, Frieden zu halten, seine Kreise nicht zu stören? Bei Androhung der Exkommunizierung bei Zuwiderhandlung? Das würde doch sicher besser wirken als ein Nein der Uno, oder? Worauf sollte sich Dobbeljuh dann noch berufen, wenn das Oberhaupt der katholischen Kirche ihm das Mandat absprechen würde?

Exkommunizieren kann der Heilige Vater den amerikanischen Präsidenten nicht, da dieser als Protestant ja eh nicht in unio mit der Kirche steht. Aber er wird ihm auf vielerlei Weise klar gemacht haben, dass er sich vom Tage des Kriegsausbruches an nicht mehr in Gegenden aufhalten darf, in denen im Umkreis von fünf Kilometern ein Kreuz hängt, weil ihn sonst nämlich der Blitz trifft.

Ob es der Heilige Vater in seiner altersbedingten Senilität nun weiß oder nicht, die hervorragend funktionierenden Organe der katholischen Kirche wissen es sicher, daß die Welt an einem Wendepunkt angekommen ist. Wie ist denn nun deren Plan?
Riskieren sie alles in der vagen Hoffnung, daß Israel im kommenden Konflikt kaum Überlebenschancen hat?
Rechnet diese Organisation, die sich katholische Kirche nennt, mit einem weltumfassenden Chaos, in der Hoffnung, die meisten Überlebenden würden Christen sein und man könne darauf nach dem Punkt Null wieder aufsetzen?

Nun, die körperlichen Gebrechen des Papstes sind ja hinlänglich bekannt. Der körperliche Verfallsprozess wurde aber durch eine neuartige Behandlungsmethode eines französischen Arztes zumindest gestoppt. Geistig ist der Papst absolut ungebrochen. Wie jedermann in seinem engeren Umfeld bezeugt, hat er die geistige Frische eines Achtundzwanzigjährigen. Der „Apparat“ in Rom ist sicherlich sehr gut in Schuss, aber Geheimnisse vor dem Papst hat niemand. Der Papst weiß alles, und er bekommt auch – ohne Rücksicht auf seine Gesundheit – alles zu hören. Während des Pontifikats Pauls VI. mag das anders gewesen sein, aber diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. „Pläne“ und Umsetzungsstrategien wird es bestimmt geben, aber in diese weiht man in der Regel nur den engsten Kreis ein. Dein letzter Satz ist zwar ganz nett als provokante These, geht aber meilenweit an der Realität vorbei. Dem Papst liegt ausschließlich am Weltfrieden, an einer Intensivierung des interreligiösen Dialog und – wie er wörtlich sagt – an einer fruchtbaren Zusammenarbeit aller Menschen guten Willens. Und diese schließt keine Glaubensrichtung aus.

Herzlichst,
Hubert



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