Ein katholisch geprägtes Feindbild für die deutschtümelnden Neu-Heiden
Geschrieben von Elias am 06. September 2001 12:05:56:
Als Antwort auf: Ein echter Elias! 13 DinA4 Seiten! Bis nächste Woche dann... (o.T.) geschrieben von Peter Pan am 06. September 2001 05:46:34:
Hallo Peter,
das ist in diesem Falle nun kein "echter Elias" gewesen, sondern nach meiner kurzen Einführung ein übernommener Aufsatz (siehe Quellenangabe)
Es ging mir darum, aufzuzeigen aus welcher Quelle die Verschwörungstheorien tatsächlich kommen. Nach dem vorgehenden Beitrag wo ich das Motiv bzw. den Nutzen thematisiert habe, was auf den christlichen Ursprung hinweist, wird hier nun der Ursprung dieser Verschwörungstheorien selbst thematisiert.
Wenn man das Argument der Feindschaft zwischen den beiden Kultur-Räumen anhand des Motivs isoliert betrachtet, so gäbe es durchaus auch andere Interpretationen für diese Feindschaft, ohne Beeinflussung durch das römische Christentum. Mit diesem Argument alleine wäre die Argumentation also noch zu dürftig. Daher ist es wichtig zu wissen, daß dieses Feindbild der Jüdisch-Freimaurerischen Weltverschwörung ursprünglich nicht von deutschtümelnden Neu-Heiden geschaffen wurde und schon ganz und gar nicht vom ursprünglichen Heidentum, sondern aus einem kirchennahen christlichen Umfeld stammt. Die Wurzeln liegen aber tatsächlich noch viel tiefer, bei den Anfängen des Christentums.
Mit dem Begriff Kelten asoziert man heute zumeist Briten. Aber noch zu Zeiten, wo der südlich des Limes gelegene Bereich bereits christianisiert wurde, war der vom Limes aus gesehene nördliche Teil Deutschlands noch keltisch geprägt. Allzu intolerant in religiösen Dingen können diese keltischen Heiden nicht gewesen sein, denn sie ließen die zu diesem Zeitpunkt bereits christianisierten Franken, die aus den Gebieten südlich des Limes kamen, auf den bei ihnen noch freien Gebieten siedeln und haben sich offensichtlich vertragen. So begann mit dem Zuzug der Franken in die keltischen Regionen eine keltisch-christliche-Multikulti-Gesellschaft auf deutschem Boden. Von den Kelten - also den ursprünglichen deutschen Heiden - sind mir jedenfalls noch keine Verfolgungen religiöser Minderheiten oder Abweichler bekannt.
Die Feindschaft geht also nicht von den ursprünglich recht toleranten Heiden aus!!!
Hingegen gab es schon in der Frühzeit des römischen Christentums (in den ersten 5 Jahrhunderten) erste Spannungen und Konflikte mit dem Judentum und auch mit abweichenden, teilweise gnostisch geprägten Strömungen des Christentums.
Auch in den folgenden Jahrhunderten gab es in Europa in mehreren Wellen Einflüsse aus den vermutlich ursprünglich verwandten ägyptischen und jüdischen Geheimlehren, der Hermetik und der Kabbala, aber auch aus der griechischen Philophie.
Auch wenn (oder vielleicht auch gerade weil) einige Geistliche und viele Gläubige sich zu diesen neuen Einflüssen bekannten, kämpfte die römische Kirche gegen diese Gegenströmungen nun mit aller ihr zur Verfügung stehenden Brutalität, wohl aus Machtstreben und aus Angst die gerade gewonnene Vorherschaft und ihre geistige Monopolstellung zu verlieren. So populär, wie gerade die Katharer in ihrer Blütezeit waren, so sehr verlor die römische Kirche in diesen Regionen ihren Einfluß.
Die kirchliche Brutalität zwang natürlich die Andersgläubigen in den Untergrund, weil ein öffentliches Bekenntnis lebensgefährlich gewesen wären. Geheime Erkennungszeichen sind unter diesen Bedingungen geradezu eine Notwendigkeit. Die Geheimniskrämerei der verborgenen religösen Gruppen wurde nun in der kirchlichen Propagande wiederum mit grauenvollen Vorurteilen und Gerüchten ausgeschmückt. Dem einfachen Gläubigen sollte klar gemacht werden: Was da im Verborgenen stattfindet, das ist böse. Und weil es böse ist, findet es im Verborgenen statt.
Von hier bis zur Jüdisch-Freimaurerischen Weltverschwörung ist es in der Argumentation der christlichen Propagandisten nur noch ein kleiner Schritt, auch wenn er tatsächlich ein paar Jahrhunderte dauerte. Die christlichen Propagandisten dachten anfangs wohl selbst auch noch nicht so global.
Das heidische Keltentum war inzwischen durch die gewaltsame Verbreitung des Christentums aus Zentral-Europa vollkommen verschwunden.
Nun passiert plötzlich zwischen den zwei Weltkriegen das Unerwartete. Das inzwischen vergessene Heidnische Erbe erwacht urplötzlich wieder in Deutschland, aber - was noch erstaunlicher ist - exakt mit dem vom Christentum übernommen Feindbild der Jüdisch-Freimaurerischen-Weltverschwörung. Durch die Rassenlehre wird dieser zunächt doch recht erstaundliche Spagat überhaupt erst möglich. Sicher gäbe es doch für deutsche Heiden größere Probleme durch die christliche Dominanz und den von dieser Richtung aufgezwungenen Glauben. Aber statt dessen suchen sich die deutschtümelnden Neu-Heiden ausgerechnet eine Minderheit als Feindbild aus, von der für sie eigentlich keine Gefahr ausgeht. Das ist doch eigentlich unlogisch. Warum wehren sich die Vordenker des neuen deutschen Nationalstolzes nicht gegen die christliche Fremdherrschaft?
Wenn man dieser Frage nachgeht, kommt man an dem Gründer des Neutemplerordens nicht vorbei, dem selbsternannten Ritter Lanz von Liebenfels, der übrigens bis kurz vor dieser Ordensgründung selbst Zisterziensermönch war und aus ungeklärten Gründen plötzlich sein Mönchsleben aufgegeben hat. Dieser Neutemplerorden ist nun die Brutstätte der bis heute wirkenden "rechten" Varianten der ursprünglich katholischen Verschwörungstheorien. Gerade durch die Überlagerung der ursprünglich rein theologischen Frage mit der Rassenlehre gelang ihm diese Ausrichtung der germanischen Elite auf das alte katholische Feindbild.
Wenn ich die Zeit von damals mit der von heute vergleiche, dann stelle ich viele Parallelen fest. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß bei der Auswahl der Wewelsburg bereist damals Prophezeiungen von einem russischen Angriff berücksichtigt wurden (so alt ist diese Angst also schon!). Es gab damals Verschwörungsliteratur, Esoterik-Zeitschriften, Prophezeiungen, .... eigentlich fehlte den Menschen damals nur noch so ein Internet-Forum. Wenn ich heute gewisse "informelle Kreise" betrachte (die mit *d21a* hier auch schon für Unruhe sorgten) oder auch Gruppen wie die Tempelhofgesellschaft, dann fühle ich mich regelrecht in diese Zeit zurückversetzt.
Wenn wir die Situation vor dem zweiten Weltkrieg aus der Distanz analysiern, so müssen wir uns natürlich die Frage stellen, von wem denn nun tatsächlich die größere Gefahr ausging: Von der angeblich jüdische-freimaurerischen-Weltverschwörung oder von den kirchennahen Propagandisten, die dieses Feinbild in den Köpfen der Menschen verankert haben, so fest, daß es noch bis heute wirkt.
Durch die Verschwörungsliteratur wird also nicht über die tatsächliche Gefahr aufgeklärt, sondern die eigentliche Gefahr geht von ihr aus und somit auch von den kirchennahen Kreisen, die diese Feindbilder ursprünglich entwickelt haben.
- Re: Ein katholisch geprägtes Feindbild für die deutschtümelnden Neu-Heiden Peter Pan 09.9.2001 10:28 (0)
- Ein paar historische Daten Elias 06.9.2001 15:25 (0)