Autarkie und (noch) bestehendes System

Geschrieben von franke43 am 27. Februar 2003 16:14:27:

Als Antwort auf: Probleme mit der Autarkie geschrieben von wikking am 27. Februar 2003 15:14:53:

Hallo Wikking

>Deine grundsätzlichen Erwägungen sind wirklich wichtig.

>In meinem Falle bin ich von Tantiemen meiner Musik finanziell "abhängig", muß >also die "Verbindung" zum big-businss ständig aufrechterhalten, sprich: >zumindest Funk-Kommunikation / eMail ermöglicht haben bzw. ein Postamt nicht
> in unerreichbarer Ferne.

Wie Du weisst, bin ich ebenfalls musikalisch aktiv. Und wir
sind bei weitem nicht die einzigen hier im Forum. Da gibt es
auch noch Hubert, XI und Franz Liszt, die alle drei Musik auf
hohem Niveau machen.

Meine Musik wirft bis Dato keine Tantiemen ab. Wenn ich
improvisiere, dann verschwindet meine Kreativität im
Augenblick und spurlos in der Luft. Ich wollte, ich wäre
wenigstens schon so weit wie Du.

Wir hören uns übrigens daheim öfter gern einen "Wikking"
an, z.B. den mit Saxophon oder den mit der Panflöte.

>Ansonsten sollte (und kann!!) es das Ziel sein, das Geld-System mehr und mehr >für sich selbst und für die anderen Autarken, die in der Nähe siedeln, >abzubauen. Mit Arkomedt haben wir für die Zukunft z.B. schon guten Gütertausch >vereinbart, weil er Hühner halten will, was wir z.B. nicht tun. Nur eines der >vielen Beispiele.

Ja, das Tauschringsystem ist auch in Schweden in den
wirklich ländlichen Bereichen schon noch so vorhanden.
Auch die Nachbarschaftshilfe.

>Auf Salz z.B. kannst Du als Speisewürze auch verzichten. Wenn Du es zur >Konservierung unbedingt brauchst, kann man es ersetzen, z.B. die zu >konservierenden Fische/Früchte einfach trocknen oder sogar mit feiner >Holzasche bestäuben. Geht alles. Oder, wenn man am Meer liegt, einfach das >Meerwasser verdunsten lassen...

Also da räuchere ich lieber, als dass ich Stockfisch herstelle.
Den muss man ja hinterher in Lauge einlegen (lutfisk), damit das
steinharte Zeug wieder essbar wird.

>Dann kommt's natürlich weiterhin darauf an, wie sehr man innerlich mit der >Zivilisation verbunden ist. Wer völlig aussteigen will, dem reicht ein >Blockhaus ohne Strom an einem See mit Fischen und Beeren.

Das ist das Modell von Henry D. Thoreau ("Walden"). Da wäre ich auch scharf drauf. Aber auch der hat mit seinen Mitbürgern drin in concord Handel getrieben, und damals hat man für seine Bohnen noch was bekommen.

>Das kostet keinerlei Grundsteuer, wenn man's so vereinbart. Die Samen in >Lappland leben auch nicht anders.

Stimmt leider nicht. Sobald ein Immobilienobjekt so gross ist, dass man es autark bewirtschaften könnte, kostet es auch Grundsteuer. Mein Grundstück in der Orsa Finnmark hingegen, in das sich auch ein fori von hier mit eingekauft hat, das ist wirklich so klein, dass es keine Grundsteuer kostet. Aber dafür reicht eben auch die Anbaufläche nicht hinten und nicht vorn. Es ist eben nur etwas mehr als ein drittel Hektar.

>Wäre z.B. für mich nichts, weil die Ideale meines Lebens innerhalb der >Zivilisation liegen. Du weißt ja, was ich so mache. Also bin ich entweder auf >Auto oder Fahrrad zur nächsten Zug/Busstation angewiesen.

Ich will auch nicht auf gute Musik verzichten. Und nicht alles lässt sich hut auf der Hardingfela spielen.

"Å fela ho laet i vilje skogjinn ..."

>Auch zur Grundausstattung, Eisen etc.:
>Solange noch Geld vorhanden ist, kauft man lieber mal eine Axt zuviel und >schleift sie dann selbst nach.

Klar, aber irgendwann stellt sich die Frage, wie man aus dem ganzen Schrott und rost wieder brauchbares Eisen macht - also der ganze Zyklus Verhüttung und Schmieden.

>Im übrigen: Du glaubst nicht, wie wenig man wirklich "braucht", wenn man >andere Präferenzen im Leben stellt, als die "allgemein üblichen". Das geht bei >uns z.B. schon bei der Toilette los: da gänzlich alleine gelegen, hat unser >Haus natürlich keine Spültoilette, sondern eine Außen-Kompost-Toilette, und >für strenge Winter auch ein Kompost-Klo für innen. Die Fäkalien werden also >kompostiert und wieder auf den Beeten verwendet. Sicher nicht jedermanns >Sache, dann das "fein durftende Zeug" mit dem Spaten unterzugraben. Geht aber >in unserem Fall nicht anders.

Mir sind die Lösungen nach dem Prinzip von Newton bekannt. Das, was Du beschreibst, heisst hier im Land "mulltoa". Seit Emådalen macht mir ein Plumpsklo nichts mehr aus. Für finstere Nächte und den kalten Winter hatte man früher die Einrichtung des Nachttopfs.

>Wo und besonders WIE man lebt, ist für ein erfülltes Leben v ö l l i g >unwichtig. Wer die Fülle nicht innerlich erstrebt, wird sie äußerlich niemals >finden. Sehr wichtig, daß man sich das klarmacht, sonst gibt's herbe >Enttäuschungen, wenn man "draußen" lebt.

Hier muss ich dir widersprechen. Ich könnte z.B. im Ruhrgebiet oder in der Tiefebene westlich von Köln, Düsseldorf und Mönchengladbach kein erfulltes Leben führen. Ich brauche für mein seelisches Gleichgewicht eine naturnahe Landschaft mit viel Wasser, so wie in Agder oder der Telemark oder Sörmland oder Jämtland oder ....

>Falls sich also tatsächlich hier in Adger so ne Art Forums-Treff bilden >sollte, also etwas Regelmäßiges, daß ggfs. auch mehr Familien oder >Einzelkämpfer hierher ziehen werden, so würde sich natürlich auch ein >Austausch von Waren und "Dienstleistungen" mehr und mehr entwickeln.

Ich komme sicher öfter auf Besuch, solange die Transportmöglichkeiten das erlauben.

>Und: die individuelle Lebensweise würde ebenso wachsen können, wie die >gemeinsame.

Meine besten Wünsche sind mit Euch.

>Die Einschränkungen, von denen Du weiter schreibst, Häuserbau, Bäumefällen >etc. gibt's in der Realität eher weniger. Wenn Du ein Haus mietest oder Grund >pachtest bist Du auch "Herr" darauf. Bäumefällen inklusive. Alles andere ist >Sache der Verhandlung.

Baumfällen darf man auf eigenem Grund in Schweden auch, solange es kein Schlüsselbiotop ist und solange mein nicht total abholzen will.

>So ist es dem Menschen zwar schwer gemacht, mehr und mehr Unabhängigkeit zu >leben, doch unmöglich ist's wahrlich nicht.

In Norwegen scheint es wirklich ein paar sinnlose Vorschriften weniger zu geben als in Schweden.

>Es kommt halt immer auf die eigenen Ansprüche an, besonders an dieses >bescheuerte Sicherheits-Denken (Arzt muß i.d. Nähe sein etc.). Ich selbst >habe jahrelang ohne jede Krankenversicherung gelebt, damals, weil ich's >einfach als Selbständiger nicht finanzieren wollte oder konnte. Wozu auch. Ich >würde eh niemals zum Schulmediziner gehen, außer bei wirklich schweren >Unfällen...

DU lebst ja auch mit einer Medizinfrau zusammen, ich nicht. Meine Frau hat nur eine abgebrochene Krankenschwesternausbildung vorzuweisen. Stattdessen aber zwei vollständige Ausbildungen als Grundschullehrerin: Bayern 1.+2. Staats-examen, dann später Waldorfschullehrerausbildung.

>Wer grundsätzlich also seine eigenen Ansprüche, seine zivilisatorischen >Verhaftungen und sein Sicherheitsdenken total reduziert, der wird in den >Wäldern wesentlich mehr Freiheiten und Lebens-Fülle (äußerer Art) vorfinden, >als in den Städten. Aber - wie gesagt - es ist erst mal ein innerer Prozess, >dann kommt der äußere Schritt.

Ich wäre diesen Schritt schon gegangen, wenn der saublöde Baron Trolle-Löwen auf meine Anfrage eingegangen wäre. Ich wollte den Grund um den Erdkeller 1 pachten und als Kleinstlandwirtschaft wieder aufbauen, so wie er bis in die Fünfziger war. Aber der Baron wollte nicht. Verkaufen tut er sicher auch nicht, und selbst wenn, dann kann ich mir den Grund hier in der weiteren Umgebung von Stockholm bestimmt nicht leisten.

Gruss

Franke 43



Antworten: