Re: Jetzige Rolle Deutschlands in der Weltpolitik
Geschrieben von Ismael am 11. Februar 2003 11:49:56:
Als Antwort auf: Jetzige Rolle Deutschlands in der Weltpolitik geschrieben von Bonnie am 11. Februar 2003 09:19:24:
hallo bonnie,
diplomatie ist leider immer etwas verwirrend! natürlich sollte die türkei durch die nato geschützt werden und zwar schon im vorfeld eines möglichen(wahrscheinlichen) krieges, sonst könnte der verein ja gleich aufgelößt werden! die türkei unterstützt zwar die usa, aber will sich laut eigenem bekunden ja wohl (erstmal) nicht aktiv an einem angriff beteiliegen! als natomitglied hat die türkei ein recht darauf, von den anderen natostaaten unterstützt zu werden! es ist ein unterschied, ob ein staat einen angriffskrieg führt, oder ob er den angreifer "nur" unterstützt! wenn man der türkei jetzt die hilfe verweigert, ist das nicht besser als die erpressungsversuche, die die amerikaner gestartet haben, um ihre politik durchzusetzen!
unabhängig von dieser sache begrüße ich es sehr, das sich in europa langsam eine nennenswerte opposition zum "american way of...äh...death(?)" bildet und es sei zu hoffen, daß sich noch mehr staaten zumindest die option offenhalten, einen anderen weg zu beschreiten als den, den die amerikaner gehen wollen! es wurde langsam zeit, das sich das "alte europa" besinnt und selbst außenpolitik betreibt! ohne frage ist es ein risiko, einen so mächtigen verbündeten wie die usa zu verprellen, jedoch hat es den anschein, das genau dieser verbündete mehr schadet als nutzt! "wer solche freunde hat, braucht keine feinde mehr"!
ich habe keine ahnung, wie sich die dinge entwickeln, würde europa mit den usa brechen und eigene wege gehen, aber wenn der verbündete von einem krieg in den nächsten stolpert und sich mit der ganzen welt anlegt, muß man sich ernsthaft fragen, ob man sich nicht von ihm trennen sollte! die politik der amerikaner ist ausschließlich auf den eigenen vorteil bedacht, warum sollte nicht europäische politik in erster linie europäische belange berücksichtigen? europa hat nunmal wenig intresse daran, sich in einen krieg zu stürzen, der in erster linie den amerikanern vorteile bringt, vorallem den vorteil, eine basis für weitere aktionen zu haben (saudi arabien,iran,syrien,...)! in europas intresse wäre es, das pulverfass nahost zu entschärfen und nicht die lunte anzuzünden, das ist aber mit den amerikanern nicht möglich, da diese jede eskapade seitens israel mittragen. ein frieden in nahost ist aber nur dann denkbar, wenn alle parteien mitspielen!
saddam wird wohl leider nicht mitspielen, obwohl ein blauhelmeinsatz im prinzip die eleganteste lösung seiner probleme wäre! wenn er es schafft, seinen laden aufzuräumen, bevor die un-soldaten etwas finden, steht er als saubermann da, der von den bösen amis um ein haar ausradiert worden wäre! zwar würde er deutlich an macht verlieren (deswegen wird er sich wohl nicht darauf einlassen), aber er würde vielleicht sogar weiter regieren können, zumindest noch eine zeit lang. für die ganze welt würde ein zeichen gesetzt werden, nämlich das die un eben nicht(mehr) eine marionette der amerikaner sind und die weltpolizei gefälligst blaue helme zu tragen hat!
in bezug auf die prophezeiungen fällt dem geneigten leser vielleicht auf, daß ein bruch mit den usa erklären würde, warum selbige bei einem russischen überfall (erstmal) nicht eingreifen würden! nun, das wäre dann wohl der preis für den eigenen weg, direkt aus den armen der usa in die arme der russen. dennoch begrüße ich eine europäische initiative. man kann wohl nicht hergehen und wichtige entscheidungen von den prophezeiungen abhängig machen! je nachdem, wie man die prophezeiungen definiert, ist die entscheidung ja sowieso schon gefallen und kann nicht mehr verhindert werden. selbst wenn das möglich wäre, was ja einige hier im forum propagieren, die prophs sozusagen als tendenz, was wäre wohl die alternative? ein nicht zu haltender pax americanum?
sollte eine europäische initiative früchte tragen und alles friede, shalom,friede rufen weiß ein jeder hier, was die uhr geschlagen hat. dennoch sehe ich die notwendigkeit, das europa eigene wege beschreitet und sich aus dem schatten der usa lößt. dazu gehört sicherlich mehr, als ein redegewandter deutscher außenminister. eine europäische sicherheitspolitik wäre natürlich ebenso wichtig, aber da sehe ich wirtschaftliche probleme, die einer schlagkräftigen europäischen streitmacht entgegen stehen.
in einem punkt mag bush tatsächlich recht haben, wenn er vom alten europa redet, nämlich von einer gewissen kleinstaatenmentalität, die den europäern eigen ist. es dürfte noch lange dauern, den einzelstaaten begreiflich zu machen, daß die zeiten, da jeder sein eigenes süppchen kochte, vorbei sind! es wird sich zeigen müssen, ob die zeit reicht, das zu begreifen, oder ob andere vollendete tatsachen zu schaffen versuchen. prophezeit ist eher letzteres!Ismael
- Re: Jetzige Rolle Deutschlands in der Weltpolitik schlafgnom 11.2.2003 17:49 (0)