Spengler nicht vergessen
Geschrieben von Hubert am 07. Februar 2003 12:17:46:
Als Antwort auf: Und wie wäre es hiermit ? geschrieben von franke43 am 07. Februar 2003 11:02:32:
Hallo Frank,
wenn ich eine Formulierung wie „bis ans Ende der Zeiten“ gebrauche, dann bezieht sich das natürlich auf die amerikanische Sichtweise – und nicht auf die meine. Und die amerikanische Sichtweise ist vielleicht nur die lebendigste Ausprägung jenes Zeitalters, in dem wir leben.
Selbstverständlich habe ich immer Spenglers Satz im Kopf „Geld ist eine Form des Denkens. Es hört auf zu sein, wenn es die Wirtschaftswelt zu Ende gedacht hat.“ (Auch wenn Spenglers bekanntestes Werk „Der Untergang des Abendlandes“ nicht auf eine Stufe zu stellen ist mit den unfehlbaren Verlautbarungen des Heiligen Stuhls, so schadet es m. E. nicht, hin und wieder mal einen Blick in dieses Werk zu werfen.)
Das heißt, die Zeitalter kommen und gehen, ganz wie es dem Herrn Schöpfer beliebt und nicht wie einzelne, der Hybris verfallene Strippenzieher dieser Welt es gerne hätten. Auch das „amerikanische Zeitalter“ – the american dream – geht irgendwann mal zu Ende – vielleicht schneller, als die meisten heute meinen würden. Und dann können wir wieder mal mit Franz Zappa sagen: „Another Hollywood dream-bubble popped.“
Die Kräfte, mit denen wir es hier zu tun haben, sind selbstverständlich ein paar Schuhnummern zu groß für uns, als dass wir hier einfach sagen könnten „Jetzt wollen wir das mal von heute auf morgen ändern.“ Selbst die jeweiligen „Lenker“ – oder wie man heute sagt, die „Player“ – überblicken diese Gewalten nicht, auch wenn die Verschwörungstheoretiker noch immer von der bewussten Steuerung des Weltgeschehens durch eine verschworene Clique ausgehen. Nein, diese Lenker sind ebenfalls nur Marionetten des Zeitalters. Man könnte auch sagen, einem Zeitalter gefällt es mitunter, sich in bestimmten Typen zu verdichten – so wie sich die Renaissance z. B. in Michelangelo, Raffael oder Leonardo verdichtet hat. Es handelt sich hier wirklich um Elementarkräfte, die ein Zeitalter von innen heraus gestalten, ohne dass uns dies bewusst wird. Und eine Renaissance, einen Barock, eine Klassik kann man nicht einfach an- und ausknipsen wie einen Lichtschalter.
Herzlichst,
Hubert
- Re: Bis auf den Heiligen Stuhlgang ... :-) XI 07.2.2003 12:40 (1)
- Roma locuta - causa finita... :-) Hubert 07.2.2003 12:49 (0)
- Langsam interessiert mich der Spengler franke43 07.2.2003 12:30 (0)