Re: Hilfose Schreie

Geschrieben von HotelNoir am 22. Oktober 2002 12:04:06:

Als Antwort auf: Hilfose Schreie geschrieben von Arkomedt am 22. Oktober 2002 03:17:01:

Hi Arkomedt,

Ein sehr schöner Text!

Es spielt keine Rolle, ob Gott, die Erde, die Natur, der Mensch oder die Evolution die höchste Instanz ist. Die Frage ist: Sind wir fähig, das Wunder des Daseins wahrzunehmen. Wenn, dann haben wir eine Idee von Göttlichkeit, egal wie wir sie benennen.

Die Tatsache, dass wir Menschen soviel Leid ausgesetzt sind, lässt viele Sensible unter uns die Schöpfung verdammen. Wir sehen weit und breit nichts, was die Qualen rechtfertigen könnte, denen manche Menschen ausgeliefert sind.

Es ist ein schwieriger, aber lohnenswerter Weg, dies verstehen zu lernen. Vorsicht ist geboten bei esoterischen Theorien, die von schlechtem Karma sprechen (Faschismus) oder davon, dass jeder die Erfahrung bekommt die er braucht (Fatalismus). Diese Haltungen sind eine Folge davon, höheres Selbst aus Ego-Sicht zu betrachten.

Um der Wirklichkeit auf die Spur zu kommen müssen wir lernen statt "von unten nach oben" "von oben nach unten" zu gucken. Wir müssen die Ego-Perspektive aufgeben und die Erde inklusive uns als EIN Wesen betrachten.

Wer offen ist und sich selber beobachtet kann nachvollziehen was mit dem hermetischen Gesetz "Das Feine durchdringt das Grobe" gemeint ist. So geschieht es mit dem Wesen Erde. Es braucht seine Zeit, doch es wird nichts ausgelassen. Das ist die Gerechtigkeit.

Unser Sinn für Gerechtigkeit ist entsprechend unserer kulturellen Prägung extrem auf das Individuum fixiert. Das hat viele Vorteile, aber leider auch den Nachteil, dass Gerechtigkeit und Frieden aus dieser Perspektive niemals zu finden sind, da es immer viele Individuuen gibt, die leiden.

Grüsse HotelNoir


>Hilflose Schreie
>Aus Abgründen steigen sie empor.
>Oder zerfasern in Augenhöhe. Ungehört. Verdrängt. Niemand will sie hören.
>Wer schreit?
>Jeder schreit für sich allein.
>Die einen schreien zu Gott. „Herr, erhöre mich in meinen Qual!“
>Sie sind die Glücklicheren, haben sie doch die Illusion, gehört zu werden.
>Die anderen schreien um Hilfe. „Hilfe! Hört mich jemand? Ich brauche Hilfe!“
>Von wem? Von wem erwarten diese Unglücklichen Hilfe?
>Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!
>Wenn ich mir aber nicht selbst helfen kann?
>Wird mir dann niemand, nicht einmal Gott, helfen?
>Es gibt keinen Gott.
>Es gibt nur uns selbst.
>Wirklich? Das kann doch nicht sein! Es muß doch einen Sinn haben, das Ganze!
>Was für einen Sinn? Was für einen Sinn, verdammt nochmal?
>Der tote kleine Junge hatte einen Sinn.
>Egal, wie hilflos er um Hilfe, um Erbarmen flehte, Gott hörte ihn nicht.
>Der Sinn seines Lebens waren die Träume vom Reichtum seines Mörders.
>Da schreit noch jemand in seiner Qual.
>„Herr im Himmel, ich habe diesen Kerl endlich gefasst. Laß nicht zu...“
>Doch, er lässt zu.
>Dieser Täter wird in spätestens drei Jahren wieder auf die Menschheit losgelassen.
>Doch, er lässt zu. Er oder Nichts lässt ja auch das Weiterleben eines Dutroux zu.
>Millionen Frauen schreien in genau dieser Sekunde hilflos, wehrlos.
>Na und?
>Der Planet Erde schreit um Hilfe. „Rettet mich, sonst ist es zu spät!“
>Es gibt keinen Gottplaneten, der die Menschheit einfach so hinwegfegen könnte.
>Es gibt auf dieser Erde nur diese Erde. Mit allem, was darauf lebt und stirbt.
>Und die hilflosen Schreie?
>Nun ja. Sie hören sich nicht besonders gut an.
>Sind doch aber besser als Nichts, oder?



Antworten: