Plädoyer gegen Endzeitphantastereien
Geschrieben von Andreas am 15. Februar 2003 18:18:28:
Als Antwort auf: Re: Was hast du für ein Problem?! geschrieben von Heaven am 13. Februar 2003 19:22:29:
Hallo HeavenAuf Deine ethischen Ausführungen will ich nicht näher eingehen, da mir dazu die Zeit und die Lust fehlt. Mir scheint indes, dass Du Dich auf einem gedanklichen Irrweg befindest, dessen religiöse Unterfütterung offen zu Tage tritt. Wir befinden uns sicherlich in einer Zeit des Umbruchs. Doch muss dies ausgerechnet eine "Endzeit" im religiösen Sinne sein, in der das Böse vernichtet werden und das Gute obsiegt? Wer einer solchen Ansicht vorbehaltlos zustimmt ist, hat m. E. nichts aus der Geschichte gelernt und denkt in ähnlichen Mustern wie etwa die Kreuzfahrer um 1096, welche im Unterschied zu uns über sehr viel eingeschränktere Informations- und Vergleichsmöglichkeiten verfügten.
Der Umbruch besteht in meinen Augen darin, dass sich allmählich ein Ende der 500-jährige Vormacht der westlichen Zivilisation abzeichnet. Zumindest wird die Vorherrschaft nicht mehr so uneingeschränkt zu bewerkstelligen sein wie es etwa im 19. Jahrhundert möglich war. Folgt man Beesley und Widdowson, so vollzieht sich dieser Niedergang sowohl relativ auf der internationalen Ebene als auch im innern der westlichen Industriegesellschaften ("Dekadenz", Überfremdung [ohne rassistische Konnotation!], Verunsicherung bez. der eigenen kulturellen Werte etc.).
Die anderen "Zivilisationen" und Nationen, insbesondere im asiatischen Raum, werden im Zuge eines Schwindens westlicher Macht vermehrt und verstärkt versuchen, ihre Interessen durchzusetzen - insbesondere die mächtige chinesische Zivilisation. Ich jedenfalls sehe in keinster Weise, weshalb nun weil es mit uns bergab geht - auf einmal alle Völker nach globalem Frieden, Glück und Harmonie streben sollten, umso mehr als mit der schwindendenden amerikanischen Hegemonie die Aussichten auf die Durchsetzung einer gewissen globalen Stabilität sinken werden.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich wünschte, es wäre so wie Du behauptest. Das Problem ist, dass schon unzählige Menschen vor Dir zu ihrer Zeit geglaubt haben, "jetzt" sei die grosse Stunde der Abrechnung, des Ausgleichs zwischen gut und böse gekommen. Solche Ansichten resultieren m. E. in einer Überschätzung der Bedeutung der Zeit in der man selbst lebt in Verbindung mit religiösen Vorstellungen.
Gruss
Andreas
- Re: Plädoyer gegen Endzeitphantastereien WesenheitX 15.2.2003 18:43 (0)
- Zustimmung was die Endzeit betrifft im Relgiösen Sinne Danan 15.2.2003 18:39 (3)
- Re: Zustimmung was die Endzeit betrifft im Relgiösen Sinne Kamikatze 15.2.2003 20:41 (0)
- Re: Zustimmung was die Endzeit betrifft im Relgiösen Sinne JBl 15.2.2003 19:13 (1)
- Re: Nachtrag JBl 15.2.2003 19:18 (0)