Re: Frieden!!! Shalom!!!! Doch kein Krieg im Nahen Osten...jetzt ist sicherlich
Geschrieben von Edgar am 15. Juni 2001 16:32:30:
Als Antwort auf: Re: Frieden!!! Shalom!!!! Doch kein Krieg im Nahen Osten...jetzt ist sicherlich geschrieben von Apollo am 13. Juni 2001 17:40:06:
Hallo Leute!
>Einen Frieden - oder so was ähnliches - wirds dort unten erst geben , wenn die
>Palästinenser ihren eigenen staat bekommen.Auch dann ist es leider noch nicht vorbei, denn dann geht es innerhalb Israels weiter. Ich war bisher drei mal in Israel, davon zwei mal als Delegationsleiter einer Internationalen Begegnung. Innerhalb Israels sieht es so aus, daß die arabischen Israelis (die also vor Staatsgründung Israels Palästinenser waren und sich heute auch noch als solche fühlen)in allen Bereichen stark benachteiligt sind. Ferner fürchte ich, daß nach einer palästinensischen Staatsgründung Araber in Israel unerwünscht sein werden und man versuchen wird, sie nach Palästina zu treiben. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorhersehen zu können, daß in diesem Zusammenhang Nazareth als größte arabische Enklave innerhalb Israels der Hauptbrennpunkt sein wird und als solcher dunkle Zeiten zu erwarten hat, mit einer Intensität, die möglicherweise noch Terroraktionen in Jerusalem in den Schatten stellen wird.
1990 war ich das erste mal dort. Damals betrug das Einwohnerverhältnis Juden/Araber in Nazareth/Nazareth Illit 20.000 jüdische Bürger zu 55.000 arabischer Bürger. 1997 betrug das Verhältnis 30.000 zu 60.000 und im Jahre 2000 war es 35.000 zu 64.000. Bei meinem letzten Besuch im Juli 2000 ahnte ich schon, was da im Falle einer palästinensischen Staatsgründung auf Nazareth zukommen würde. Daß sich meine Ahnung aber so schnell bewahrheiten würde, hätte ich nicht gedacht. Ich kopiere Euch mal einen Bericht, den mir ein befreundeter Anwalt kurz nach Ausbruch der Al-Aksa-Intifada übermittelt hat:Hier nun eine Beschreibung aus arabischer Sicht, von dem, was am Sonntag, 8.10.2000 in Nazareth geschah:
Zur Vorinformation: Nazareth besteht aus zwei Städten: Nazareth, die Altstadt, liegt zu einem großen Teil in einer von Hügeln umrahmten Senke und ist von ca. 65.000 arabischen Israelis (früher Palästinenser) bewohnt. Nazerat Illit liegt unmittelbar angrenzend östlich von Nazareth auf einem Berg und ist von ca. 35.000 jüdischen Bürgern bewohnt.
Am Abend des 8. Oktober machte sich eine Gruppe von ca. 500-1000 jüdischen Bürgern aus Nazerat Illit –teilweise bewaffnet und mit Polizeieskorte- auf den Weg Richtung Nazareth. Als sie den Ostteil der Stadt erreichten, riefen sie im Chor: „Tod den Arabern“ und schossen wahllos in die umliegenden Häuser. Die anwesende israelische Polizeieskorte griff nicht ein.
Um 20.39 Uhr wurde der Imam (Muezzin) einer nahegelegenen Moschee auf die Situation aufmerksam und rief durch sein Mikrophon vom Minarett, daß Nazareth angegriffen werde und sich jeder Bürger in den Ostteil aufmachen solle, um seine Stadt zu verteidigen. Dieser Aufruf pflanzte sich in Windeseile von Moschee zu Moschee fort und alle christlichen Kirchen Nazareths läuteten zur Alarmierung ihre Glocken.
Binnen kürzester Zeit trafen tausende arabischer Einwohner am Ort des Geschehens ein. Der Bürgermeister von Nazareth, Ramez Jaraissy, sowie zwei Abgeordnete der Knesset waren ebenfalls dort angelangt und versuchten vergeblich, die Situation zu entschärfen und zu schlichten.
Inzwischen hatten Scharfschützen der Polizei auf den umliegenden Hausdächern Stellung bezogen. Nachdem weitere Polizeikräfte eingetroffen waren, eröffneten sie das Feuer auf die Araber; zunächst mit Tränengasgranaten und Gummiprojektilen und schließlich auch mit Dum-dum-Geschossen, die nach der Haager Landkriegsordnung verboten sind. Diese Intervention forderte zwei Todesopfer: Omar (42) wurde von einer Kugel getroffen, die in seine Lunge eindrang und der 26-jährige Wissam wurde durch einen gezielten Kopfschuss im Dunkel der Nacht aus 500 Meter Entfernung getötet. Die weitere Bilanz ergab ca. 100 Verletzte, von denen drei noch in Lebensgefahr schweben.
Nachdem die Menge auseinandergetrieben worden war, versammelten sich tausende von Menschen im Zentrum Nazareths nahe der Verkündigungskirche und begannen einen Schweigemarsch durch die Straßen der Stadt.
Am folgenden Tag wurde Nazareth durch einen Generalstreik lahmgelegt. Alle Geschäfte, Schulen und öffentlichen Institutionen blieben geschlossen. Der Beerdigung der Opfer schlossen sich 100.000 Menschen aus der ganzen Umgebung an und auf jedem Haus in Nazareth wehte eine schwarze Fahne.
Mit nachdenklichen Grüßen,Edgar
- Re: Frieden!!! Shalom!!!! Doch kein Krieg im Nahen Osten...jetzt ist sicherlich Apollo 15.6.2001 20:22 (1)
- Re: Frieden!!! Shalom!!!! Doch kein Krieg im Nahen Osten...jetzt ist sicherlich Edgar 16.6.2001 14:04 (0)
- Re: Frieden!!! Shalom!!!! Doch kein Krieg im Nahen Osten...jetzt ist sicherlich Peter Pan 15.6.2001 16:40 (2)
- Re: 8. Oktober 2000 Johannes 15.6.2001 21:01 (1)
- Re: 8. Oktober 2000 Edgar Edgar 16.6.2001 14:33 (0)