Irakfeldzug: Wie verhält sich der Iran?

Geschrieben von Swissman am 01. März 2003 23:27:26:

Als Antwort auf: @ Swissman geschrieben von another am 28. Januar 2003 23:47:00:

Hallo Another,

Es folgt nun (endlich) die Antwort auf Deine Frage:

>Wie wird sich der Iran verhalten wenn die USA den Irak angreifen? Immerhin ist ja bekannt, dass der Iran aus russischen und chinesischen Quellen mit Waffensystemen beliefert wird und, da selbst "Schurkenstaat", über kurz oder lang wohl selbst ins Fadenkreuz der USA geraten wird.

Am wahrscheinlichsten ist nach meinem Dafürhalten, dass der Iran fürs erste abwarten wird, wie sich die Dinge entwickeln: Die schiitischen Ayatollahs sind, dies im Gegensatz zu den wahhabitischen Fanatikern, rationalen Überlegungen nämlich durchaus zugänglich.

Zumindest im Moment würde es den USA sehr schwerfallen, einen wenigstens halbwegs plausiblen Casus belli gegen den Iran vorzubringen. Selbst wenn man denn einen hätte, würde wohl nur ein Suizidgefährdeter es wagen, gegen den Irak und den Iran gleichzeitig, ohne zwingende Not, vorzugehen (einmal ganz abgesehen von den Folgen für die Beziehungen, nicht nur, zur islamischen Welt). Andererseits stünde der Iran, wenn er sich militärisch auf Seiten Saddams engagieren würde, vor der Weltöffentlichkeit als der böse Angreifer da.

Falls der Iran tatsächlich kurz vor dem Bau von einsatzfähigen Nuklearwaffen steht, wie dies von manchen vermutet wird, müsste ihm erst recht daran gelegen sein, Zeit zu gewinnen - zumindest solange, bis er über einige Sprengköpfe als glaubwürdiges Abschreckungspotential verfügt (gerade im Fall des Iran dürfte dies ohnehin der Hauptgrund für die allfällige Entwicklung von Atomwaffen sein).

Die Tatsache, dass Pakistan und Nordkorea (laut der offiziellen Zeitung der KP-NK), seit ihrem Eintritt in den exklusiven Klub der Atommächte faktisch mehr oder weniger tun und lassen dürfen, was sie wollen, ohne deswegen mehr als einen Tadel riskieren zu müssen, sendet natürlich eine höchst unerwünschte Botschaft an sämtliche Westentaschendiktatoren des ganzen Erdkreises... – Ob Nordkorea die Bombe nun bereits hat oder „nur“ kurz davor steht, ändert nichts daran, dass diese Brutstätte des Bolschewismus eine weit grössere Gefahr für die Welt ist, als es der Irak jemals war.

Würde der Westen sich endlich von seinen irrationalen Ängsten in Bezug auf die Atombombe freimachen, würde „die Bombe“ ihren – rein psychologisch bedingten – Nimbus der Unbesiegbarkeit verlieren und ihr Besitz dementsprechend an Attraktivität einbüssen.

Nicht vergessen sollte man auch, dass Saddam Hussein bei den Schiiten wegen ihrer gewaltsamen Unterdrückung verhasst ist - seine Entfernung als solche würde, zumindest inoffiziell, durchaus positiv aufgenommen.

Natürlich wird die Regierung, die die USA anschliessend einsetzen werden, vom Iran möglicherweise ebenfalls abgelehnt werden. Dies hängt aber massgeblich von deren Ausrichtung und personellen Zusammensetzung ab, denn der neue afghanische Premier Karsai wird von Teheran anerkannt und unterstützt.

Entscheidend wird sein, ob und wie die Schiiten, die mit über 60% ja die Mehrheit der irakischen Bevölkerung stellen, an der Macht beteiligt werden. Rein demographisch gesehen würde es ihnen durchaus zustehen, den neuen Premier zu stellen.

Überdies wird das neue Regime zumindest in einer Übergangsphase schwach sein, und sein Einfluss wird sich im wesentlichen auf die Grosstädte und deren unmittelbare Umgebung beschränken, zumal Saddams totaler Überwachungsapparat dann ganz oder teilweise zerschlagen sein dürfte. Daher bietet die Nachkriegsphase für den Iran so oder so auch Chancen: Im günstigsten Fall würde sich der Südirak abspalten und sich mit dem Iran verbünden oder gar anschliessen - in diesem Fall wäre wohl ein Wechsel auf Platz Eins der Erdölexporteure die Folge. Dieses Szenario ist freilich zugegebenermassen reichlich spekulativ und ohne Zustimmung der USA wohl ausgeschlossen.

Am wahrscheinlichsten ist daher wohl, dass der Iran eine gewisse Anzahl Truppen an die Westgrenze verlegt und sich, solange seine eigene Grenze nicht verletzt wird, abwartend verhält, gleichzeitig aber auf diplomatischen Wegen versucht, die Zusammensetzung der künftigen Regierung in einem für ihn günstigen Sinne zu beeinflussen.

Eine solche Haltung kann sich Teheran umso mehr leisten, als der Iran praktisch überall von natürlichen Grenzen, in Gestalt mächtiger Gebirge, umgeben ist. Eine Ausnahme stellt die Provinz Khusistan, an der Grenze zum Irak, dar: Hier folgt die Grenze im wesentlichen der Golfküste sowie dem Schatt el-Arab und den dazugehörenden Sümpfen.

Ein vom Persischen Golf aus erfolgender US-Bodenangriff müsste nach Inbesitznahme eines zumeist schmalen Küstenstreifens, wahlweise das Zagros- oder das Kuh-e-Rud-Gebirge überwinden, wobei der Verteidiger klar im Vorteil wäre. Mit der Menge und Zusammensetzung (keine Gebirgsinfanteristen!) der jetzt aufmarschierenden Streitmacht darf man die Erfolgsaussichten eines Angriffes auf den Iran als minimal ansehen – umso mehr, als die USA eine bekannte Schwäche in Bezug auf die Akzeptanz eigener Verluste haben...

Inoffiziell scheint sogar eine punktuelle Zusammenarbeit auf nachrichtendienstlicher Ebene denkbar: Da die beiden Staaten im 1. Golfkrieg lange Jahre gegeneinander kämpften, ist davon auszugehen, dass der Iran über Agenten im Irak selbst verfügt – wahrscheinlich ist sein dortiges Netz demjenigen des Mossad zumindest ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Bei dessen Aufbau dürfte die Tatsache, dass die Schiiten in beiden Staaten die Mehrheit stellen, im Irak aber unterdrückt werden, durchaus förderlich gewesen sein.

Dass es neben den Peschmergas („die zum Tod bereiten“) der beiden kurdischen Organisationen KDP und PUK nur noch eine Organisation gibt, die über Kämpfer im Land selbst verfügt, ist kein Geheimnis: Es ist dies der „Oberste Rat für die Islamische Revolution im Irak“, oder, auf englisch, Supreme Council for the Islamic Revolution in Iraq (SCIRI). Dieser vertritt die Interessen der irakischen Schiiten und wird von Ayatollah Mohammed Bakr al-Hakim geleitet. Am Ende des 2. Golfkrieges führte SCIRI den Aufstand der Schiiten im Südirak an (während KDP und PUK dasselbe im Nordirak taten).

Hakims Vater, Muhsin al-Hakim, wurde in der Schia als Marja e-Taqulid („Quelle der Nachahmung“) anerkannt. Dieser Titel wird nur selten vergeben. Er weist seinen Träger als einen in besonders hohem Masse rechtschaffenen und gebildeten schiitischen Kleriker aus, dessen Urteil von den anderen Theologen allgemein als in religiösen Streitfragen massgebend anerkannt wird.

Nach seinem Tod 1970 war der Titel mehrere Jahre vakant, bevor Ayatollah Khomeini als nächster Marja anerkannt wurde. Seit Khomeinis Tod ist dieser Ehrentitel vakant (was dem historischen Normalfall entspricht – die Vakanzen dauerten meist Jahrzehnte, teilweise sogar Jahrhunderte).

Hakim zog durch seine Predigten anfangs der 80er Jahre den Groll Saddams auf sich, weswegen er verhaftet und schwer gefoltert wurde. Nach seiner Freilassung flüchtete er ins Ausland, wo er an der Gründung des SCIRI massgeblich beteiligt war. Die irakische Geheimpolizei verhaftete in der Folge 125 Verwandte Hakims, von denen 18 ermordet wurden.

Nun weiss man, dass die US-Geheimdienste mit SCIRI in Kontakt stehen, und dass SCIRI eine von mehreren irakischen Oppositionsgruppen ist, die von der US-Regierung finanziell unterstützt werden (dies wird auch offiziell zugegeben). Dass SCIRI mit den USA gegen den Willen Teherans zusammenarbeitet, halte ich für so gut wie ausgeschlossen, zumal die iranische Regierung SCIRI’s grösster Geldgeber ist und die Organisation ihren Hauptsitz in Teheran hat (daneben unterhält sie noch ein Büro in London).

Dokumentiert sind überdies auch einige Fälle, in denen die USA und der Iran in der Vergangenheit auf nachrichtendienstlicher Ebene kooperiert haben, wenn gemeinsame Interessen dies angebracht erscheinen liessen (Beispiele: Iran-Contra, Waffenlieferungen/Militärberater für die afghanischen Mudschaheddin, verdeckte Unterstützung der kroatischen Armee gegen die Serben).

Gemeinsame Interessen sind teilweise auch im Fall des Irak gegeben, so dass man vermuten könnte, dass die Nachrichtendienste auch jetzt wieder zusammenarbeiten (werden). Anzeichen dafür gibt es durchaus: So wurde kürzlich gemeldet, dass SCIRI 5000 Mann in den Nordirak entsandt habe, was offiziell damit begründet wurde, dass man möglichen Angriffen der kommunistischen Mujaheddin e-Khalq gegen den Iran vorbeugen wolle.

Persönlich habe ich allerdings eine etwas andere Vermutung: Ich gehe nämlich davon aus, dass diese Männer die Kurden dabei unterstützen, die dortige Enklave der wahhabitischen „Ansar Al-Islam“ zu zerschlagen, welche den USA wie dem Iran ein Dorn im Auge ist. – Durchaus denkbar also, dass die beteiligten Geheimdienste beschlossen haben, arbeitsteilig vorzugehen...

Persönlich vertrete ich ja ohnehin den Standpunkt, dass man Iran in Ruhe lassen und ihn als Verbündeten gegen den Kreml gewinnen sollte – im Gegensatz zum geplanten Irakfeldzug wäre eine starke Ordnungsmacht Iran nämlich sehr wohl in der Lage, den Russen den Zugriff auf die nahöstlichen Erdölfördergebiete zu verlegen. Und, was noch besser ist: Bei entsprechender Aufrüstung ist der Iran in der Lage, die kaspischen Erdölgebiete mittels Bodentruppen zu bedrohen, was die Rote Armee dazu zwingt, erhebliche, kampfstarke Truppenteile an der Südgrenze zu belassen, die dann am eigentlichen Schwerpunkt fehlen.

Prüfen sollte man überdies auch, ob es transporttechnisch machbar wäre (der Transport müsste entweder auf dem Land- oder Luftweg erfolgen, denn die Benützung des Don-Wolgakanals wird Moskau wohl eher nicht gestatten... *g*), U-Boote ins kaspische Meer zu befördern: Da ein erheblicher Teil des russischen Ölbedarfs mittels Tankern über das kaspische Meer und anschliessend die Wolga hoch transportiert wird, wäre eine U-Bootflottille, die im Vorfeld der Wolgamündung sowie vor dem Verladeterminal von Fort Schewtschenko auf der Lauer liegt, in der Lage, diesen Transportweg bei Bedarf nachhaltig zu unterbinden und die Erdölaorta zu kappen.

Ergänzend zu den U-Booten wäre zudem an Schnellboote (idealerweise mit Stealth-Eigenschaften) und Anti-Schiff-Raketen zu denken.

Da Russland wahrscheinlich, mangels erkennbarem Gegner, nicht viel mehr als einige Einheiten der Küstenwache, evtl. auch Schulschiffe, im kaspischen Meer stationiert hat, wäre es gezwungen, dies zu ändern, bevor es wieder in der Lage wäre, den Westen anzugreifen. Im günstigsten Fall liessen sich so mehrere Jahre Zeit gewinnen, die man im Westen hoffentlich sinnvoll, d. h. für die notwendige Wiederaufrüstung, nutzen würde...

Um aber wieder auf Deine Frage zurückzukommen: Meine Hauptsorge gilt vor allem der Entwicklung in Saudi Arabien und einem allfälligen wahhabitischen Umsturz, denn dann hätten die westlichen Staaten ein gewaltiges Problem.

>"According to an Azerbaijani source we have consulted, Ayatollah Khameini of Iran - known as the supreme spiritual leader, whose revolutionary constitutional position places him above all other levels of government, including President Khatami himself - is an Azerbaijani.

Khamenei wurde meines Wissens in der nordostiranischen Stadt Maschad, als Sohn eines Ayatollahs, geboren. Ob Khamenei trotzdem Aserbaidschaner ist, weiss ich nicht, es ist aber durchaus möglich.

Dies muss jedoch an sich noch nicht viel zu bedeuten haben, da der Siedlungsraum des aserbaidschanischen Volkes sich nicht auf den Staat Aserbaidschan beschränkt, sondern auch Teile Nordirans umfasst. Die an Aserbaidschan angrenzenden iranischen Provinzen Ostaserbaidschan, Westaserbaidschan und Ardabil umfassen sogar mehr Aserbaidschaner als das angrenzende Mutterland. Da die Aserbaidschaner beidseits der Grenze überwiegend Schiiten sind, entstanden dadurch nie grössere Probleme.

Infolge jahrhundertelanger Zugehörigkeit zum Persischen Reich hat sicherlich eine gewisse Durchmischung der verschiedenen Volksgruppen stattgefunden, sodass durchaus anzunehmen ist, dass ein Teil der Einwohner Maschads aserbaidschanische Wurzeln hat. Dies ist umso wahrscheinlicher, als Maschad ein bedeutender schiitischer Wallfahrtsort ist, da dort der achte Imam, Reza, vergiftet und beigesetzt wurde. Sein Grab und dasjenige der Prophetentochter Fatima, in Quom, bilden die beiden wichtigsten Zentren der Schia auf iranischem Gebiet und üben daher eine entsprechende Anziehungskraft auf Gläubige und Klerus aus.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass Khamenei nicht dieselbe, nahezu uneingeschränkte, Autorität geniesst, wie sein Vorgänger Khomeini: Dieser war als Marja e-Taqulid (siehe weiter oben) anerkannt, während Khamenei "nur" den Rang eines Grossayatollahs bekleidet. Rein juristisch gesehen ist er in der Shura ("Wächterrat"), die sich aus einer ganzen Anzahl weiterer Ayatollahs und Grossayatollahs zusammensetzt, bloss der erste unter gleichen.

Dazu muss man wissen, dass bei den Schiiten grundsätzlich alle Kleriker in dem Sinne gleichberechtigt sind, als keiner von ihnen als unfehlbar gelten darf, d. h. jeder Schiit ist sich bewusst, dass auch ein Mullah, ein Hodscha-t-ul-Islam, ein Ayatollah, Grossayatollah, ja selbst ein Marja e-Taqulid, sich irren kann. Jeder einzelne schiitische Kleriker ist in erster Linie ein Mudschtahid, d. h. jemand, „der sich bemüht“, den Willen Allahs anhand von Koran und Hadith nach bestem Wissen und Gewissen zu erkennen. – Dabei kann es durchaus zu Meinungsverschiedenheiten unter den Gelehrten kommen.

Da jeder einzelne von ihnen ein Mensch ist, und als solcher einem Irrtum erliegen kann, es aber nicht möglich ist, mit letzter Sicherheit zu beweisen, welcher Mudschtahid Recht hat, und welcher im Irrtum ist, müssen alle Fatwas, vorausgesetzt, sie sind gemäss dem überlieferten Verfahren zustande gekommen und der Kleriker hat sich aufrichtig darum bemüht, die Wahrheit zu finden als (möglicherweise) richtig angesehen werden.

Wenn ein Mudschtahid nach seinem Tode erkennen muss, dass er einem Irrtum unterlag, muss er nach schiitischer Auffassung trotzdem keine Angst haben, bestraft zu werden, vorausgesetzt, er hat die genannten Bedingungen erfüllt. Ein wider besseres Wissen falsch verfasstes Gefälligkeitsgutachten zieht hingegen die ewige Verdammnis nach sich.

Wenn er seinen Irrtum zu Lebzeiten bemerkt, muss er die fehlerhafte Fatwa zurücknehmen und durch eine neue Fatwa ersetzen. Diese Verpflichtung kann und darf ihm niemand abnehmen – dies ist auch der Grund, weshalb Khomeinis Fatwa, in welcher er Salman Rushdie zum Tod verurteilte, nicht aufgehoben wird, nicht aufgehoben werden kann: Der einzige, der dies hätte tun können, war deren Urheber, Ayatollah Khomeini. Andererseits gibt es eine ganze Anzahl Fatwas, die derjenigen von Khomeini ganz oder teilweise widersprechen.

Zu Lebzeiten hat Khomeini in mindestens einem Fall eine Fatwa zurückgenommen: Er hatte einen bestimmten Fisch, dessen Fang und Genuss unter dem Schah aufgenommen worden war, für im Sinne des Korans unrein erklärt, weil er keine Schuppen habe. Die Fischindustrie führte in der Folge neuere wissenschaftliche Studien an, die bewiesen, dass der fragliche Fisch unter dem Mikroskop doch Schuppen aufwies. Die Fatwa wurde umgehend aufgehoben.

Der ratsuchende schiitische Gläubige ist, weil auch der Mudschtahid nicht unfehlbar ist, angehalten, selbst mitzudenken: Wenn er den Eindruck hat, eine Fatwa könnte möglicherweise falsch sein, darf und soll er eine zweite (dritte, vierte,...) Meinung einholen.

Wenn er einen Gelehrten findet, der eine anderslautende Fatwa herausgibt, die dem Gläubigen stimmiger erscheint, darf und muss er diese befolgen. Dabei ist es vollkommen egal, was die Mehrheit sagt, da sich auch die Mehrheit irren kann.

Er selbst ist in jedem Fall aus dem Schneider, da er dem Rat eines Theologen vertraut hat, der mehr von der Sache verstehen sollte, als er als Laie. Und auch der Theologe selbst ist dazu aufgerufen, in Zweifelsfällen die Meinung anderer Theologen einzuholen, die mehr Wissen und Erfahrung haben als er. Im Extremfall kann eine Streitfrage so die ganze Hierarchie hinaufklettern, um schliesslich vor der Shura zu landen.

Als deren Vorsitzender hat Ayatollah Khamenei naturgemäss einen gewissen Vertrauensvorsprung bei den Gläubigen, und deren Mehrheit dürfte sein Urteil schliesslich als massgebend akzeptieren.

>This implies that he is in fact a Soviet intelligence officer masquerading in the garb of Ayatollah. This confirms is the victim of an orchestrated putsch directed by the Soviets, using their own fake Ayatollah as an 'indigenous' revolutionary."

Laut seiner offiziellen Biographie scheint Ayatollah Khamenei die Schah-Zeit zum grössten Teil im Iran selbst verbracht zu haben. Da der Schah sich der kommunistischen Gefahr sehr wohl bewusst war, und sein Geheimdienst SAVAK mit harter Hand gegen die Kommunisten vorging, hatte die KP bereits damals erhebliche Probleme bei der Mitgliederwerbung.

Wenn und falls Khamenei im Sold des KGB stehen sollte, hätte die Anwerbung am ehesten während seines kurzen Studienaufenthaltes (1957/58) im irakischen Najaf erfolgen können. Seine restliche Ausbildung erfolgte in Maschad und Quom. In Quom war einer seiner Lehrer der spätere Revolutionsführer Ayatollah Khomeini.

Der Unterricht erfolgt in Quom überwiegend in kleinen Gruppen. Dabei ist es nicht so, dass einer spricht und die Studenten bloss zuhören, sondern im Anschluss an einen einleitenden Vortrag wird über den Stoff und eventuelle Fragen diskutiert. Im Laufe der Zeit lernen sich Schüler und Lehrer daher sehr genau kennen. Da Khomeini ein bekennender Kommunistenfeind war hätte Khamenei seine Rolle sehr überzeugend spielen müssen, um der Enttarnung zu entgehen.

Da Khomeini ihn nicht ausschloss, sondern förderte, hat er entweder seine Rolle verinnerlicht, oder er ist „sauber“. Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich, dass er sich auf Khomeinis Anregung anwerben liess, um die Sowjets anschliessend gezielt mit Falschinformationen zu versorgen. Da Khomeini tatsächlich zeitweise ein (Schein)bündnis mit den Kommunisten geschlossen hatte, um deren Ressourcen gegen den Schah zu instrumentalisieren und anschliessend fallen zu lassen, ist diese Möglichkeit nicht von vornherein auszuschliessen.

Als enger Vertrauter Khomeinis wäre er geradezu prädestiniert gewesen, dem KGB Fehlinformationen unterzujubeln: Er hätte in diesem Fall die Sowjets davon überzeugen und darin bestärken können, dass Khomeini bloss ein schwacher alter Mann sei, der von Nutzen sein könne, um den Schah zu stürzen, den man aber danach problemlos abservieren könnte...

Auf der anderen Seite wurde er mehrfach vom SAVAK verhaftet und gefoltert: Wenn sich dabei irgendein Hinweis auf eine Verbindung nach Moskau ergeben hätte, wäre dies mit Sicherheit propagandistisch entsprechend ausgeschlachtet worden. – Dass religiöse Menschen oftmals der Folter standhalten können, ist altbekannt. Ob aber ein überzeugter Kommunist, der ja davon überzeugt ist, dass mit dem Tod alles aus ist, in der Lage wäre, dasselbe zu tun, erscheint mir ehrlich gesagt zweifelhaft: Die Aussicht, zu sterben oder als Krüppel weiterzuleben, ist für den Atheisten mit Sicherheit noch viel schlimmer...

Die Idee an sich, die Moslems durch die Verwendung „roter Mullahs“ aufzuhetzen, ist hingegen durchaus plausibel: Bereits in den 20er Jahren entwickelte der Wolgatatare Sultan Galijew eine Mischung aus Kommunismus und Islam, deren Propagierung und (pseudo-)theologische Untermauerung in den muslimisch bevölkerten Kolonien er empfahl. Der Sultan-Galijewismus wurde von Stalin als abweichlerisch verworfen, dessen Begründer erschossen. Dass man zumindest die Grundidee mittlerweile wieder aus der geschichtlichen Mottenkiste hervorgeholt hat, halte ich für durchaus wahrscheinlich (siehe Osama bin Laden).

>"Ayatollah Khameini's colleague, President Khatami, perversely and routinely mislabelled 'the reforming and moderate Ayatollah Khameini', likewise has a murky background. As we have discussed in our associated intelligence service, Arab-Asian Affairs, his cover position during the early 1980s was Minister of Cultural and Islamic Affairs. While operating under this cover, he also served as the chief coordinator of international terrorism operations, as was revealed in documents 'leaked' by British intelligence and cited verbatim in 'Hydra of Carnage' by Uri Ra'anan and others, in 1986. Yet despite this evidence, the misrepresentation continues."

Über Khatami weiss ich im wesentlich nur das, was in der Zeitung steht. Die Tarnung eines Geheimdienst-Offiziers als Kultur- oder Handelsattaché ist hingegen geradezu klassisch und wird auch heute noch allseits gerne praktiziert. Es wäre in diesem Sinne nur konsequent, das ganze eine Stufe höher zu heben...

Vielleicht noch dies: Es gibt im Iran drei Parteien von Bedeutung. Es sind dies die „Vereinigung der kämpfenden Geistlichkeit“ (JRM), der „Bund der kämpfenden Geistlichen“ (MRM) und die „Diener des Aufbaus“.

Die JRM versteht sich als konservativ und verfolgt einen marktwirtschaftlichen Kurs. Der „Export“ der Revolution wird abgelehnt, jedoch wünscht die JRM, dass das Ausland sich nicht in die iranische Innenpolitik einmischt. Eines ihrer führenden Mitglieder ist Ayatollah Khamenei.

Die „Diener des Aufbaus“ um Rafsanjani sind in ihrer Ausrichtung sehr ähnlich, wollen aber zusätzlich Staatsunternehmen privatisieren und Subventionen abbauen.

Die MRM wird im allgemeinen als „linksislamisch“ bezeichnet und deckt ein relativ breites Spektrum ab: In ihren Reihen finden sich auf der einen Seite einige Hardliner, die jede Öffnung ablehnen, Banken und Grossbetriebe verstaatlichen sowie die Revolution exportieren wollen, andererseits gehört ihr aber auch Mohammed Khatami an.

mfG,

Swissman


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