Re: Bankkonto und Machterhalt / Gemeinnutz
Geschrieben von Torsten am 02. Dezember 2002 19:26:14:
Als Antwort auf: Bankkonto und Machterhalt / Gemeinnutz geschrieben von Neues Licht am 02. Dezember 2002 17:23:34:
Liebes Neues Licht,
Gemeinnutz ist ganz einfach zu erklären und ergibt sich aus der Lösung des Gefangenen-Dilemmas. Da ich das schon öfter ausführlich erläutert habe, möchte ich hier nur eine Verknüpfung nennen: http://www.celtic-corner.de/weltformel/texte/ZW.HTML .
Wenn 4 Jahre 16 Stunden täglich die Gesamtsituation verschlechtern, sollte man sich vielleicht mal 5 Tage 8 Stunden Zeit nehmen, darüber nachzudenken, woran das wohl liegen mag und wieviel von dem Herumgerenne mehr Schaden als Nutzen verursacht hat. Als Arbeit kann man das kaum bezeichnen, da Arbeit eine zielgerichtete, planvolle Tätigkeit ist.
Wenn nicht Besitz und Macht im Mittelpunkt stehen, was dann? Wären es Kompetenz und Integrität, dürfte bei Betrachtung des Ergebnisses seit Jahrzehnten keinem Politiker mehr gelingen, zu lächeln. Zur Droge Macht gehört das Schwelgen in der eigenen Wichtigkeit und dem persönlichen Erfolg. Eigenschaften, die bereits am Anfang politischer Karrieren ausgeprägt sind. Und wie bei anderen Drogen erfolgt ein Realitätsverlust, der durch Rückzug in eigene elitäre Kreise verstärkt wird - unter Menschen ähnlicher Denkweise und ähnlichen Sozialstatus'. Gewollt und/oder ungewollt werden Entscheidungen zunehmend auf die Interessen dieser Kreise ausgerichtet.
Von moralischen Mängeln ganz zu schweigen. Selbst am üblichen gesellschaftlichen Maßstab gemessen, finden Vorteilsnahme und persönliche Bereicherung in einem unverschämten Maße statt. Ob dabei tatsächlich kein Unrechtsbewußtsein besteht oder das nur die Maske für die Öffentlichkeit ist, ist unwichtig. Spendenaffären, Aufsichtsratsposten, Beraterverträge, private Nutzung der Flugbereitschaft, private Bonusmeilenverwendung und was weiß ich noch.
Weil Du das erwähnst: gerade Politiker, die an der Spitze des Staates stehen, die Spielregeln festlegen und durchsetzen und deren Verhalten von Vielen wahrgenommen wird, sollten die von Dir genannte "menschliche Stärke" in besonderem Maße aufweisen und nicht mit Charakterschwäche und moralischer Flexibilität als schlechtes Beispiel vorangehen.
Natürlich ist diese Einschätzung undifferenziert, da ich nicht auf alle Regierungsmitglieder, Abgeordnete und nachgeordnete Stellen eingehen noch alle kennen kann. Aber da liefert Jesus einen guten Anhaltspunkt: An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen. Diese Früchte sind: Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, gigantische Verschuldung, Sozialdemontage, Konzeptionslosigkeit und eine immer stärkere Umverteilung zugunsten einer Schicht, der - oh Wunder - die genannten Personen, ihre Verwandten, Bekannten und Geschäftspartner angehören.
Wir können natürlich weiterwarten, bis sich die verstärkenden Spannungen gewaltsam entladen - oder versuchen, auf Mißstände und inakzeptables Verhalten aufmerksam zu machen und die Kurve weich zu kriegen.
Viele Grüße
Torsten