Sternenfall - Für das Feuer der Inspiration brauchen wir keinen Feuerlöscher.
Geschrieben von Elias Erdmann am 28. Januar 2003 18:51:21:
Als Antwort auf: Re: Gegendarstellung geschrieben von Astro am 27. Januar 2003 20:08:06:
Hallo Astro
Der Sternenfall ist das Feuer der Inspiration, das auf die Erde fällt.
> gerade der Funkenregen ist doch eine sehr beeindruckende Schilderung ...
> Ein solches Ereignis gehört auch nicht in das Reich der Mythen und Märchen,
> genauso wenig wie Impakte von Himmelskörpern oder Wirbelstürme.Auch Träume sind sehr detailliert und beeindruckend und trotzdem sollten wir sie nicht wörtlich nehmen und ebenso wie es eine Traumsymbolik gibt, so gibt es auch bei Visionen eine Symbolik.
„Meteoritenschauer“ kommen tatsächlich gelegentlich vor und sind dann auch ganz reale Ereignisse. Doch wenn in uns das Bild des Sternenfalls auftaucht oder das Bild vom Feuer, das vom Himmel auf die Erde fällt, bezieht sich dieses nur in den allerseltensten Fällen auf zukünftige Ereignisse, die tatsächlich auch in dieser Form auftreten werden.
Wenn man nur ein paar Vision isoliert betrachtet und diese wörtlich nimmt, so kann natürlich der Eindruck entstehen, hier würde tatsächlich ein Naturereignis beschrieben. Wenn man aber das Motiv betrachtet im Kontext von Mythologie, Tiefenpsychologie, Kunst, Literatur und Esoterik, dann ergibt sich ein ganz anderes und umfassenderes Bild. Dann erkennt man, dass dieses Motiv us den scheinbaren Zukunftsvisionen nur ein Aspekt eines viel größeren Phänomens ist. Der Sternenfall bzw. das Feuer, das zur Erde fällt, ist eines der archetypischen Grundmotive unserer Seele und seit ewigen Zeiten gibt es Visionen und Darstellungen dieses Motivs.
Eine der bekanntesten Stellen ist sicherlich diese:
Mk 13,24 Aber zu jener Zeit, nach dieser Bedrängnis, wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
Die frühen Christen sahen darin das Vorzeichen einer Endzeit und sie hatten aufgrund der Bibel etliche Hinweise, dass diese Zeit nahe sei und dass sie selbst diese Endzeit noch erleben würden. Doch sie hatten diese Symbolik nicht verstanden und warteten vergeblich auf die Endzeit und auf dieses Ereignis.
Sie hatten Symbole und Gleichnisse für Dinge, die in uns passieren, irrtümlich für Dinge gehalten, die in der äußeren Welt passieren würden. Was in uns passiert, ist nicht weniger real, nur es passiert halt in uns und nicht in der Außenwelt. Aber man kann innere Vorgänge so schlecht darstellen und so wird in der Symbolik oftmals ein äußeres Ereignis als Gleichnis für etwas genommen, was eigentlich in uns passiert.
Lk. 17,20 Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man's beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! Oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Das Feuer kam tatsächlich, aber eben in den Menschen in Form des Geistes beim sogenannten „Pfingstwunder“.
Apg. 2,1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.
Auch hier wird kein Naturereignis beschrieben, sondern ein Vorgang, der in uns passiert. Doch die frühen Christen warteten auf ein „äußeres Ereignis“ in der materiellen Welt – und sie warteten vergebens.
Jesus sagt: Lk 12,49 Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als daß es schon brennte!
Auch hier geht es ganz sicher nicht darum, dass Jesus in Pyromane sei, der hier alles abfackeln will, sondern es geht auch hier um das Feuer der Inspiration, das in uns entfacht wird. Für das Feuer der Inspiration brauchen wir keinen Feuerlöscher.
Der Geist wird in Form von Inspiration auf der Erde ausgesät und indem wir unsere Inspiration umsetzen, geht diese Saat auf und führt zu neuer Erkenntnis, die geerntet werden kann. Das Feuer der Inspiration, das vom Himmel auf die Erde geworfen wird, das ist so eine Aussaat und kein Naturereignis, das wir fürchten müssen.
Mk 4,26 Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst - er weiß nicht, wie. Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.
Dieses Motiv vom Sternenfall oder vom Feuer, das auf die Erde geworfen wird, tritt in der Literatur auch in ganz anderen Zusammenhängen auf wird keinesfalls immer als „Naturereignis“ gedeutet-
Eine Illustration des Sterntalermärchens.Um das archetypische Motiv des Sternenfalls zu verstehen, muss man den symbolischen Grundaufbau der Schöpfung betrachten.
Eine stark vereinfachte Darstellung:
1. Es gibt eine höchste göttliche Welt des Lichts – Symbol Feuer
2. Es gibt einen Vorhang, der dieses Licht von der Erde fern hält. Es gibt aber in diesem Vorhang kleine Löcher, durch die etwas Licht auf die Erde fallen kann. Dieser Vorhang wird häufig mit einem „Himmelszelt“ verglichen und die Sterne erscheinen wie die Löcher in der Zeltplane.
3. Es gibt unsere materielle Welt – Symbol Erde – in dem finsteren Bereich unter der Zeltplane
Natürlich sind die Sterne nicht wirklich Löcher in einem Zeltdach. Das Ganze ist nur ein minimales Modell, das den Zustand beschreibt, dass die irdische Welt von der göttlichen Ebene getrennt ist. Nun dringt aber immer wieder ein Funken der Inspiration von der göttlichen Welt in unsere Welt. Dieses Motiv finden wir z.B. im Evangelium nach Johannes:
Joh 1,5 Und das Licht scheint in der Finsternis ...
In der Mythologie gibt es nun etliche Licht-Bringer oder Feuer-Bringer:
Jesus: Joh. 8,12 Ich bin das Licht der Welt
Luzifer: Heißt wörtlich übersetzt „Licht-Träger“ (im Mitras-Kult eine positive Figur, wurde vom Christentum verteufelt)
Prometheus: gab den Menschen das Feuer
Im Mithras-Kult gibt es das Fest der unbesiegten Sonne am 25.12. (sol invictus)Wenn das Licht den Menschen erreicht, dann nennt man dieses Erleuchtung. In der Bibel gibt es den Begriff der Taufe mit Feuer und Geist und in der Freimaurerei ist die Lichtgebung der Moment während der Aufnahme, in dem der Aufzunehmende das Licht der freimaurerischen Welt erblickt. http://www.internetloge.de/arstzei/suchder.htm
Prometheus bedeutet „der Vorausdenkende, Vorauswissende“. Seine Haupttat besteht darin, daß er den Göttern das Feuer entwendet und es den Menschen bringt. Dafür wird er von Zeus hart bestraft. Prometheus’ Feuerdiebstahl symbolisiert den menschlichen Kulturfortschritt. Überhaupt wird Prometheus als Kulturbringer verehrt. Baukunst, Schiffahrt und Astronomie werden ihm zugeschrieben. Mit der Übergabe des Feuers an den Menschen wird der Mensch erleuchtet und vernunftbegabt. Das Feuer gilt als Erkenntnis- und Kulturquelle und Prometheus erweist sich als Wohltäter der Menschen, indem er ihnen mit dem Feuer alle Künste, geistige und körperliche Fertigkeiten, Kopfwerk und Handwerk, kurzum die ganze Kultur bringt.
Auszugsweise zitiert nach http://www.uribuelbuel.de/zerfahrenheit/mythos/prometheus.html
Hier noch ein Gedicht, in dem auch der Sternenfall thematisiert wird.
Trakl: Drei Träume (1905)
(Georg Trakl: Dichtungen und Briefe. Hrsg. von Walther Killy und Hans Szklenar, 2 Bde. Salzburg 1969, S. 215 f.)Drei Träume
Mich däucht, ich träumte von Blätterfall,
Von weiten Wäldern und dunklen Seen,
Von trauriger Worte Widerhall -
Doch konnt' ich ihren Sinn nicht verstehn.Mich däucht, ich träumte von Sternenfall,
Von blasser Augen weinendem Flehn,
Von eines Lächelns Widerhall -
Doch konnt' ich seinen Sinn nicht verstehn.Wie Blätterfall, wie Sternenfall,
So sah ich mich ewig kommen und gehn,
Eines Traumes unsterblicher Widerhall -
Doch konnt' ich seinen Sinn nicht verstehn.In meiner Seele dunklem Spiegel
Sind Bilder niegeseh'ner Meere,
Verlass'ner, tragisch phantastischer Länder,
Zerfließend ins Blaue, Ungefähre.Meine Seele gebar blut-purpurne Himmel
Durchglüht von gigantischen, prasselnden Sonnen,
Und seltsam belebte, schimmernde Gärten,
Die dampften von schwülen, tödlichen Wonnen.Und meiner Seele dunkler Bronnen
Schuf Bilder ungeheurer Nächte,
Bewegt von namenlosen Gesängen
Und Atemwehen ewiger Mächte.Meine Seele schauert erinnerungsdunkel,
Als ob sie in allem sich wiederfände -
In unergründlichen Meeren und Nächten,
Und tiefen Gesängen, ohn' Anfang und Ende.Ich sah viel Städte als Flammenraub
Und Greuel auf Greuel häufen die Zeiten,
Und sah viel Völker verwesen zu Staub,
Und alles in Vergessenheit gleiten.Ich sah die Götter stürzen zur Nacht,
Die heiligsten Harfen ohnmächtig zerschellen,
Und aus Verwesung neu entfacht,
Ein neues Leben zum Tage schwellen.Zum Tage schwellen und wieder vergehn,
Die ewig gleiche Tragödia,
Die also wir spielen sonder Verstehn,Und deren wahnsinnsnächtige Qual
Der Schönheit sanfte Gloria
Umkränzt als lächelndes Dornenall.
Zitiert nach http://www.inst.at/trans/6Nr/cellbrot.htm
Link: http://www.literaturnische.de/trakl-nach.htmSternenfall
Text by Karl Wilhelm
Set by Alban Berg (1885-1935), 1902.Meine Sehnsucht ist zum Licht
in die Nacht emporgestiegen
und sie wandelt scheu und sacht,
wo im blauen Meer der Nacht
ihre gold'nen Inseln liegen.Manchmal löst sie mir zum Gruße
eine Silberfackel droben.
Nieder zuckt ihr grüßend Licht,
selig hebt sich mein Gesicht
und ich winke stumm nach oben.Zitiert nach: http://www.recmusic.org/lieder/w/wilhelm/sf.html
- Re: Sternenfall - Für das Feuer der Inspiration brauchen wir keinen Feuerlöscher. Astro 28.1.2003 19:47 (1)
- Es gibt Meteoritenschauer, aber der Sternenfall ist ein archetypisches Motiv Elias Erdmann 28.1.2003 20:24 (0)