Hallo Amazone, bitte um gefällige Beachtung!

Geschrieben von Arkomedt am 13. Dezember 2002 01:12:46:

Liebe Amazone,

Dein vielbeachtetes Posting hatte es in sich.
Nach dem ersten Lesen hätte ich fast spontan geantwortet "Aber Hallo, die Frau hat recht!" Wenn, ja wenn da nicht so ein kleiner Miesmacher mir zugeflüstert hätte: "Womit hat sie denn recht? Daß du selbst ein kleiner Macho-Schwächling bist, der sich geistig damit einen runterholt, wenn er nur andere Forenleser in Angst und Schrecken versetzen kann?" Denn daß Du mich auch in die von ir verdammte Partei einsortierst, steht für mich außer Frage.

Also gut, nochmal und diesmal sehr aufmerksam gelesen. Und siehe da, aus dem schlechten Grundgefühl wurde Gewißheit.
"Gelernte Heilpraktikerin", die bei vielen ihrer Patienten paranoide Depressionen diagnostiziert, im Rundumschlag gleich verallgemeinert und am liebsten die ihr verhaßten Angst- und Panikmacher therapieren möchte, weil sie ja sonst zu einer ernsten Gefahr für die "andere" Menschheit würden...
Also, Amazone, ich bitte doch sehr!

Zwischendurch, zur Auflockerung: Mit Deinem Mann habe ich mal über das Thema Synchronizität gesprochen. Meine Physiotherapeutin (verzeih mir bitte, daß ich lieber bei dieser Berufsbezeichnung bleibe), eine sehr engagierte Katholikin, erzählte mir bei einer der vielen guten Lymphdrainagen, die sie mir angedeihen ließ, von ihrem Mann und seinem Musikstudio. Auch diese beiden machen mit ihren Kindern gerne Urlaub in Skandinavien. Wie sich die Dinge doch immer wieder ähneln. Mit dieser Physiotherapeutin hatte ich während der Behandlungen übrigens immer gute und manchmal recht tiefgehende Gespräche...
Wie gesagt, dies nur nebenbei.

Vollends abgestoßen wurde ich von Deiner überheblichen Art, in der Du Deine Visionen anbotest. "Also Leute, entweder ihr bittet mich darum, möglichst höflich, oder ich werde hier meine Perlen nicht vor die Säue werfen!"
Natürlich kann ich nur für mich sprechen, liebe Amazone, aber ich kann auf Deine Perlen sehr gut verzichten. Ich würde sie doch nur mit meinem säuischen Geifer besudeln.

Gehen wir jetzt aber mal ans Eingemachte, liebe Amazone. Es steht Dir natürlich frei, alle Menschen, die nicht Deines rechten Glaubens sind, die Deiner Meinung nach im Erkenntnisstand hinterherhinken, zu verachten. Es steht Dir selbstredend frei, für Dich und die Deinen ein weltabgeschiedenes Shangri-La zu errichten. Dort zu hausen nach dem Motto "Und wenn die ganze Welt untergeht, hier bei uns, in unserem ruhigen Tal, sicher nicht. Hier werden wir eine ganz neue Welt aufbauen, zusammen mit anderen Menschen, die guten Willens sind."
Nur wird es nicht so klappen. Spätestens einige Wochen nach dem großen Crash werdet ihr, Dein Mann und Du und eventuelle Mitbewohner Eures friedlichen Tales Euch entscheiden müssen.
Entweder fürs Überleben, also für den Kampf gegen andere Menschen, Marodeure, Plünderer, Wahnsinnige oder aber ihr werdet untergehen. So einfach ist das.

Sag mal ganz ehrlich, liebe Amazone, hälst Du unter diesem Gesichtspunkt nicht doch insgeheim die Art Baddys für ehrlicher? Er überzieht in seinen Szenarien höchstwahrscheinlich noch nicht einmal, im Gegenteil, es wird wohl leider nicht dabei bleiben. Wenn der Crash so schnell und brutal kommt, wie nicht nur er befürchtet.
Wenn Du aufmerksam gelesen hättest, wäre Dir sicher aufgefallen, daß ich zwar als Realist, der ich nun mal bin, befürchte, das Badland Warrior mit seinen Szenarien sehr richtig liegt, aber trotzdem darauf hoffe, daß der Übergang oder besser der Niedergang langsam und schleichend so weitergeht wie bisher. Um den Menschen Zeit zu geben, sich auf das Chaos vorzubereiten.
Das ist aber nur eine Hoffnung, eine ziemlich vage zudem.

Aber gut, Du hast wohl schon abgeschaltet.
Einen muß ich Dir aber trotzdem noch mit auf den Weg geben. Bei Deinen Jagdreminiszenzen mußte ich an meine Schwester denken. Über das Bild einer erwachsenen Frau im angebrochenen 21. Jahrhundert, die eben aus dem Hinterhalt ein Reh erschossen hat, dieses nun aber vor dem Aufbrechen streichelt und seiner Seele einen guten Aufenthalt in himmlischen Weidegründen wünscht, mußte ich gequält kichern.
Meine Schwester, eine gestandene Psychiaterin, ging schon vor 10 Jahren abends in ihren Hühnerstall und unterhielt sich ganz ernsthaft mit ihren Hühnern.

Hier breche ich ab.

Freundlichst, Arkomedt.


Antworten: