Re: (Mehr als nur eine) Filmkritik

Geschrieben von Swissman am 05. Januar 2003 03:35:12:

Als Antwort auf: Re: (Mehr als nur eine) Filmkritik geschrieben von Badland Warrior am 04. Januar 2003 01:30:11:

Hallo BW,

>abgesehen davon, Mila Jovovich ist sicherlich nicht so irre, wie sie die Jeanne dargstellt hat. In "Das Fünfte Element" ist sie ganz anders.

Das kann ich nicht beurteilen, da ich den Film nicht gesehen habe. Grundsätzlich aber gehe ich schon davon aus, dass "The Messenger" in erster Linie auf das Konto des Regisseurs und des Drehbuchschreibers geht. Milla Jovovich' Anteil ist dabei höchstens sekundär - es scheint mir sogar plausibel und durchaus wahrscheinlich, dass ihr als gebürtiger Ukrainerin der Stoff überhaupt nicht, bzw. nur aus dem Drehbuch, geläufig war.

>Tatsächlich ist es so, dass Kriegertum heutzutage nur noch negativ besetzt ist, zumindest in Westeuropa. Pazifistische Verweichlichung und esoterischer Eskapismus haben mit dafür gesorgt.

Dem kann ich nur zustimmen. - Ironischerweise war und ist es die abschreckende Wirkung der ach so "bösen" Soldaten, die Westeuropa die längste Friedensperiode überhaupt beschert hat. Allein dadurch, dass Westeuropa seit 1945 von Krieg verschont blieb, hatten und haben die Pazifisten überhaupt die nötige Musse und Gelegenheit, ihren "positiven Gedanken" nachzuhängen.

>Es gibt aber auch andere Filme, wo weitab von jeder historischen Korektheit gearbeitet wird, und wo man nur noch umschalten kann. Oder es unter "Erfahrung" abbuchen. Der Film, den du nennst, ist also nicht der "Sündenfall" des Films an sich, sondern eine besonders krasse Ausformung davon.

Korrekt.

>McCarthy hatte schon seine Gründe, besonders auf Hollywood zu schauen.

Joseph McCarthy hat seinen schlechten Ruf völlig zu Unrecht. - Die meisten Personen, die er vorlud, waren nachweislich Mitglieder der Kommunistischen Partei, nur liest man davon kaum etwasin den politisch korrekten Medien.

>Obwohl Hollywood (für einige der Inbegriff des Bösen) auch sehr gute Filme hervorgebracht hat. Sehe mir wahrscheinlich bald "Herrschaft des Feuers" an.

Zweifellos hat Hollywood früher viele gute Filme gedreht, teilweise ist dies auch heute noch der Fall: Ich sehe mir immer wieder gerne "Bravehart" an. Ebenfalls sehr empfehlenswert ist "Patton" (das Drehbuch basiert u. a. auf "A soldier's story" von Omar N. Bradley, Pattons unmittelbarem Vorgestztem im WK2 - daher stimmt der Film bis ins Detail mit den Tatsachen überein).

Erfreulicherweise habe ich kürzlich von Gerüchten gelesen, wonach die Tom Flemings "Johanna von Orleans" (1948, mit Ingrid Bergmann) restauriert werde und in der Orignialfassung erneut ins Kino kommen soll (ursprünglich dauerte der Film 145 Minuten, wurde aber damals auf 100 min gekürzt). Für mich der ergreifendste Film, den ich je gesehen habe (wenn auch leider nur zweimal).

>Was du im Wesentlichen sagen willst ist wahrscheinlich, dass Jeanne d'Arc als geisteskranke Zick dargestellt wird, was natürlich zu verurteilen ist, dass der Regisseur sich nicht die geringste Mühe mt der Authentizität gemacht hat und dass Heldentum mal wieder in den Dreck gezogen wird.

Du hast meine Intention sehr treffend zusammengefasst.

>Aber nochmals zum Historischen: Boudicca (manchmal Boadicea geschrieben), welche die britischen Stämme einte und die Römer niedermachte, war auch noch da, und somit Jeanne d'Arc nicht die einzige Frau, die auf dem Schlachtfeld zur Heldin wurde.

Du hast natürlich Recht mit Deinem Einwand: Dass ich Boadicea vergessen habe ist mir jetzt direkt peinlich. *schäm*

Genaugenommen kennt die Antike sogar (mindestens) noch eine weitere (mögliche) Feldherrin: Königin Zenobia von Palmyra, die 270 n. Chr. ebenfalls einen Aufstand gegen Rom wagte. Allerdings ist in ihrem Fall nicht sicher, ob sie das Heer persönlich führte, oder lediglich das nominale Oberkommando innehatte.

Ganz generell kann man sagen, dass es immer wieder vorkam, dass sich Frauen der Armee anschlossen (wenngleich ihre Zahl wahrscheinlich nicht allzugross ist). Feldherrinnen aber gab es insgesamt wohl doch eher wenige (bei den Kelten sollen Kriegerköniginnen häufiger vorgekommen sein, doch weiss man über sie so gut wie nichts).

Die Erik-Saga handelt von einer Frau namens Aud, die nach dem Tod ihres Mannes, eines Häuptlings, die Stammesführung übernahm und die "Geschäfte" ihres Gatten fortführte. Zuletzt segelte sie mit 20 Mann nach Island, wo sie sich einen Bezirk unterwarf - angesichts der kleinen Gruppe scheint mir der Begriff "Feldherr" aber leicht übertrieben...

Mir scheint, ich muss bei Gelegenheit unbedingt Martin van Crevelds Buch "Frauen im Krieg", das bereits seit einiger Zeit auf dem "noch-zu-lesen-Stpel" liegt, lesen, um diese Bildungslücke zu stopfen. ;-)

>Hoffe, ich habe dich nicht mit meiner Kritik allzu sehr gekränkt.

Du hast mich überhaupt nicht gekränkt, denn der Verweis auf Boadicea war vollkommen berechtigt.

>Aber es kommt eine zeit, in der Männer wieder richtige Männer, Frauen wieder richtige Frauen und große zottige Hunde wieder richtige große zottige Hunde sind. Und das ist auch gut so.

Dem stimme ich zu.

mfG,

Swissman





Antworten: