Re: Das russische Eisenbahnnetz und der prophezeite Angriff
Geschrieben von Swissman am 03. November 2002 02:36:23:
Als Antwort auf: Das russische Eisenbahnnetz und der prophezeite Angriff geschrieben von IT Oma am 02. November 2002 10:11:50:
>Außerdem: wieso heißt das "Intra-Theater Lift"?? Reicht hier das "Theater" etwa bis Deutschland und Skandinavien?!)
Im Militärenglisch versteht man unter einem "theater (of war)" einen Kriegsschauplatz, im Sinne eine vollständigen Front (z. B. gibt es Überlegungen, in Sükorea ein TAD ("Theater Air Defense"), ein regionales Raketenabwehrsystem, zu errichten). Die Bezeichnung "intra-theater-lift" trifft die Sache, vom russischen Standpunkt her betrachtet, sehr gut: Der eine potentielle Kriegsschauplatz (="theater") war, bzw. ist in Westeuropa, der ander im Fernen Osten. Im Winter 1941 kam der TransSib entscheidende Bedeutung zu: Der Spion Richard Sorge konnte belegen, dass Japan beabsichtigte, die USA anzugreifen, womit die sowjetische Fernost-Front gefahrlos entblösst werden konnte. Stalin nutzte die Chance, um 45 ausgeruhte, für den Winterkrieg ausgerüstete, sibirische Division entlang der TransSib nach Westen zu führen, wo die Schlacht um Moskau ihrer blutigen Entscheidung zustrebte.
Die schnelle Verlegung dieser Divisionen wendete das Blatt, und ermöglichte es Stalin, seinerseits eine Winteroffensive zu starten.
Bereits die Zaren liessen sich beim Bau der Transsibirischen Eisenbahn in erster Linie von der Überlegung leiten, darauf in kurzer Zeit Truppen von Ost nach West und umgekehrt verlegen zu können. Erstmals wurde sie im Russisch/Japanischen Krieg 1905 zu diesem Zweck verwendet (wobei die Linie damals noch nicht durchgehend erbaut war).
>Schaut Euch bitte die Karte an. Man könnte doch dieses Netz auch in umgekehrter Richtung benutzen, oder?
Selbstverständlich ist das möglich (siehe den geschichtlichen Exkurs weiter oben)
>Denn der Angriff auf Skandinavien und Mitteleuropa könnte dadurch sehr erleichtert werden.
Tatsächlich findet sich in der VRYAN-Studie unter Punkt II. 9.) der Indikator "Deutliche Zunahme der Güterzüge im Ural und entlang der Transsibirischen Eisenbahn". Der vorhergehende Punkt befasst sich ebenfalls mit verkehrstechnischen Fragen: "Deutliche Zunahme des Schiffsverkehrs entlang der Wolga und im Kaspischen Meer."