Re: Präventivschlag = Selbstverteidigung / Planspiel

Geschrieben von Swissman am 04. November 2002 01:51:26:

Als Antwort auf: Re: Präventivschlag = Selbstverteidigung / Planspiel geschrieben von Arkomedt am 03. November 2002 02:59:59:

>Ein solches taktisches Vorgehen würde von der Bundesrepublik, sprich Bundeswehr, nicht einmal dann mitgetragen werden, wenn der Bereitstellungsraum der Russen in der Ukraine oder Weißrussland durch zig Meldungen absolut sicher als bezogen verifiziert wäre. Ich wage zu behaupten, daß die Bundeswehr sogar den Bereitstellungsraum Polen und/oder Tschechei und dringende Hilferufe von dort ignorieren würde.

Wo Du recht hast, hast Du recht. Deswegen müssten die USA das auch im Alleingang durchziehen. Zudem verfügen diese bereits über die notwendige Technologie, die man in Deutschland grösstenteils zuerst entwickeln müsste.

>So etwas tut nun mal eine deutsche Armee (BEI IHRER VERGANGENHEIT!!!) nicht!

Ich kann die zugrundeliegende Einstellung zwar nachvollziehen, halte sie aber für naiv. Ich glaube, dass Deutschland, wie auch die anderen westlichen Staaten, für seine (übertriebene) Friedensliebe noch einen hohen Preis bezahlen wird (so wie auch Grossbritannien 1939 die Nutzlosigkeit seiner Appeasement-Politik erkennen musste); dann nämlich, wenn man erkennt, dass die Welt nicht nur von guten, sondern auch von bösen Menschen bewohnt wird. Es ist gut und richtig, für den Frieden zu kämpfen - leider gibt es Situationen, in denen dies nur mittels Gewalt getan werden kann.

Winston Churchill sagte einmal sinngemäss: "Manchmal muss man kämpfen, um einen Freund zu retten. Manchmal muss man kämpfen, um sich selbst zu verteidigen. Und es gibt Situationen, in denen man kämpfen muss, um sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, weil ein Leben in Sklaverei noch weitaus schrecklicher wäre."

Als Nichtdeutscher und Enkel eines Konzentrationshäftlings (gut zwei Jahre Neuengamme und Mauthausen) kann ich glücklicherweise gewisse Dinge ansprechen, ohne dass man mich deswegen in die braune Ecke stellen könnte: Was man in Deutschland in Sachen Militarismus früher in die eine Richtung übertrieben hat, übertreibt man heute in die entgegengesetzte Richtung - gesund ist keines von beidem auf Dauer. Früher oder später wird auch Deutschland wieder zu einem gesunden Nationalbewusstsein zurückfinden müssen - man kann nämlich sein Land auch lieben und darauf stolz sein, ohne deswegen die Weltherrschaft anstreben zu müssen.

Ich sehe auch nichts sonderlich verdienstvolles darin, die Deutsche Geschichte krampfhaft auf zwölf Jahre reduzieren zu wollen (gleichzeitig werden die Verbrechen der Kommunisten nur zu oft in ein paar Nebensätzen abgehandelt; die Vertreibungsverbrechen scheinen, soweit ich das von hier aus beurteilen kann, für den deutschen Lehrplan sogar überhaupt nicht stattgefunden zu haben) - die Deutsche Geschichte hat unendlich viel mehr zu bieten. Wenn ein deutscher Jugendlicher sich für "seine" Verbrechen entschuldigt, finde ich persönlich dies eher peinlich. Entschuldigen kann sich doch per definitionem nur jemand, der Schuld auf sich geladen hat, was hier ja schon aus rein chronologischen Gründen nicht der Fall sein kann.

Man darf und soll sich damit befassen, und daraus Lehren ziehen (die ernsthafte Beschäftigung mit der Geschichte der Menschheit hat ohnehin noch niemals geschadet), aber deswegen in Nationalmasochismus zu verfallen ist grundfalsch.

Zudem: Ist es nicht pure Heuchelei, der WK2-Generation vorzuwerfen, sie habe sich nicht gegen Hitler zur Wehr gesetzt, wenn man gleichzeitig dem täglichen Massenmord namens Abtreibung tatenlos zusieht...? Immerhin herrschte damals Diktatur, selbst ein Witz konnte lebensgefährlich sein, derweil die einzige "Gefahr" heute darin besteht, "politisch unkorrekt" zu sein...?!


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