Putin

Geschrieben von Zwobbel am 18. Dezember 2002 08:53:34:

Hier mal was interessantes zu Putin. Da ich weiß, daß euch kirchliche Dinge nicht so interessieren habe ich das meiste gelöscht und nur das eher politische stehen lassen.
Abkürzungen: ROK=russischorthodoxe Kirche; RKK römisch-katholische Kirche; MP Moskauer Patriarchat

Auszüge (Lücken nicht markiert) aus dem Artikel:
Rom und Moskau: Eine neue Epoche hat begonnen
Kalter Krieg oder Klärung der Positionen?
Von Dr. A.-A. Thiermeyer, Rektor des Collegium Orientale in Eichstätt

...Beim 11. "Weltweiten russischen Volks-Sobor" (Versammlung, Kongress) 1995 wurde Patriarch Alexij 11. zum Vorsitzenden gewählt. Unter der Schirmherrschaft der Kirche wurde jetzt erklärt, dass die Monarchie die beste Staatsform für Russland sei, ferner gab es Dokumente mit sehr antiwestlichen Standpunkten. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich in Russland eine Kampagne gegen den Westen, die Massenmedien, die die Hauptschuld am Niedergang Russlands hätten. An einigen Türen russischer Klöster findet sich seit 1996/97 der Hinweis: "Drogenabhängigen, Alkoholikern und Katholiken ist der Zutritt verboten".
Beim Vl. "Weltweiten russischen VolksSobor" (13. 12. 2001) waren die verschiedenen Religionsvertreter eingeladen, mit Ausnahme der RKK. Dieser Volks-Sobor begann in der Christus-Erlöser-Kirche mit einem Einzug Putins, dem der Patriarch folgte. Es wurde ein Gebet und die Nationalhymne gesungen. Das Thema war: "Russland: Glaube und Zivilisation. Dialog der Epochen".

Dass Metropolit Kirill gegen die Menschenrechte im westlichen Sinn ist, betont er schon einige Jahre. Verstärkt tat er dies 1999, er attackierte scharf die Begriffe "Menschenrechte" und "Religionsfreiheit", wie sie in der Helsinki-Akte zugrundeliegen, denn sie seien nach "westlich-liberalen Gesichtspunkten" erstellt (vgl. Russka Mysi, 15. 07. 1999). Hier liegt bereits eine wesentliche Wurzel der "Verbrüderung" mit den Muslimen, da sie ebenfalls mit den Menschenrechten im westlichen Sinn Probleme haben.

Unglaublich und dennoch wahr ist: Bei diesem Volks-Sobor (13.12.01) gab es eine Verbrüderung zwischen ROK und den Muslimen (es handelt sich um den selben OberMufti Talgat Tajuddin, der jetzt auch die Erklärung gegen die RKK verfasst hat). Es fand ein gemeinsames Gebet der Orthodoxen mit dem Ober-Mufti statt, während ein Gebet mit den Katholiken als Sünde angeprangert wird.

Wer nahm neben Putin teil? Es war vor allem die dominante Figur im derzeitigen Russland, der Kommunist Sjuganow. Er plädierte bei diesem Sobor dafür, zwischen Russland, Weißrussland und Ukraine die alte staatliche Einheit wiederherzustellen. Er ist auch der Mann für "alle Fälle", mit dem die ROK jetzt schon auf gute "Tuchfühlung" geht.
... Es bleibt die Frage: Warum hat Putin, der einen Monat später (Januar 2002) in Warschau (Polen) Papst Johannes Paul 11. quasi nach Russland eingeladen hat, nicht die Katholiken zu diesem "Volks-Sobor" eingeladen?

5. Wer ist Putin und wo steht Putin?
Wenn Putin echte Sympathien für diesen Papst hätte, warum schweigt er zu all den Vorgängen, die oben genannt wurden? Warum lässt er sein Auswärtiges Amt reagieren? Gewiss, Putin könnte den Papstbesuch gut für sein internationales Image brauchen. Er braucht im Land aber auch die ROK. Er weiß wahrscheinlich auch, dass er gar nicht so stark ist, wie er im Ausland gesehen wird (Schröder, Blair, Bush). Er versteht sich zweifellos im Ausland gut zu verkaufen, obgleich in Russland der Geheimdienst immer mächtiger wird. Und dieser Geheimdienst könnte auch Putin "neutralisieren".
Wir sollten uns an Jelzin im Jahre 1998 erinnern: Eine große Inflationswelle kam in Russland und Jelzin erholte sich nicht mehr. Heute prognostizieren russische und ausländische Wissenschaftler eine noch größere Inflation als 1998, die bald Russland überkommen wird. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Putin dadurch seine Macht gefährdet sieht und nun taktieren muss. Er weiß, dass sein Kontrahent Sjuganow bereit steht und dass dieser viele Sympathien hat, vor allem in der ROK.

Das große Fragezeichen, an dem sich alles weitere entscheiden wird, ist die politische Stabilität Putins. Je sicherer sein innenpolitischer Stand ist, desto mehr wird er Wert auf ein reibungsloses Miteinander der Religionen und christlichen Konfessionen legen, zumal dies seinem außenpolitischen Image sehr förderlich sein wird. Dass all das, was jetzt geschehen ist, möglich ist, zeigt nur, dass die innenpolitische Stabilität Putins nicht so stark ist, wie allgemein vermutet...

Quelle: „FORUM im Rundbrief der M.K.M./A.K.M., Nr. 4, Oktober, November, Dezember 2002”



Antworten: