@KLL: Malachias und der zentrale Grenzwertsatz

Geschrieben von JeFra am 12. Mai 2001 18:58:18:

Als Antwort auf: Nur 20% gesichert zuverlässig? geschrieben von KLL am 12. Mai 2001 09:18:45:


Neben den von dir angeführten Sehern gibt es noch ein paar andere, die konkrete Hinweise lieferten, die eingetroffen sind, wie z. B. Anton Johansson, die Malachias-Vaticinien oder der heute oftmals unterschätzte Edgar Cayce.

Malachias sehe ich wie folgt: Zunächst das Übliche, exakte Angaben bis 75. Vaticinum (ich weiss aber nicht genau was mit Honorius oder anderen umstrittenen Päpsten ist), danach nur noch Angaben, die so vieldeutig sind wie Aussagen der Pythia zum Krieg zwischen Persern und Medern. Interessant ist aber, warum sich das zeitliche Ende der von Malachias angegebenen Papst-Folge so genau mit den katholischen Erwartungen eines Weltendes um das Jahr 2000 deckt.


Ich stelle mir das wie folgt vor: Verfasser arbeitet im Jahr 1590 (Tollmann, Weltenjahr, S. 138). Geht von seinen Kenntnissen zur durchschnittlichen Amtsdauer eines Papstes aus, berechnet die Zahl der bis zum Jahr 2000 verbleibenden Nachfolger Petri und kommt auf 37. Denkt sich zu jedem einen Spruch aus, wobei der Spruch zur gerade anstehenden Papstwahl politisch motiviert ist.


Man könnte nun meinen, dass bei dieser Vorgehensweise wegen der statistischen Schwankungen der Amtsdauer der Päpste ein ganz erheblicher Fehler in der Vorhersage über die Amtszeit des 37. Papstes nach Entstehen der Prophezeiung zu erwarten ist. Dem ist aber nicht so: Nach dem zentralen Grenzwertsatz (der Dir bei Deinem beruflichen Hintergrund wohl bekannt ist) wächst der Fehler nur in etwa mit der Quadratwurzel aus der Zahl der Summanden (d.h. in diesem Fall der in die Vorhersage aufgenommenen Päpste) und ist asymptotisch gesehen nach einer Glockenkurve mit ziemlich scharfer Unterdrückung erheblicher Abweichungen verteilt. Diese Quadratwurzel ist in diesem Fall etwas mehr als 6, und wenn man etwa von einem Einzelfehler von 5 Jahren ausgeht (hier sollte man die quadratische Varianz nehmen, aber das soll hier eine Milchmädchenrechnung und keine mathematische Abhandlung sein), so sollte der Gesamtfehler nur bei einigen Jahrzehnten (30 Jahre bei den zugrundegelegten Werten) liegen.


An eine prophetische Begabung des Autors der Malachias-Vaticinien glaube ich also nur dann, wenn sich herausstellt, dass die durchschnittliche Amtsdauer eines Papstes sich seit dem Jahr 1590 erheblich geändert hat oder die Folge der Päpste wirklich mit dem 112. abbricht.


MfG
JeFra

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