Bellum iustum ?
Geschrieben von franke43 am 30. August 2002 13:02:38:
Als Antwort auf: Re: Gegenrechnung geschrieben von RMuktananda am 30. August 2002 12:29:38:
Hallo RitamAria
>Wenn so was drin steht, schmeiß ihn weg. Da hats dann nämlich gemenschelt und nicht gegottelt...
>In diesem Sinne,
>RitaMariaGanz so schnell urteile ich nicht, denn ich weiss, dass wir hier
in dieser Welt leben (müssen) und "noch nicht im Himmel", wie
auch Hubert an anderer Stelle geschrieben hat. Und nie zu vergessen
das Schillerzitat aus dem Wilhelm Tell:Es kann der Brävste nicht in Frieden leben,
wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.Die theologische Debatte über den "gerechten Krieg" ist in der
Kirche schon sehr alt und entspricht wohl der Debatte im Islam
um den "Heiligen Krieg". In der Schlacht an der Milvischen
Brücke (312 ??) hat Kaiserkandidat Konstantin über den
Gegenkandidaten und Noch-Kaiser Maxentius einen militärischen
Sieg errungen. Diesen Sieg hat er später ausgenutzt, um der
Kirche im Römischen Reich zum Durchbruch zu verhelfen. Wie
hat er seine Soldaten zur Schlacht motiviert ? Er liess sie
Kreuze auf ihre Schilde malen, weil er behauptete geträumt
zu haben, Gott habe ihm ein Kreuz gezeigt und gesagt:"In hoc signo vinces"
("In diesem Zeichen wirst Du siegen")Er hat nicht seine Soldaten vor der Schlacht aufgefordert, sie
sollten die Schwerter niederlegen, "denn wer das Schwert nimmt,
der soll durch das Schwert umkommen".OHNE die Schlacht an der Milvischen Brücke wären die Christen-
verfolgungen weitergegangen. Kurz vor Konstantin hatte
Diokletian um 300 eine durchführen lassen. Und nach Konstantin
versuchte es der Kaiser Julianus Apostata (der "Abtrünnige")
noch einmal. Aber ohne Erfolg.Ich bin mir unsicher, ob die Ausführungen des Theologen Thomas
Aquinas überhaupt die frühesten zum Thema Bellum iustum sind.
Damals ging es selbstverständlich um die Kreuzzüge, und unter welchen
Vorbedingungen ein solcher Krieg im Namen Gottes geführt
werden dürfte.Wer behauptet, die biblische Botschaft bestünde ausschliesslich
aus Aufforderungen zur Duldsamkeit und Nächstenliebe, hat
nicht nur das gesamte AT übersehen, sondern auch Aussagen von
Jesus wie "Ich bin nicht gekommen, Friede zu bringen, sondern
das Schwert". Die biblische Botschaft im NT zeigt ein Spannungsfeld
zwischen dem - zu verwirklichenden - pazifistischen Gottesreich
und dem noch existierenden Regiment des Schwertes in dieser
unserer diesseitigen Welt, in der der Macht des Lichts leider
nach wie vor eine Macht der Finsternis gegenübersteht.Wobei in keiner Weise Vernichtungsfeldzüge gemeint sind. Auch kein
Ausbreiten des Glaubens "mit Feuer und Schwert".Nur glaube ich - anders als Hubert - dass die USA nicht der
geeignete Vorkämpfer für eine Heilige Sache sind, selbst wenn
man wirklich von einer Verteidigungssituation ausgehen kann.
Dafür sind die Handlungsmotive der US-Amerikaner zu weltlich.
Ich halte die USA nicht für die Macht des Lichts, sondern
bestenfalls für etwas hellgrauer als die andere Seite.Nur: Ein anderer mutiger Vorkämpfer steht überhaupt nicht bereit.
Und der Irak ist auch nicht ein Gegner mit religiösen Motiven,
wie etwa der Iran. Saddam Hussein mutiert nur aus realpolitischen
Gründen manchmal zum frommen Muslim.Gruss
Franke 43
- Re: Bellum iustum ? RMuktananda 30.8.2002 14:23 (0)