Feldforschung ?

Geschrieben von franke43 am 15. Mai 2001 07:14:43:

Als Antwort auf: Re: Einspruch geschrieben von JeFra am 14. Mai 2001 22:53:50:

Leute

Uns fehlen einfach die Ressourcen zur Feldforschung, z.B. um alte
Quellen in den Bibliotheken von ganz Europa in den Archiven zu
suchen und selber einzusehen.

Noch bis vor wenigen Tagen habe ich selbst geglaubt, dass keine
Nostradamusdrucke aus dem 16. Jahrhudnert überlebt hätten. Seit
ein paar Beiträgen hier weiter unten weiss ich es besser.

>Daß Tollmann das Datum der Briefe mit 1914 angibt, war mir natürlich klar. Es >geht mir hier um die Frage der Publikation. Ab dem Publikationszeitpunkt muß >man an eine Verschwörung vieler Bibliothekare mit ganz unterschiedlichem >persönlichen und kulturellen Hintergrund glauben, wenn man eine Rückdatierung >der Prophezeiung in Betracht ziehen möchte.

Wie leicht fälscht man zwei Feldpostbriefe vom Anfang des 1. Weltkriegs ?
Da ist zu fälschen: das Papier (man muss Papier aus der Zeit haben),
der Stempel und die Unterschrift. Ausserdem stimmt der ganze Schreibstil
mit dem Zeitgeist und mit der bayerischen Ausdrucksweise.

>Aus diesem Grund finde ich auch >>die Prophezeiungen des A. Johannsson von den >erwähnten Texten am interessantesten. Es wäre freilich genauer zu prüfen, >wieviel von den einzelnen Prophezeiungen zu welchem Zeitpunkt publiziert >worden ist. Deshalb auch meine Frage nach der GWUP.

Ich hab´s mal probiert, mit dem schwedischen Zeitschriftenarchiv
Tageszeitungen von 1914 aus dem Mikrofilmarchiv rauszusuchen. Nicht
soooo einfach, wie viele glauben.

>
>Ich sehe diese Dinge eben vom Standpunkt des Skeptikers (würde dies übrigens >auch mit einigen tragenden Komponenten des modernen naturwissenschaftlichen >Weltbildes tun, aber das steht hier nicht zur Debatte). Daher würde es für >mich in der Frage A. Rill erst dann einen erheblichen Unterschied machen, wenn >etwa durch die C14-Methode auschließen kann, daß ein nach 1945 entstandener >Text rückdatiert wurde. Diese Annahme ist hier deswegen naheliegend, weil die >Erfolgssträhne des Propheten just ab diesem Jahre abbricht.

Würden dann die Briefe sooo echt aussehen ? Also das Fälschen von
Geldscheinen kann vielleicht noch mit viel Aufwand gemacht werden,
aber sowas ? Wer verdient denn da dran ?

>Um in dieser Angelegenheit von einer Endredaktion zu sprechen, muß man >natürlich an eine Rückdatierung der Briefe glauben.

Eben das tue ich nicht. Die Briefe wirken zu echt für eine Rückdatierung.
Die "Erfolgssträne" bricht vielleicht deshalb ab, weil Rill gar nicht
der Seher war, sondern nur dem Seher zugehört hat (mit halbem Ohr), wie
der sich mit dem Leutnant unterhalten hat.

>Anders sieht das etwa im Fall Irlmaier oder Mühlhiasl aus. Im ersteren sind ja >anscheinend die mündlichen Äußerungen Irlmaiers durch K. Adlmaier und N. >Backmund schriflich fixiert worden. Die Prophezeiungen des Mühlhiasl wurden >scheinbar über einen vergleichsweise langen Zeitraum nur mündlich tradiert, so >daß in diesem Fall sicher von einer Endredaktion bei Publikation des Textes >die Rede sein kann.

>A. Tollmann schreibt auf S. 181 (Weltenjahr): Heute ist nur mehr eine 1950 >in München von Max Gunter (= Erbstein) veröffentliche Broschüre erhalten, die >nach dem Autor angeblich mit dem Inhalt von Druckwerken von 1660, 1709, 1763, >1768 (alle verschollen) entspricht. Der Originaltext müßte wohl in >tschechischer oder lateinischer Sprache überliefert sein?

Zur Zeit vom Kaiser Karl IV sind die Originalprotokolle sicher in Latein
abgefasst worden. Das Aufsuchen dieser Protokolle oder der späteren
Drucke etwa in der Bibliothek auf dem Hradschin (da könnten sie sein)
wäre wieder so eine Feldforschung.

>>Das dritte Zeichen wird sein, wenn in dem Lande verschiedene unerhörte und >>noch nie gesehene Künste und Handwerke entstehen werden, welche größten >>Theils fremde Menschen ins Land bringen werden.
>


>Halte ich in dieser Form nicht für eingetroffen. Welches sollen die noch nie >gesehenen Künste sein?

Sag mal siehst Du nicht, wie tiefgreifend sich unsere Welt von der
im 14. Jahrhundert unterscheidet ? Und die meisten Künste (Technik)
sind aus tschechischer Sicht aus anderen Ländern nach Tschechien
gekommen. Damals war gerade die astronomische Uhr am Altstädter
Rathaus in Prag oder das Männleinlaufen an der Frauenkirche in Nürnberg
der letzte Stand der Technik.

>>Das vierte Zeichen wird sein, wenn die Kühe und andere Hausthüre wenig Nutzen >>geben werden und die Menschen es der Zauberei zuschreiben werden.

>Zu MKS und BSE gibt es natürlich Verschwörungstheorien, aber für Zauberei hält >das kaum jemand.

Also bei BSE, wo immer noch kein Erreger feststeht, könnte man nach
damaliger Sicht schon von Zauberei sprechen.

>Die Prophezeiungen über eine gottlose Zeit sind natürlich eingetroffen, aber >das ist eigentlich ein sehr alter Hut und war zumindest 1868 eigentlich klar.
>

>Lied der Linde: C-14 Papieruntersuchung: Niederschrift um 1850 und damit Endredaktion. Erstveröffentlichung: 10.12.1949 in den Trauensteiner Nachrichten durch K.Adlmayer.
>


>Das mit der C14-Untersuchung war mir nicht bekannt, jedenfalls habe ich es bei >Tollmann nicht gefunden. Der von ihm wiedergegebene Text klingt aber irgendie >nicht wie Mitte des 19. Jarhunderts.

Klingt der Text etwa moderner ? In meinen Ohren nicht.

>Ich wäre in arger Verlegenheit, wenn ich dies an konkreten Punkten festmachen >sollte, aber trotzdem: Wenigstens die Schreibweise ist wohl in einigen Punkten >modernisiert worden. Was Vorhersagen über eingetroffene Ereignisse betrifft, >ist das Lindenlied in meinen Augen deutlich weniger attraktiv als die >Feldpostbriefe oder Johannsson.

So gesehen: wo bitte ist der Zweite Weltkrieg bei Johansson ? Sollte er
einen Krieg übersehen haben, der seine nordnorwegische Heimat schlimmstens
verwüstet hat ? Nördlich von Trondheim sind sehr viele Dörfer und
Kleinstädte plattgemacht worden, u.a. Narvik, Bodö und Hammerfest.
Und das "übersieht" der Schwede und Wahlnorweger Johansson so
einfach ?

>Übrigens könnte man bei der Lektüre der Irlmaier-Biographie von Bekh den >Eindruck bekommen, daß K. Adlmayer einfach ein Traunsteiner Druckereibesitzer >war, der rein zufällig die Bekanntschaft des Propheten Irlmaier gemacht hat. >Die Tatsache, daß sich Adlmayer offenbar systematisch mit solchen Fragen >beschäftige hat, wird nicht erwähnt, obwiel sie in diesem Zusammenhang >ziemlich interessant ist.

Kann ich nix zu sagen.

Franke 43

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