Probleme mit der Autarkie
Geschrieben von wikking am 27. Februar 2003 15:14:53:
Als Antwort auf: Es ist ja schlimmer geschrieben von franke43 am 27. Februar 2003 10:53:18:
Servus Franke43 und alle anderen Wildnis-Freaks !
>Das mit den Einkünften ist eine traurige Tatsache:
>Teils kann man tatsächlich auf einem grossen Hof nicht
>wirklich alles selbst erzeugen, was man zum Leben
>braucht. Woher bekommt man Salz ? Woher bekommt man
>Eisen, wenn die eigenen Eisengeräte verrostet sind ?Deine grundsätzlichen Erwägungen sind wirklich wichtig.
Und es gibt definitiv keine Allround-Lösung dazu.Zuallererst muß sich jeder selbst mal im Klaren werden, was er will und wie weit er selbst überhaupt fähig ist, völlig abseits jeder Zivilisation zu leben.
Das klärt schon vieles.
In meinem Falle bin ich von Tantiemen meiner Musik finanziell "abhängig", muß also die "Verbindung" zum big-businss ständig aufrechterhalten, sprich: zumindest Funk-Kommunikation / eMail ermöglicht haben bzw. ein Postamt nicht in unerreichbarer Ferne.
Ansonsten sollte (und kann!!) es das Ziel sein, das Geld-System mehr und mehr für sich selbst und für die anderen Autarken, die in der Nähe siedeln, abzubauen. Mit Arkomedt haben wir für die Zukunft z.B. schon guten Gütertausch vereinbart, weil er Hühner halten will, was wir z.B. nicht tun. Nur eines der vielen Beispiele.
Auf Salz z.B. kannst Du als Speisewürze auch verzichten. Wenn Du es zur Konservierung unbedingt brauchst, kann man es ersetzen, z.B. die zu konservierenden Fische/Früchte einfach trocknen oder sogar mit feiner Holzasche bestäuben. Geht alles. Oder, wenn man am Meer liegt, einfach das Meerwasser verdunsten lassen...Dann kommt's natürlich weiterhin darauf an, wie sehr man innerlich mit der Zivilisation verbunden ist. Wer völlig aussteigen will, dem reicht ein Blockhaus ohne Strom an einem See mit Fischen und Beeren. Das kostet keinerlei Grundsteuer, wenn man's so vereinbart. Die Samen in Lappland leben auch nicht anders.
Wäre z.B. für mich nichts, weil die Ideale meines Lebens innerhalb der Zivilisation liegen. Du weißt ja, was ich so mache. Also bin ich entweder auf Auto oder Fahrrad zur nächsten Zug/Busstation angewiesen.Es ist also völlig unmöglich, hier allgemeine Tips zu geben, weil jeder eben völlig andere Voraussetzungen und Pläne hat.
Auch zur Grundausstattung, Eisen etc.:
Solange noch Geld vorhanden ist, kauft man lieber mal eine Axt zuviel und schleift sie dann selbst nach.
Im übrigen: Du glaubst nicht, wie wenig man wirklich "braucht", wenn man andere Präferenzen im Leben stellt, als die "allgemein üblichen". Das geht bei uns z.B. schon bei der Toilette los: da gänzlich alleine gelegen, hat unser Haus natürlich keine Spültoilette, sondern eine Außen-Kompost-Toilette, und für strenge Winter auch ein Kompost-Klo für innen. Die Fäkalien werden also kompostiert und wieder auf den Beeten verwendet. Sicher nicht jedermanns Sache, dann das "fein durftende Zeug" mit dem Spaten unterzugraben. Geht aber in unserem Fall nicht anders.Wo und besonders WIE man lebt, ist für ein erfülltes Leben v ö l l i g unwichtig. Wer die Fülle nicht innerlich erstrebt, wird sie äußerlich niemals finden. Sehr wichtig, daß man sich das klarmacht, sonst gibt's herbe Enttäuschungen, wenn man "draußen" lebt.
Falls sich also tatsächlich hier in Adger so ne Art Forums-Treff bilden sollte, also etwas Regelmäßiges, daß ggfs. auch mehr Familien oder Einzelkämpfer hierher ziehen werden, so würde sich natürlich auch ein Austausch von Waren und "Dienstleistungen" mehr und mehr entwickeln.
Und: die individuelle Lebensweise würde ebenso wachsen können, wie die gemeinsame.Die Einschränkungen, von denen Du weiter schreibst, Häuserbau, Bäumefällen etc. gibt's in der Realität eher weniger. Wenn Du ein Haus mietest oder Grund pachtest bist Du auch "Herr" darauf. Bäumefällen inklusive. Alles andere ist Sache der Verhandlung.
So ist es dem Menschen zwar schwer gemacht, mehr und mehr Unabhängigkeit zu leben, doch unmöglich ist's wahrlich nicht.
Es kommt halt immer auf die eigenen Ansprüche an, besonders an dieses bescheuerte Sicherheits-Denken (Arzt muß i.d. Nähe sein etc.). Ich selbst habe jahrelang ohne jede Krankenversicherung gelebt, damals, weil ich's einfach als Selbständiger nicht finanzieren wollte oder konnte. Wozu auch. Ich würde eh niemals zum Schulmediziner gehen, außer bei wirklich schweren Unfällen...Wer grundsätzlich also seine eigenen Ansprüche, seine zivilisatorischen Verhaftungen und sein Sicherheitsdenken total reduziert, der wird in den Wäldern wesentlich mehr Freiheiten und Lebens-Fülle (äußerer Art) vorfinden, als in den Städten. Aber - wie gesagt - es ist erst mal ein innerer Prozess, dann kommt der äußere Schritt.
Am Schluß noch eine kleine Inspiration, was Amazones und mein Ideal hier oben ist. Ich habe den Text im Vorsorgeforum zwar schon mal gepostet, hier aber nun nochmal, denn man kann ihn nicht oft genug lesen.
Es handelt sich um einen Text von Mira Alfassa, den sie zur Gründung der autarken Siedlung Auroville in Süd-Indien schrieb. Da sie damals schon die gigantischen Schwierigkeiten wirklicher Autarkie sah, nannte sie es "einen Traum", was aber weniger an den äußeren Umständen liegt, sondern eher an der Bereitschaft des einzelnen Menschen, wirklich zu "geben" und die Ego-Strukturen aufzulösen.Herzlichst
wikking********** hier die Text-Kopie, die jeder Auswanderungswillige in seinem Herzen bewahren sollte *********
EIN TRAUM
"Es sollte irgendwo auf der Erde einen Ort geben, den keine Nation als ihr grundsätzliches
Eigentum beanspruchen kann, einen Ort, in dem alle Menschen guten Willens, aufrichtig in ihrem
Streben, frei als Weltbürger leben können und nur einer einzigen Autorität gehorchen: der
höchsten Wahrheit. Ein Ort des Friedens, der Eintracht und der Harmonie, wo jegliche
kämpferischen Instinkte des Menschen ausschließlich dazu benutzt werden, die Ursachen seines
Leidens und Elends zu bezwingen, seine Schwäche und Ignoranz zu überwinden, triumphierend
über seine Begrenzungen und Unfähigkeiten hinauszuwachsen. Ein Ort, an dem die spirituellen
Bedürfnisse und die Pflege um Fortschritt Priorität haben vor bloßer Befriedigung von Verlangen und Leidenschaften, vor Suche nach Vergnügungen und materiellen Annehmlichkeiten. In diesem
Ort sind Kinder fähig, sich integral zu entwickeln und aufwachsen, ohne den Kontakt mit ihrer
Seele zu verlieren. Erziehung würde nicht gegeben, um Prüfungen zu bestehen, Zeugnisse und
Posten zu bekommen, sondern um vorhandene Fähigkeiten zu fördern und neue hervor zu
locken. In diesem Ort würden Titel und Positionen ersetzt durch Gelegenheiten zum Dienen und
Organisieren. Die Bedürfnisse des Körpers würde für alle und jeden in gleichem Maße unterstützt.
In der allgemeinen Organisation würde die intellektuelle, moralische und spirituelle Überlegenheit
ihren Ausdruck nicht durch die Maximierung von Vergnügungen und Macht im Leben finden,
sondern in einem Zuwachs von Pflichten und Verantwortlichkeiten. Künstlerische Schönheit in
jeder Form, Malerei, Bildhauerei, Musik, Literatur, würden allen gleichermaßen zugänglich sein;
Gelegenheit, die Freuden zu teilen, die sie geben, seien nur durch die Fähigkeiten des einzelnen
beschränkt und nicht durch seinen materiellen Wohlstand oder soziale Position. Denn in diesem
idealen Ort wäre Geld nicht mehr länger der höchste Herrscher. Individueller Verdienst hätte
größere Bedeutung, als der Wert, welcher materiellem Reichtum und sozialer Position gezollt
wird. Arbeit wäre nicht da, als Mittel, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sie wäre das Mittel,
wodurch jeder sich ausdrückt, seine Kapazitäten und Fähigkeiten entwickelt, während er
gleichzeitig dem Wohl der ganzen Gruppe dient, welche ihrerseits dessen Lebensunterhalt und
seinen Arbeitsbereich unterstützt. Kurz gesagt, wäre es ein Ort, wo die Beziehungen zwischen
Menschen, die gewöhnlich zumeist ausschließlich auf Wettbewerb und Streit gegründet sind,
ersetzt wären durch Beziehungen des Nacheiferns für Verbesserungen, für Zusammenarbeit,
Beziehungen wirklicher Brüderlichkeit. Die Erde ist sicherlich nicht bereit, ein solches Ideal zu
verwirklichen, noch besitzt die Menschheit bislang das nötige Wissen, es zu verstehen und zu
akzeptieren, ebenso wenig wie die unerlässliche bewußte Kraft, es auszuführen. Daher nenne ich
es einen Traum."
- Autarkie und (noch) bestehendes System franke43 27.2.2003 16:14 (2)
- Re: Ahhh, das ist aber nett, dass Du Dich an meine musikalische Tätigkeit ... XI 27.2.2003 16:35 (1)
- Komm doch einfach zum Forumstreffen franke43 28.2.2003 07:35 (0)