Entwicklung und Konvulsionen
Geschrieben von franke43 am 26. Februar 2003 13:32:18:
Als Antwort auf: Re: Outsourcing = Auslagerung der Fachkompetenz geschrieben von XI am 26. Februar 2003 12:05:44:
Hallo XI
>Hallo Franke!
>Nicht den armen Cervantes angreifen. Er hat ebenso seine Probleme mit dem >System, wie man aus seinen Postings hier und im Reliforum herausliest.
Ich habe ihn nicht angegriffen, sondern ihm ein paar gezielte
Fragen gestellt. Im Grunde habe ich nichts behauptet ausser
meiner subjektiven Einschätzung, dass "Cervantes" Guerrero
sich VERMUTLICH mit dem bestehenden System, dem er dient
und das er in Schutz genommen hat, auch identifiziert.Eine Scherzfrage dazu:
Was ist der Unterschied zwischen dem real existierenden
Sozialismus und dem real existierenden Kapitalismus ?Der Realsozialismus hat seinen Zusammenbruch schon
hinter sich.Grund: beide Modelle haben einen gemeinsamen Konstruktions-
fehler, sie sind nicht ethisch, sondern rein materiell
ausgerichtet.>Du kannst nicht ein System einfach so ausschalten. Es muss sich selber >ausschalten. Im Laufe der Zeit, wie ein Rad, das sich einfach ausdreht, weil >die Eingansenergie die Ausgangsenergie unterschreitet.
Das weiss ich. Ich weiss aber auch aus der Geschichte, dass
die Zeiten, in denen ein System das andere ablöst, in der
Regel mit blutigen und qualvollen Konvulsionen begleitet
sind.Wir brauchen nur den Anfang der "Moderne" und des "modernen"
Kapitalismus betrachten. Folgende Ereignisse fallen in
diesen Zeitraum von ca. 1750 bis ca. 1850:Die Entwicklung des "Fabrikensystems" auf der Basis von
Dampfmaschine und Maschinenfertigung in EnglandDer Zerfall der historisch gewachsenen Handwerksberufe
(am Anfang: Weber)Der Beginn der totalen und galoppierenden Mobilität
(und dem Zwang dazu) durch die Erfindung von Eisenbahn
und Dampfschiff.Später kamen noch die Fahrzeuge auf Basis der
Verbrennungsmotoren dazu.Der Zerfall der dynastischen Systeme des aufgeklärten
Absolutismus - amerikanische Revolution, französische
Revolution, Revolutionskriege unter NapoleonDer Beginn des totalen europäisch verwurzelten
Imperialismus - also des Koloniensystems:Das "British Empire" begann 1757 mit der Eroberung von
Nordindien. Nach dem Verlust der Kolonien in Nordamerika
wurde schneller Ersatz in Afrika und Asien beschafft,
bis hin zum Opiumkrieg gegen China.Frankreich begann 1830 nach der Niederlage Napoleons
durch die Eroberung von Algerien.Deutschland war erst mit seinem Einigungsprozess
beschäftigt (Zollverein, deutscher Bund).Die Niederlande waren "gezwungen", die privaten Kolonien
der Ostindischen Gesellschaft (also Indonesien) zu
verstaatlichen.Der Sklavenhandel in die USA kam erst ab 1780 so richtig in
Fahrt.Das alles stand im Zeichen einer "Neuen Weltordnung",
in der der neue Chefideologe Adam Smith hinter den
Kulissen den Ton angab.Spätestens ab dann war die unbegrenzte wundersame
Selbstvermehrung der einzige (!!) Sinn und Zweck
jeglichen Kapitals.Der frühmerkantilistische Kapitalismus der Fugger und
Welser im 16. Jahrhundert war aber schon eine Art
Vorspiel zu dieser Tragödie der westlichen Welt.Wie alle Neuerungen und Systemänderungen war auch das
ambivalent: wir haben auch sehr gute und angenehme
Dinge davon bekommen (wir in der "reichen" Welt).
Wir sind sauberer, gebildeter und übergewichtiger
als in irgendeiner früheren Epoche. Nur: alles baut
auf Raubbau und Verschwendung auf, nicht auf weisem
Haushalten mit den Gaben Gottes.>Wenn Du schon permanent aus der Geschichte zitierst, dann bedenke auch, dass >keine Epoche von einem Tag auf den anderen entstand, sondern langsam aber >stetig von einem Zustand in einen anderen geflossen ist.
Wenn das ein ruhiges Fliessen wäre, wäre ich gern dabei.
Aber ich fürchte Verwerfungen, die die der napoleonischen
Zeit und später von WK 1+2 weit übertreffen, und mit
diesen Befürchtungen bin ich hier im Forum bei weitem
nicht allein. Eine "langweiligere" Epoche wäre mir
lieber.>Lies z.B. Spengler und Du wirst mit Deinem Intellekt sicher keine Panik >kriegen, sondern Zuversicht, dass alles besser wird (das zeigt Dir aber auch >die Geschichte).
Auch Freund Hubert hat mir Spengler bereits empfohlen.
Aber was hilft´s ? Teils kann ich solche Bücher hier
nicht kaufen, teils ist es mir kein Trost, wenn in
10 oder 100 Generationen Frieden und Harmonie einkehrt,
aber in unserer Generation der 3. WK stattfinden soll.>Gruß
>XIGruss
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- Re: Positive Aussichten durch die negative Zukunft XI 26.2.2003 14:15 (0)