Hallo Gandalf, seltsame Übereinstimmung....

Geschrieben von Arkomedt am 03. Dezember 2002 01:03:08:

Als Antwort auf: 2 fragen die ich mir stelle: geschrieben von Gandalf am 03. Dezember 2002 00:48:39:

Nachdem ich Deinen Beitrag las, mußte ich gleich einen gestern von mir in einem anderen Forum geschriebenen hierher kopieren.

juknut wird mir sicher verzeihen, daß ich die Teile, auf die ich antwortete, mit hier reinsetze, um den Zusammenhang nicht zu sehr zu zerreißen.

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Hallo juknut,

danke für die Arbeit, die Du Dir machtest.

Vorab zu Tengelmann.
>den Umsatz der Firmengruppe im vergangenen Geschäftsjahr um 7,3 Prozent auf 28,5 Milliarden Euro gesteigert. "Die internen Planziele wurden weit übertroffen", bilanzierte Haub.
>Der Vorsteuerverlust habe im einstelligen Millionen-Euro-Bereich gelegen und sei damit weiter verringert worden.

Der Umsatz wurde um 28,5 Milliarden € gesteigert, der Vorsteuerverlust habe im einstelligen Millionen-€-Bereich gelegen... Und so etwas tönt jemand lauthals, ohne daß ihn jemand auf die Idiotie, die in dieser Aussage begründet ist, hinweist? Wer so etwas schreibt, erklärt oder sonstwie von sich gibt, erlärt doch gleichzeitig den zumindest moralischen Bankrott des Wirtschaftssystems! Ich gehe nicht weiter auf diese Aussage ein.

Stimmt, juknut, bei der Arbeitslosenzahl habe ich mich vertan, aber es ist ein zu vernachlässigender Fehler. Die echte Arbeitslosenzahl, ohne die ganzen haarsträubenden "Berichtigungen" der Statistik dürften sogar noch über 7,9 Millionen liegen.

>Nicht 7,9 Millionen sondern 7,9 Prozent mein lieber Arkomedt !

>Hallo Arkomedt,
>zur Erklärung meiner Position: In D haben wir es gegenwärtig m.E. mit folgender Problematik zu tun.
>1. Die deutsche Wirtschaft, vor allem der Mittelstand, befindet sich in einer schon länger andauernden Krise, die wesentlich durch den Zustand der westlichen Weltwirtschaft geprägt ist. Zur Sicherung der Gewinnrealisierung geht,wer kann, ins Ausland an billigere Produktionsstandorte.

Ganz gefährlicher Denkfehler, juknut. Du setzt damit den Mittelstand zu hoch an.
Zu diesem Mittelstand gehören jedenfalls das Handwerk, die Gastronomie, der Einzelhandel. Diese können eben nicht auf billigere Lohnländer ausweichen. Die einzige Möglichkeit, die sie haben, ist, auf billigere Arbeitskräfte aus Osteuropa und den "ärmeren" EU-Ländern zurückzugreifen. Dies kostet aber deutschen potentiellen Steuerzahlern genauso den Arbeitsplatz. Nur, zusätzlich ist dieser Mittelstand an die Gesetze in D gebunden, begibt sich auf ein ganz gefährliches Pflaster, wenn er sich nicht ganz genau an jede Betsimmung hält.
Letztlich - Pleite, weitere Arbeitslose, die eben nicht in den Statistiken auftauchen.

>2. Obwohl die wirtschaftliche Situation prekär ist erfolgt bei den Großen eine extreme Gewinnrealisierung durch rigerose Einsparungen ( Arbeitsplatzvernichtung ) und massiven Abbau sozialer Leistungen und Beschneidung der tariflichen Vergütungen bzw. durch Einlegen von sogenannten Nullrunden .

Nun ja, langsam scheint es aber auch mit diesen rosigen Zeiten für die "Großen" zu Ende zu gehen. Die Börsenblasen platzen, die Banken merken langsam, daß sie zuviele Melkkühe geschlachtet haben, um die schnelle Mark mit der Kadaververwertung zu machen.

>3. Gleichzeitig werden die politischen Rahmenbedingungen unter denen zum eigenen Nutzen gehandelt wird verteufelt und als wirtschaftsfeindlich dargestellt. Ich rede nicht vom Handwerk und den Mittelständlern. Der Regierung wird über die Medien ein Strick nach dem anderen gedreht um sie Schritt für Schritt dazu zu bringen, die Belastungen umzuverteilen. Bekanntlich ist es einfacher Vielen wenig zu nehmen als Wenigen viel. Die Konzerne sind nicht bereit, im gesellschaftlichen Konflikt Ihren Beitrag zur Lösung zu leisten.
>Helmut Kohl: Die Politik ist nicht in der Lage auch nur einen Arbeitsplatz zu schaffen. Sie kann aber Rahmenbedingungen stellen.

Die Politik kann es eben nicht, obwohl sie es nicht nur sollte, sondern es ihre gottverfluchte Hauptaufgabe wäre! Und den Strick drehen diesen Regierungen nicht die Medien, diese berichten nur mehr oder weniger tendenziös. Den Strick haben sich diese Möchtegern-Politiker allein durch ihre eigene Unfähigkeit, Skrupellosigkeit und Gier schon lange selbst gedreht. Es darf einfach nicht sein, daß Politiker nach Skandalen welcher Art auch immer einfach entlassen werden, danach aber weiter überhöhte Abfindungen, Ruhestandsgelder, Renten empfangen. Sie müssen für die von ihnen verursachten Schäden persönlich haftbar gemacht werden! Nur auf diese Art würde sich wieder eine vertretbare Politikkultur in Deutschland und sonstwo etablieren lassen!
Die Frage hierbei ist nur, ob auch die immateriellen Schäden hoch genug beziffert werden können. (Der Schaden z.B., den Westerwelle und Gerhardt und der andere heuchlerische Haufen der FDP-Spitze zur Zeit mit dem Feldzug gegen Möllemann anrichten! Der Schaden, der durch den Rausschmiß der Däubler-Gmelin angerichtet wurde.)
Nein, der Strick wird nicht von den Medien gedreht!

>4. International geht man geschlossen dazu über, die sozialen Systeme zu reformieren. Bedeutet in der Praxis, die sozialen Netze zu kappen um so den Finanzhaushalt zu entlasten. Die Bundesregierung schließt sich dem, wenn auch verspätet, an. Der Anteil des Einzelnen an seiner eigenen sozialen Absicherung wird deutlich erhöht. Die gegenwärtige Bundesregierung kann nicht echt dagegensteuern, da ihr dafür die Partner in Industrie und Politik fehlen. Gleichzeitig ist sie nicht in der Lage, offen über die reale Situation zu informieren und bei der Lösung der Fragen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenzuführen. Wird es versucht kommt der Beteiligte ( siehe Sarazzin in Berlin ) unter extremen Druck von allen Seiten. Plötzlich melden sich in der Presse Müllfahrer, die bei weiteren Erhöhungen nicht mehr wissen , wo sie noch sparen sollen.

Richtige Analyse. Wer oder was zwingt D eigentlich, jeden globalen Blödsinn mitzumachen und mitzutragen? Das sind doch in erster Linie die Verflechtungen der internationalen Großfinanz und in zweiter Linie die der internationalen Konzerne.
Die Bundesregierung schließt sich also, wenn auch verspätet, der Kappung der sozialen Netze an. Na, wenn das keine beruhigende Neuigkeit ist! Eben habe ich woanders gelesen, daß "Deutschland offenbar direkt auf einen neuen Sozialismus zusteuert". Diese Aussage halte ich für sehr viel wahrscheinlicher, wenn es auch ein "real existierender Sozialismus" der vor mehr als einem Jahrzehnt zusammengebrochenen Art sein dürfte.
Meiner Ansicht nach steuert Deutschland auf gar nichts zu, ganz im Gegenteil. Das Staatsschiff treibt führungslos, mit geborstenen Ruderwellen und abgesoffenen Maschinen, im Auge eines Hurrikans. Die Führungscrew feiert ein Abschiedsgelage und die Mannschaft ist in Lethargie verfallen. Ein paar Wahnsinnige versuchen, die Boote klarzumachen, bevor der Sturm wieder über sie hereinbricht.
Panikmache???

>5. Die Opposition legt kein schlüssiges Konzept zu Problembewältigung vor. Entweder hat
> sie keines oder sie vermeidet es jetzt und unter den Problemen Regierungsver-
> antwortung zu übernehmen. Das würde ja auch bedeuten, man müsse die Situation
> postiv verändern. Also der Wirtschaft in ihren Forderungen folgen, gleichzeitig einen
> weiteren Abbau der sozialen Netze stoppen und dabei noch die Arbeitslosenzahlen
> senken.

Völlig richtig, juknut, da es keine wirkliche Opposition gibt. Es reicht eben nicht, gegen etwas zu opponieren, wenn man kein besseres Konzept hat - und keine besseren Leute, um es, sollte es tatsächlich, oh Wunder!, von irgendwoher auftauchen, durchzusetzen.

>Lieber Arkomedt, in dieser Situation bin ich der Auffassung ist permanenter Pessimismus reines Gift. Statt aufzuzählen warum etwas nicht geht sollten sich die Großkopferten der Wirtschaft positionieren was sie für dieses Land tun wollen und können, anstatt drüber zu lamentieren wie schwer man es hier eigentlich hat.

Die Großkopferten können es offensichtlich nicht. Oder wollen es nicht, wenn sie hoch genug angebunden sind. Trotzdem muß es doch erlaubt sein, über den Begriff "permanenter Pessimismus" anderer Ansicht zu sein als die berufsmäßigen und bequemlichkeitsorientierten Schönlügner. Sicherlich ist die zu krasse Darstellung der Realität diesen Schönlügnern verhaßt. Sicherlich sind diesen charakterlosen Opportunisten fatalistische Gläubige lieber.
Na und?
Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.
oder:
Wenn zu erkennen ist, daß eine Regierung nicht mehr die Interessen des Volkes vertritt, ist es die Pflicht jedes Patrioten, an ihrer Absetzung mitzuarbeiten. (Weiß nicht, von wem das ursprünglich ist, habe es nur aus dem Gedächtnis zitiert, sorry)

Zu diesem Tengelmann-Haub habe ich mich schon eingangs geäußert.

Freundlichst, Arkomedt.
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Da bestehen doch einige Parallelen, oder?


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