Re: Die Demontage des Westens / @JeFra
Geschrieben von Johannes am 04. Februar 2003 13:45:12:
Als Antwort auf: Re: Die Demontage des Westens geschrieben von JeFra am 04. Februar 2003 00:30:21:
> Sancta Simplicitas! Alle die oben genannten Veraenderungen sind doch eindeu-
> tig auf irreversible Wirkung ausgerichtet. Wenn irgendwelche Politiker ver-
> suchen sollten, da etwas umzukehren, haben sie sofort Wirtschaftsblockaden
> mit darauffolgender Hungersnot und/oder einen multikulturellen Buergerkrieg
> am Hals, der in Westeuropa jederzeit durch jede interessierte auslaendische
> Macht entfacht werden kann.
Hallo JeFra,
hier muß ich Ihnen - leider - zustimmen. Denn was mir in der letzten Zeit deutlich geworden ist: Ganz unabhängig von der Frage, in wieweit Schröder seine Aussage, daß Deutschland nicht am Irakkrieg teilnimmt, ernst meint oder nicht, so muß ich doch feststellen, daß er schlichtweg nichts Erkennbares tut, um Deutschlands Unabhängigkeit zu sichern.
Im Zuge der Bündnisverpflichtungen und der internationalen Zusammenarbeit ergeben sich natürlich auch viele Abhängigkeiten. In sofern ist klar, daß sich Deutschland nicht so ohne weiteres Ausklinken kann, wenn die USA etwas tun. Ich sage das jetzt mal bewußt ohne Bewertung, welche Handlungen sinnvoll sind und welche nicht, mir geht es erstmal mehr darum, die vorhandenen Abhängigkeiten festzustellen.
Aber wenn unser Bundeskanzler jetzt hingeht und versucht, die Wahlen dadurch zu gewinnen, daß er sich gegen Krieg ausspricht, dann muß er sich an den Taten messen lassen, die er wirklich tut. Und da geht es eben nicht nur um ein Nein bei irgendeiner Abstimmung, sondern er müßte versuchen, Deutschland aus den vorhandenen Abhängigkeiten zu befreien. Sprich: Sich nicht mehr für irgendwelche internationalen wirtschaftlichen oder politischen Interessen einsetzen müssen (wenn er irgendwo nicht mitmacht, gibt es Folgeschäden an anderer Stelle), sondern Deutschland möglichst weit aus diesen Verpflechtungen heraushalten.
> Wenn irgendwelche Politiker versuchen sollten, da etwas umzukehren, haben
> sie sofort Wirtschaftsblockaden mit darauffolgender Hungersnot und/oder einen
> multikulturellen Buergerkrieg am Hals, der in Westeuropa jederzeit durch jede
> interessierte auslaendische Macht entfacht werden kann.Ich würde da jetzt eher wirtschaftliche als politische Mächte sehen, aber wir sind uns einig: So lange Schröder nur irgendwo mit Nein stimmen will, aber nichts gegen die Verpflechtungen/Abhängigkeiten tut, so lange ist seine Aussage kaum ein Lippenbekenntnis. Hier wäre wesentlich mehr zu tun und ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt zu schaffen ist.
Als Grundlage würde ich den Versuch sehen, Deutschland weitgehend autark zu machen. Internationaler Handel ist gut, aber dort, wo er überlebenswichtig ist, sind wir abhängig und somit erpreßbar.
Als Ansatzpunkte würde ich sehen:
- Förderung des Bergbaus statt endgültige Schließung von Zeschen. Ziel sollte die Fähigkeit sein, bei Bedarf genügend eigene Kohle fördern zu können.- Anbau von nachwachsenden Rohstoffen, statt mit (unseren) EU-Geldern Felder brachliegen zu lassen. Eine massive Förderung von Forschung und Anbau z.B. bei Bio-Diesel würde z.B. nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch die Arbeitslosigkeit senken, Rohstoffe sparen, weniger Devisen benötigen und vor allem die Notwendigkeit verringern, "Krieg um Öl" führen zu müssen.
- Kein Verkauf von Grundleistungen, die jedem zur Verfügung stehen sollten, an private Firmen (also z.B. kein Verkauf der Bahn)
- Förderung von kleinen und mittleren lokalen Bauern für die Grundversorgung der Bevölkerung statt internationaler Agrarkonzerne
Es ist klar, daß solche Maßnahmen nicht nur auf Deutschland beschränkt sein sollten. Je mehr staatliche, regionale oder lokale Einheiten weitgehend unabhängig/autark sind, desto mehr können sie sich zwar am übergreifenden Handel erfreuen. Aber der ist dann das zusätzliche "Sahnehäubchen", nicht mehr zwingende Notwendigkeit. Und da wir außer der Schonung von Ressourcen viel weniger Abhängigkeiten hätten, gäbe es weniger Kriegsgründe und auch weniger Möglichkeiten für Erpressungsversuche, wie indirekt die auch aussehen mögen.
Und wenn ich mir nun ansehe, was Schröder tut, um sein Lippenbekenntnis "Nein zum Krieg" auch irgendwann einmal durchsetzen zu können, was finde ich dann an Maßnahmen? Was tut Schröder, um Deutschland aus den Abhängigkeiten auszuklinken? So ziemlich NICHTS.
Und bevor das jemand zu parteipolitisch sieht: Die CDU würde das für meine Begriffe auch nicht anders machen. Denn, wie JeFra sagt, wenn Politiker das wirklich tun würden, gäbe es wohl großen Ärger. Aber genau deshalb müßte wohl etwas getan werden, bevor es ganz zu spät ist!
@JeFra: Wenn Sie schreiben:
> Ich wuensche Ihnen von ganzem Herzen, dass es Ihnen misslingen wird, sich
> durch ihre Flucht nach Schweden diesen Folgen zu entziehen und dass sie diese
> bis auf den letzten Tropfen Schwedentrunk mit ausloeffeln muessen.dann möchte ich dem doch widersprechen. Solche Angriffe müssen hier nicht sein. Politik ist schon nur ein Randgebiet zum Forumsthema, aber das sollte auf jeden Fall sachlich diskutiert werden, ohne solche Angriffe.
Gruß
Johannes