Re: Unter den Weltuntergangs Prophezeiungen sind noch keine eingetroffen

Geschrieben von Ismael am 15. Oktober 2002 14:19:53:

Als Antwort auf: Re: Unter den Weltuntergangs Prophezeiungen sind noch keine eingetroffen geschrieben von Kober am 15. Oktober 2002 11:08:08:

tja kober,
ich denke der beitrag steht einfach zu weit unten, vorallem unter der "schlachthaus" diskussion!

ich möchte aber noch etwas(leicht untertrieben) zu deinen paradiesischen zuständen sagen:
die mythen des verlorenen paradieses gibt es auf der ganzen welt, nicht nur bei den abrahamitischen religionen, sondern auch in vielen naturvölkern. ich denke das es sich dabei auch um einen archetypen handelt, ob nun auf überlieferungen begründet oder im erebten gedächtnis. das die menschheit vor 3000jahren das paradies wiedergefunden hat, wage ich allerdings zu bezweifeln! da waren die umstände in der eiszeit schon eher paradiesisch. mit der urbanisierung und ich denke, darauf willst du hinaus, obwohl das eher 7000 jahre her ist, wurden die lebensumstände für die mehrzahl der menschen eher schlechter. während die eiszeitlichen jäger und sammler etwa 20 stunden pro woche brauchten, um für ihren lebensunterhalt zu sorgen, waren die frühen ackerbauern wohl eher 40-50 stunden wöchentlich zugange! paradiesisch war das leben in der antike wohl eher für die, die arbeiten ließen! die großen phylosophen der antike, die ja in personaleinheit auch noch ärzte, wissenschaftler und mitunter auch könige waren, hatten tatsächlich alle zeit der welt, um ihre disziplinen zu pflegen, während andere dafür zuständig waren, genug futter beizuschaffen und die bösen nachbarn in schach zu halten. außnahmen mögen hier die regel bestätigen, wobei mir spontan keine ausnahme einfällt!
der mythos des verlorenen paradieses könnte durchaus älter sein, als unser geschlecht! die großen entwicklungsschübe, die unsere linie der säugetiere durchgemacht hat, wurden wohl durch veränderungen der umwelt begünstigt, wenn nicht ausgelößt. die aufspaltung der australepitecinen ging einher mit dem auffalten des rift-valey längs durch afrika. das klima und die lebensumstände änderten sich drastisch und unsere vorfahren mußten sich nach einer neuen bleibe umsehen (übrigens entstammen wir wahrscheinlich nicht einer der bekannten austrelepitecinen linien (lucy und konsorten)). auch in der geschichte des cromagnon-menschen gab es immer wieder gründe, sich aufzumachen und neue gestade zu erschließen. sei es, daß sich das klima änderte, die netten nachbarn sich dann doch als weniger nett erwiesen oder die ressourcen durch überbevölkerung zur neige gingen. diejenigen, die sich aufgemacht haben, müßten dabei immer von den alten gehört haben, daß früher sowieso alles besser gewesen sei, was ja auch stimmte! in den alten geschichten war das land, das jetzt an überbevölkerung litt, verödete oder von krieg und krankheit heimgesucht wurde, voller unverbrauchter ressourcen und ein wirklich vortrefflicher ort, sonst hätten sich die altvorderen ja nicht dort niedergelassen. also machte man sich auf, ein neues 'gelobtes land' zu finden, mit dem ergebnis, daß nur wenige tausend jahre, nachdem die älteste bekannte siedlung, die sich am horn von afrika befand, gegründet wurde, der erste mensch seinen ungewaschenen fuß auf australischen boden gesetzt hat. andere migrationszüge orientierten sich am niltal und nach einem bis dato noch ungeklärten stop am mittelmeer trafen die ersten homo sapiens sapiens in europa auf ihren vetter, den homo sapiens neandertalensis.

um menschen dazu zu bringen, etwas neues zu probieren, muß man es ihnen erstmal schmackheft machen und zu der durchaus authentischen geschichte vom verlorenen paradies kommt die geschichte von dem wiederzufindenden paradies. es gibt stimmen, die moses größte mühen unterstellen, seine schäfchen zu mobilisieren und ich stelle mir die frage, ob er vielleicht nicht ganz unschuldig an den sieben plagen war, die ägypten damals erschütterten!?! immerhin soll er ja, obwohl er isrealit war, zumindest gute kontakte zum königshof gepflegt haben, wenn er nicht sogar der führungsclique angehörte, so es ihn überhaupt gegeben hat, was nicht bewiesen ist. das die israeliten die ja immer größerer drangsal ausgesetzt waren, sich mir nichts dir nichts ausgerechnet einem kolaborateur anvertraut haben sollen, scheint mir doch recht unwahrscheinlich!
ein anderes beispiel für das wiederzufindende paradies findet sich bei den polinesiern, die ja auch immer wieder ausgezogen sind, das verlorene paradies zu finden und dabei den gesamten pazifischen raum besiedelt haben.

heute ist der gesamte planet besiedelt. niemand würde mehr auf die idee kommen, seine lieben zusammen zu rufen und sich auf die suche nach dem gelobten land machen. oder? nun, ich denke fast jeder hat schon einmal daran gedacht auszuwandern und der eine oder andere hat es auch getan! es liegt uns wohl im blute, hinter dem nächsten hügel das gelobte land zu vermuten. das land, in dem alles irgendwie besser ist als dort, wo man vorher war, genauso wie es uns im blute liegt, an eine höhere instanz zu glauben!

genauso wie an den mythen vom paradies etwas wares dran sein dürfte, so könnte auch an einer höheren instanz und auch an dingen jenseits unseres horizontes etwas dran sein! forscher sind auf der suche nach einem 'religionsgen' und meines wissens gibt es da auch schon fortschritte! dummerweise ist dieses gen wohl nicht an eine bestimmte religion gebunden, was praktisch wäre und funktioniert mit so ziemlich jedem hokuspokus, der einem so einfallen könnte. das macht einem die auswahl seiner heilslehre nicht eben einfach.
sind die prophezeiungen nun eine flucht in ein imaginäres paradies, daß nach einigen mühen am ende auf uns wartet, ist wohlmöglich die prophezeiung das produkt der paradiessuche des sehers oder ist wirklich etwas dran? sind sie ersatz für religion, die heute immer mehr in den hintergrund tritt, ergänzung zur religion, die auch von gläubigen menschen vielleicht etwas greifbarer gewünscht wird? das kann letztlich nur jeder für sich selbst entscheiden.

Ismael (der sich noch lange nicht enschieden hat)


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